Coronavirus Covid-19 ---- Sind die Maßnahmen angemessen?

EnRetard

Well-Known Member
Söder hat sich heute mit zwei Dingen profiliert: Er hat eine Impfpflicht für Pflegepersonal gefordert und er hat eine Pflicht zum Trageen von FFP2-Masken im ÖPNV und beim Einkaufen verfügt. Ich finde beides etwas heikel. Die Impfplicht ist ein schwerwiegender Eingriff, rechtlich problematisch (die Masern-Impflicht für Erzieher*innen wird beim BVerfG geprüft) und könnte, angesichts von bis zu 50% Impfgegnern im Pflegebereich dazu führen, dass Pflegekräfte den Beruf wechseln.

Die Tragepflicht von FFP2-Masken ist auf den ersten Blick sinnvoll, aber auf den zweiten problematisch. Zum einen sind die Teile immer noch recht teuer, wenn man sie in der Apotheke kauft und zum anderen passen sie nicht auf jedes Gesicht. Wenn sie zu groß sind, lassen sie massig Luft an den steifen Rändern vorbei. Vor allem Kindern passen sie selten, aber auch bei Erwachsen mit schmalen Gesichtern oder Hochbetagten sitzen sie häufig nicht gut, teils schlechter als Alltagsmasken.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Er hat eine Impfpflicht für Pflegepersonal gefordert
Da habe ich auch gestaunt o_O

Was mag dem geritten haben. Beim Corona-Impfstoff gibt es das Argument der fehlenden Langzeitstudien. Niemand kann eine langzeitige Körperverletzung ausschließen. Vor allem aber gibt es bei Polio das Argument der Herdenimmunität. Eine Erzieherin, die nicht geimpft ist, kann Kinder anstecken, die nicht geimpft werden können (Impfallergie etwa, das gibt es). Eine mit dem Biontech-Impfstoff geimpfte Pflegerin kann wahrscheinlich weiterhin asymptomatisch infiziert werden und andere weiterinfizieren; daß sie das nicht kann, ist derzeit nicht erwiesen. Ihre Impfung schützt nicht andere vor Infektion, sondern nur sich selber vor einer schweren Erkrankung.

Insofern bringt Söder völlig unnötig Menschen gegen sich auf, die ohnehin seit Monaten am Rande des Nervenzusammenbruchs, eines veritablen Burnout stehen. Na, Dankeschön.
 

Berfin1980

Well-Known Member
https://www.zeit.de/arbeit/2021-01/corona-krise-klinik-berlin-intensivbetten-notfall-covid-19

Berlin hat vorsorglich auf dem Messegelände eine provisorische Notfallklinik mit 500 Betten eingerichtet.

Wir haben also noch Kapazitäten für den Fall das es hart auf hart kommt, hin und wieder macht die Politik auch was richtig.
Zustände wie in Bergamo werden wir bei uns hoffentlich nicht erleben.


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Das steht da aber schon eine Weile, es wurde dazu auch ein älterer Herr reaktiviert vom THW. Vor ca. 8 Wochen beschloss der Senat die Verlängerung bis Mai. Ich denke aber das es länger dort stehen wird, leider.
 

sommersonne

Well-Known Member
Natürlich bringt es etwas, zu wissen, wer von denen fähig ist und wer nicht.
Schuldig und fähig sind aber zwei paar Schuhe. In einer unvorhergesehenen Pandemie, die die ganze
Welt betrifft, erkennt man natürlich schon wer fähig ist in einer Katastrophensituation angemessen zu reagieren. Nur angemessen weil richtig nicht möglich ist, denn es hängt nicht nur alles von der einen Person ab.
 

Bintje

Well-Known Member
Zu Söder nochmal, wie soll ein ALG II Empfänger sich diese Masken eigentlich leisten können, odre hat er daran gedacht?

