Mendelssohn
Well-Known Member
Wenn Schlachthöfe in ihrer gegenwärtigen Gangart vom Grundsatz her Infektionshotspots sind, dann muss eine ganz neue Schlacht- und Viehhaltungskultur entwickelt werden. Dies dämliche Argument, dass der Verbraucher über das Tierwohl entscheide, übersieht, dass Milliarden in das Brainwashing der Verbraucher gepumpt wurde, damit sie ein Verlangen nach 9XFleisch in der Woche entwickeln, statt Fleich wie Jahrtausende zuvor als wertvolle Ergänzung zu verzehren. Inzwischen ist in Deutschland, vor allem in Deutschland wie nirgends sonst, Fleisch billiger als saisonales Gemüse aus dem Umkreis. Dies nicht, weil die Verbraucher danach verlangt hätten, sondern weil es ihnen systematisch von der Tierverwertungsindustrie eingebläut wurde.Das wäre ja nicht schlecht. Denn dann könnte man die Luftzirkulatin in den Schlachthöfen anpassen und so das Virus eindämmen.
Ich bin kein Veganer und kein Vegetarier, aber die Tage mit einer Fleischmahlzeit werden zunehmend weniger. Als Fleischesser bin ich hauptsächlich zum Parasiten meines Hundes geworden: er bekommt in entsprechenden Portionen das Suppenfleisch (seit Jahren nicht mehr vom Supermarkt), ich koche mir aus der Brühe jeden Tag eine andere Suppe Heute z. B. Curry Champignon mit Frühlingszwiebeln. Ob das Gemüse von freien Menschen geerntet wurde, weiß ich natürlich nicht und kann es nicht einmal hoffen.
Was in den Schlachthöfen passiert ist Menschen- und Tierquälerei. Einem Grubenpferd im 19. Jahrhundert ging es im Vergleich zum Schwein im 21. Jahrhundert blendend. Und dem osteuropäischen Fließband-Tierzerleger geht es prinzipiell nicht besser als der "Reservearmee" des 19. Jahrhunderts, die zum Lohndumping gebraucht wird.
Mich würde bei der Dichte der Belegung der teuer vermieteten Bestandsbruchbuden jedenfalls nicht wundern, wenn sich zwei Bulgaren ein Bett teilen. Das kann man mit der Schichtleitung vereinbaren.
Wenn Marx und Engels leben würden, würden sie den Gerichtsprozessen beiwohnen und Protokoll führen. Sie würden die Ausführungen der Schlachthofbesitzer den Berichten der Fließband- und Akkordarbeiter gegenüberstellen. Sie würden die Gewerkschaften und die Politik zitieren und am Ende Zahlen präsentieren. Die kalte Gier.
"Das Kapital" ist voll mit Beispielen aus den real life. Kleinkinder, die zum Säubern der Fabrikschlote an Besen gebunden werden, Fünfjährige, die vierzehn Stunden im Stollen eine Tür zu bedienen haben, Frauen, die wegen der Hitze mit blankem Busen im Bergwerk arbeiteten ... also Beispiele zur Verkrüppelung der Arbeiterschaft, deren durchschnittliche Lebenszeit nur halb so lang war wie von Kaufleuten, Beamten, Juristen und Sonstigen, die nicht hungrig ins verwanzte und verflohte Bett fielen. "Das Kapital" ist voll von solchen Berichten mit Quellenangabe.
Mitten in Deutschland, vor unserer Haustür, wird immer noch wie beschrieben gewirtschaftet.
Philosophisch betrachtet: die Strafe fürs Kapital ist längst überfällig. Nur wird sie bis nach ganz unten weitergereicht und erlitten. Und damit meine ich nicht die Gütersloher, die für ein Attest für ihren Sommerurlaub anstehen. Das kann man verschmerzen. Aber nicht, was auf den Schlachthöfen passiert.