Denn die Politik hatte sich vor der Wahl darauf festgelegt das es keine Impfpflicht geben wird um sich das dann vom Wähler mit Stimmen honorieren zu lassen.
Das kann man durchaus so sehen, aber da das nach meiner Erinnerung alle Parteien gesagt haben, war das für Wahlentscheidungen wohl eher nicht ausschlaggebend (außer für Versprengte, die eh gegen alles waren/sind und gleich die Basis gewählt haben).
Im März 2020 wußte keiner so richtig wie mit der Pandemie umzugehen ist. Da würde ich noch niemanden einen Vorwurf machen. Erst später.
So sehe ich das auch. Vor allem im ersten Jahr wusste man ja auch noch nicht, ob es überhaupt Impfstoffe geben würde und wenn ja, wie sie wirken.
Dann kamen sie auf den Markt, da ging es auch um Vertrauen, Vertrauen auf Vorschuss. Parallel aber haben Leute wie Spahn m.E. öfters geradezu desaströs kommuniziert, und von überhasteten Halbinformationen geschwängerte Medienberichte im Fünf-Minuten-Takt haben es, vorsichtig ausgedrückt, nicht besser gemacht. Dazu eine falsche, verzerrende "Ausgewogenheit", die fast jeder Anti-Vax-Mom und kollektiven Protesten von Impfgegnern teils mehr Aufmerksamkeit gewidmet hat als anderen Bevölkerungsgruppen bis hin zu Ärzten, Pflegepersonal und Wissenschaftlern, die sich wirklich mit der Materie auskennen (nicht Bhakdi oder ähnliche Schwurbler wie Rüdiger Dahlke). Mir fehlte auch oft die Perspektive der Opfer, der vielen Hinterbliebenen. Traumatisch, sich nicht mehr sehen, verabschieden zu können und sich vorstellen zu müssen, der oder die einsam gestorbene Liebste sei wegen der Ansteckungsgefahr sofort in einem verschlossenen Plastiksack weggekarrt worden ...
Gestern bin ich aus meinem Nachrichten-Detox mal ein bisschen aufgetaucht und las unter anderem, dass Scholz sich für fraktionsübergreifende Gruppenanträge der Abgeordneten stark gemacht habe statt, wie es üblich wäre, Anträge der verschiedenen Fraktionen zur Impfflicht.
Das fand ich gut, richtig gut und hätte ich ihm gar nicht zugetraut! Viel besser als die Fraktionsdisziplin, bei der der eine oder die andere sicherlich nur widerstrebend oder gar nicht dahinter stehen könnte. Es ist richtig so! Eine berufsbezogene Impfpflicht finde ich vollkommen okay; die sollte m.E. selbstverständlich sein. Aber da sie es anscheinend nicht war, geht es nur über gesetzliche Regeln.
Bei der allgemeinen Impfpflicht bin ich mir inzwischen tatsächlich unschlüssig. Zögerlich, so lange beispielsweise nicht klar ist, wie häufig die Leute ggf. nachgeimpft werden müssten und wie das Ganze kontrolliert werden soll. Bis dahin stelle ich mich gern weiteren wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Verfügung und lasse mich selbstredend impfen. Als vermeintliches "Versuchskarnickel". Weil ich der Wissenschaft und Medizin ungleich stärker traue als Leuten, die auf Globuli und energetisiertes Wasser vertrauen und zur aufsteigenden Mondlinie meditieren. Bitte, keine Ursache.