Irgendwas kommt da vermutlich. Sollte. Zumindest in Bayern.
"Meine" GKV sagt inzwischen, sie verschicke nur Bescheinigungen für Leute, die an ihren hauseigenen Gesundheitsprogrammen teilnehmen. Dafür müsste man zucker-, herz-, krebs- oder lungenkrank sein. Andere Vorerkrankungen fallen bei denen durchs Raster, weil seltener.
Supi, ne? ;)

Meine Hausärztin erzählte heute früh, dass die Leute teilweise wirklich am Rad drehen. Söhne und Töchter von Alten hängen sich stundenlang ins Internet oder an die Hotline, um einen der raren Impftermine zu ergattern und heulen sich danach bei ihr aus. Gestern waren alle landesweiten Termine innerhalb von zwölf Minuten weg, vergangene Woche bei noch doppelt so vielen Terminen binnen 24 Minuten.
Und der FDP-Gesundheitsminister macht auch keinen Mut: "325.000 Schleswig-Holsteiner*innen, die zur ersten Impfpriorität zählen, stünden durch den Impfstoff-Mangel nur 7.700 Impf-Termine pro Woche zur Verfügung, so Garg." Quelle: NDR

Kurzum: beim bisherigen Tempo dauert es 42 Wochen, bis alle, die zur ersten Impfkategorie zählen, durchgeimpft sind. Danach kommen die anderen in Schläfrig-Holstein dran.

Bis dahin hat sich das auch erledigt. Mit 2021 und so weiter.

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EnRetard

Well-Known Member
Immerhin gibt's bei euch schon Termine. In NRW sollen ab dem 25. Januar die Stufe1ler noch in freier Wildbahn leben, angeschrieben und über die Möglichkeiten informiert werden, einen Termin zu ergattern, über Telefon oder, hochbetagtenfreudlich, eine Äpp. Die scheinen darauf zu hoffen, dass sich das Thema angesichts des hohen Alters der Betroffenen und der effizienten Mutanten auf biologischem Weg erledigt.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Virologe Streeck: Inzidenzwert

... ja, ich weiß. Ich hatte mich auch gefragt, ob ich das wirklich lesen will. Doch, ist informativ :(


Virologe Streeck: Inzidenzwert vermittelt völlig falsches Bild

„Der Grenzwert von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner wird von vielen als ein wissenschaftlicher Grenzwert wahrgenommen“, sagte Streeck der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. „Tatsächlich aber ist er ein von der Politik definierter Grenzwert.“ Er vermittele inzwischen ein völlig falsches Bild, da die Teststrategie ständig verändert worden sei. Auch die Zahlen der Neuinfektionen seien dadurch nicht mehr ausschlaggebend.

Seit dem 3. November würden nur noch symptomatische Fälle getestet, die auch Kontakt zu Infizierten hatten, sagte Streeck. „Dieser Wert ist nicht vergleichbar mit dem im Sommer, wo wir die Dunkelziffer durch massives Testen viel besser ausgeleuchtet haben.“ Außerdem verzerrten die Antigentests, die nicht erfasst werden, das Bild. Die aktuellen Zahlen der Neuinfektionen vermittelten daher ein falsches Bild und sollten daher nicht dem Zweck politischer Entscheidungen dienen.

Der Wissenschafter warb für systematische, repräsentative Stichproben, um zu verstehen, wie das Infektionsgeschehen wirklich aussieht. Nur so könne ein konstanter Richtwert entwickelt werden. „Derzeit wissen wir wie gesagt nicht, wer sich wo und wie überhaupt ansteckt, warum es überhaupt noch Infektionen gibt, wir tappen einfach im Dunkeln.“

(Mal abgesehen davon, daß die magische Inzidenz von 50 kein willkürlicher Wert ist: Bei 50 Infizierten auf 100.000 Einwohner in 7 Tagen kommen die Gesundheitsämter noch hinterher mit der Kontaktverfolgung. Das ist die Idee: >50 ist das Geschehen nicht mehr kontrollierbar.)

Wußte ich zwar, hatte ich aber auch schon wieder vergessen. Im Sommer wurden ja Hinz und Kunz auf Verdacht getestet. Jetzt gibt es eine riesige Dunkelziffer. Heißt zum einem, es ist viel, viel, viel schlimmer, als die Zahlen hergeben. Man meint ja, wenn wir im Sommer bei 20, jetzt bei 200 liegen, sind das zehn mal so viele. Es sind viel mehr, die nur nicht erfaßt werden.

Heißt auch: Wenn Ziel des Lockdowns <50 ist, wird das noch viel länger dauern. Denn bevor die 50 erreicht werden, werden die Tests ja wieder schärfer kalibriert.
 
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