Trotz gerade reihenweise von den Gerichten einkassierten Maßnahmen und Bestimmung: nirgendwo lässt sich wohl die Spaltung der Gesellschaft angesichts steigender Corona-Infektionszahlen und damit auch die Zerstrittenheit und somit Planlosigkeit und Ohnmacht der Regierenden besser ablesen als am gegenwärtigen Chaos an den Schulen.
Zumindest in unserer kleinen Ortschaft auf der Schwäbischen Alb sieht es danach aus. Während an der einen Schule schon vor einiger Zeit die Maskenpflicht auch im Unterricht schon eingeführt wurde, darf in der Nachbarschule die Maske im Unterricht nur tragen, wer das auch freiwillig will.
Kurz vor den Herbstferien sind alljährlich die ersten Elternabende angesetzt. An der einen Schule finden sie alle nächste Woche statt, für die Hälfte der Klassen als Präsenzveranstaltung an der Schule, für die andere Hälfte per Videokonferenz von zuhause aus. Natürlich sind alle unzufrieden, die einen darüber, dass sie an der Schule antanzen müssen, während es die anderen gemütlich von zuhause aus erledigen dürfen, die anderen, weil der persönliche Kontakt zum Lehrer und den (anderen) Eltern ja durch nichts zu ersetzen sei.
Um einen erneuten Lockdown um jeden Preis zu vermeiden, können Schüler und Lehrer aus Risikogruppen Fernunterricht beantragen (bei weitem nicht mehr so leicht und unkompliziert wie im Frühjahr) und auf Infektionen wird individuell reagiert, indem eben einzelne Schüler eine Weile zuhause bleiben und per Fernunterricht beschult werden müssen.
Da angesichts steigender Infektionszahlen in immer mehr Klassen solche Fälle auftreten, findet in entsprechend immer mehr Klassen auch Präsenz- und Fernunterricht nebeneinander statt: die Lehrer müssen den am Vormittag als Präsenzveranstaltung gehaltenen Unterricht nachmittags dann für ihre daheimgebliebenen Schüler als Fernunterricht präsentieren oder aufbereiten (natürlich, ohne dass dafür irgendein ein Ausgleich vorgesehen wäre) und einzelne Klassen an der Schule haben zwischendurch mal Stunden, in denen der Lehrer per Videokonferenz über Rechner und Beamer im Klassenzimmer seinen Unterricht abhält.
Die Folgen und Reaktionen, zumal viele Lehrer und Schüler sich schon zu normalen Schulzeiten am Anschlag belastet sehen, sind durchaus menschlich und absehbar und alles andere als strukturiert und pädagogisch wertvoll.
In vielen Schulen wurden kurz vor und kurz nach den Sommerferien in Hauruck-Aktionen Laptops und Tablets für alle Lehrer bestellt, um für einen möglicherweise anstehenden Fernunterricht mit einheitlicher Hardware gerüstet zu sein. So sind in den letzten Wochen immer wieder Transporterlieferungen voll Rechner in Schulen angeliefert worden. Aber offenbar haben die Lehrer bislang noch gar nichts davon, da die Rechner zwar recht kurzfristig beschafft werden konnten, aber niemand an EInrichtung und Software gedacht hat, wofür nun schlicht Personal und Deputate fehlen. Und viele Schulungen wurden natürlich auch entweder gleich eingestampft oder auf eine minimale Teilnahmerzahl reduziert oder werden gleich als Web-Veranstaltung angeboten, quasi als Lehrvideo, wie man Lehrvideos für sein Schüler erstellt (was eigentlich schon seit Jahren und teilweise professioneller auf Youtube zu finden war).
Eine andere interessante Entwicklung betrifft die Kommunikation der teilweise sehr kurzlebigen Empfehlungen und Regelungen zu Corona: während es im Frühjahr immer wieder Ministerschreiben und Verordnungen waren, die ans ganze Kollegium weitergeleitet wurden, wird im neuen Schuljahr offenbar die mündliche Übermittlung auf dem kurzen Dienstweg entweder auf der Lehrerkonferenz oder durch Info-Ansprachen im Lehrerzimmer oder gleich auf dem Flur bevorzugt.
Mich bestätigt das nur ein weiteres Mal in der EInschätzung, dass überwiegend nur solche Lehrer und Pädagogen eine Karriere in der Bildungsverwaltung und -politik und Lehrerausbildung anstreben, denen jegliches Talent für und Bezug zu ihrem Beruf fehlt und darum ein mit der Zeit immer tiefer werdender Graben zwischen sinnvoller pädagogisch wertvoller Praxis in den Schulen und Lehren und Lehrplänen und Beschlüssen von Kultusministerien, Regierungspräsidien und Schulämtern entsteht.
Andererseits gilt hier ja bekanntlich das Gesetz der Serie und so wird das Wahlvolk mit großer Sicherheit auch in den nächsten Wahlen wieder genau dieselben Idioten in genau dieselben Funktionen wählen wie in den Jahrzehnten zuvor auch schon, obwohl auch da schon außer dem Kontostand und den Aktienkursen so gut wie gar nichts gestimmt hat.
Ich bin vor allem gespannt darauf, wohin dieses Chaos in den nächsten Wochen führen wird. Es gibt eine Million Lehrer, 11 Millionen Schüler und wohl ebensoviele involvierte Erziehungsberechtigte und Verwandte in diesem Land, die dieses Chaos hautnah miterleben. Mal sehen, ob es unerwarteter Weise vielleicht doch die eine oder andere vernünftige Reaktion unter all dem schwachsinnigen Aktionismus geben wird.