Was hat das mit Föderalismus zu tun?
Nur beiläufig; es hatte vielmehr mit Deiner Aussage zu tun, die ich zitiert habe und die darauf abzielte, dass in der Schule unterrichtete Inhalte von irgendetwas anderem außer von allgemein anerkannten unabhängigen Bildungsinhalten abhängen sollten. Denn ob dieses Andere regionale Präferenzen sind oder persönliche Präferenzen einzelner Lehrer, macht im Prinzip keinen Unterschied, sollte nur verdeutlichen, was nicht in die Schule gehört.
Es ist aber auch sinnvoll, im Grenzgebiet zu den Niederlanden Niederländisch als Fremdsprache zu unterrichten und in Görlitz Polnisch.
Und die DDR dürfte in den ostdeutschen Bundesländern eine größere Rolle im Unterricht spielen als in Aachen.
Nein! Nicht in der Schule! Ich würde es durchaus jedem empfehlen, sich mit der regionalen Kultur und sonstigen Gegebenheiten vertraut zu machen, wenn ihm danach ist, und es dürfen auch durchaus freiwillige AGs in der Schule zu solchen Themen angeboten werden, aber nicht als verpflichtende Inhalte. Die müssen vergleichbar bleiben in einem Gebiet, indem dieselben Abschlüsse vergeben werden. Und was die Auswahl der zweiten und dritten Fremdsprache angeht, werden den Schulen ohnehin weit reichende Freiheiten gewährt.
Was Dialekte und Minderheitensprachen betrifft, sind wir glücklicherweise nicht Frankreich. Und auch nicht die Türkei. Weder die von Atatürk noch die von Tayyip.
Glücklicherweise nicht! Aber bring die armen Leute ja nicht auf Ideen, sonst beginnen die auch noch ihre 2 Weltkriege und vergasen 6 Millionen Juden, falls Du daran überhaupt glaubst. Und bevor jetzt die Rückfrage kommt: das hat mit Föderalismus in etwa so viel zu tun wie Deine Bemerkung!
Und was die Türkei angeht: ich bin ja mit Einblicken in beide Länder aufgewachsen und was ich in meiner Kindheit und Jugend in Deutschland besonders geschätzt habe im Vergleich zur Türkei, war vor allem das Schulsystem und die Seriösität im Geschäftsleben. Und es tut mir in der Seele weh mitzuerleben, wie sich auf diesen Feldern in den letzten Jahrzehnten eher Deutschland den türkischen (eigentlich amerikanischen) Verhältnissen angenähert hat als umgekehrt. Du solltest die deutschen Lehrer erleben, wie sie offen über Flüchtlinge und Araber reden und das unterscheidet sich mittlerweile überhaupt nicht von dem, wie seinerzeit in vielen türksichen Schulen über die ländliche Bevölkerung oder die Kurden geredet wurde.
Also komm mir ja nicht mit Atatürk oder Tayyip, wenn es darum geht, das zu bewahren, was hier einmal (weltweit) vorbildlich war.
Was die Verbreitung politischer Ansichten betrifft, so ist es weltfremd glauben, dass sich die Ansichten von Lehrkräften und SchülerInnen geheim halten ließen.
So ziemlich alle Ideale sind weltfremd und schwierig bis unmöglich zu erreichen. Und dennoch macht es mehr Sinn, an sie zu glauben und sie anzustreben als sie gleich in den WInd zu schlagen, nur weil sie weltfremd und unrealistisch sind. In der Schule soll gerade niemand etwas geheim halten müssen; es soll gerade die Selbstverständlichkeit unterschiedlicher Meinungen und des offenen Redens darüber vermittelt werden. Dazu muss ein Lehrer in der Lage sein, die unterschiedlichen Perspektiven zu kennen, zu akzeptieren, ja sogar einzunehmen und somit dem Schüler einen möglichst weiten Raum zu eröffnen, indem dieser seine individuellen Ansichten entwickeln und vertreten kann. Wenn Lehrer dazu nicht in der Lage sind aufgrund ihrer politischen religiösen oder ideologischen Überzeugungen, dann sollten sie den Dienst quittieren und wie Höcke in die Politik gehen.
Um es noch einmal klar zu sagen. In den Schulen sollte möglichst einheitlich allgemein anerkannte unabhängige Bildung vermittelt werden, die die Schüler bestmöglich auf ihr zukünftiges Leben vorbereitet, und zwar nicht nur auf ein Leben, das sie ausschließlich dort verbringen, wo sie zur Welt gekommen und aufgewachsen sind, sondern meinetwegen auch in Berlin, München, London oder irgendeiner südamerikanischen Provinz. Und da gibt es schon so viel zu lernen in so kurzer Zeit, dass jede verpflichtende Folklore überflüssig und kontraproduktiv ist.