Deniz Yücel

Alubehütet

Well-Known Member
Deniz hatte in der taz einen sehr persönlichen Stil gepflegt, der fiel einfach auf. Provozierend bis krawallig. Insbesondere Leute um AfD/Pegida usw. hat er gerne auf die Palme gebracht, mit so Schlagworten wie „Deutschensterben von seiner schönsten Seite“, aber auch in diesem Forum hätte er wohl einige provoziert mit seinen Thesen zum „N-Wort“ (siehe auch). Insofern ist Deniz einer, den man klasse findet oder ablehnen muß, einer, der nicht gleichgültig läßt. Viele Rechte haben damals gesposted, das sei das erste Mal, daß Erdogan aus ihrer Sicht was richtig gemacht hat; Yücel dürfe da gerne in einem Keller verrotten.

Mit der WELT ist er dann seriöser geworden, aber eben für die Türkei auch gefährlich. Zumal man seinen Artikeln das Bemühen anmerkte, sich streng an Recht und Gesetz zu halten und sich nicht angreifbar zu machen. Z.B. selber keine RedHack-Leaks zu veröffentlichen, sondern nur das zu berichten, was schon in anderen Medien darüber zu lesen war.
 

eruvaer

Well-Known Member
Insofern ist Deniz einer, den man klasse findet oder ablehnen muß, einer, der nicht gleichgültig läßt.
Spannend.

Mich hat er schon vor der Welt kalt gelassen bzw gelangweilt...


Ändert nix an meiner These, dass Yücel mir seinem leichten Che Guevara Touch einfach ein günstiges Gesicht ist, das stellvertretend für willkürliche Verhaftungen in der Türkei (sogar von Ausländern und im Ausland) steht.

...wobei Che schon eins dieser verwirrten Symbole ist...aber nun gut.

Stehen die Wetten eigentlich noch?
Hat jemand seine Meinung zum Thema grundlegend geändert?
Jemand unter den Usern, der nicht mehr schreibt, weil ers nicht mehr aus der Türkei raus geschafft hat? Hm?
 

Alubehütet

Well-Known Member
Mich hat er schon vor der Welt kalt gelassen bzw gelangweilt...
Nö, das glaube ich dir nicht :p

Dann hat er dich genervt. Och nö, nicht der schon wieder. Hält sich für soo witzig. Aber gleichgültig läßt er nicht.
Ändert nix an meiner These, dass Yücel mir seinem leichten Che Guevara Touch einfach ein günstiges Gesicht ist, das stellvertretend für willkürliche Verhaftungen in der Türkei (sogar von Ausländern und im Ausland) steht.
Das stimmt, ja. Und mit der Fluppe im Mund ist der auch ein wenig ikonographisch, hat was von Bogart, oder Fidel mit Zigarre.

Wetten? o_O
 
Zuletzt bearbeitet:

sommersonne

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Oh ne, hast du es nicht eine Nummer kleiner? Inwiefern ist er besser oder wichtiger als die vielen anderen verhafteten Journalisten, Wissenschaftler und Menschen mit anderen Berufen?
Aus ihm wird jetzt schon ein Märtyrer gemacht und die erhaltenen Hafterleichterungen sind auch nicht recht.
Man kann es auch übertreiben und jetzt einen Che Verschnitt aus ihm zu kreieren ist leicht gaga. Che war auch nicht der Held den eine ganze Generation aus ihm gemacht hat.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Inwiefern ist er besser oder wichtiger als die vielen anderen verhafteten Journalisten, Wissenschaftler und Menschen mit anderen Berufen?
Naja, die
vielen anderen verhafteten Wissenschaftler und Menschen mit anderen Berufen
gehen uns zunächst einmal weniger an. Das ist ein innertürkisches Problem. Obwohl für die 100, die seit gestern in der Türkei vor Gericht stehen, in Wuppertal Plakate tapeziert werden, auf angemieteten Werbeflächen. Muß mal rauskriegen, wer dahinter steckt.

Eigentlich ist Deniz nicht wichtiger. In der Öffentlichkeit schon. In der taz und bei Jungle World hat er auf der Homepage seine festen #FreeDeniz-Ecken, DIE WELT berichtet regelmäßig drüber, Böhmermann hat ihn als Ikone in seinem Studio hängen … Kommt einiges zusammen:
  • Deniz ist der erste Deutsche, den sie eingeknastet haben.
  • Niemand sonst, auch kein türkischer Journalist, soweit das bekannt ist, sitzt in Isolationshaft.
  • Deniz ist der einzige, den viele auch schon vorher kannten. Steudtner zum Beispiel sagte mir gar nichts. Und wir kannten ihn mit Recht; seine Schreibe war markant. Und er hat auch einige Scheißhäufchen gezielt gesetzt, um sich einen Namen zu machen, aufzufallen.
  • Deniz ist ein Linker. Beliebt bei taz und Jungle World.
  • Schreibt aber für DIE WELT.
  • Über linke Themen: Über PKK und PYD.
  • Das hat die langjährige Türkeifreundschaft der Springerpresse auch massiv verstört.
  • Heißt, wir haben hier eine seltene Querfront von Anarchos bis Friede Springer, und letztere heißt: bis hin zu Angela Merkel.
  • Und der hat halt auch eine fotogene Visage. Unrasiert, mit seinen leicht verzottelten Haaren, beides vorteilhaft auch noch frühzeitig teilergraut, bedient er alte Westlinken-Sentimentalitäten, die längst über die Linke hinaus in einen allgemeinen Kanon eingegangen sind.
Das wäre, was mir gerade so einfällt. Warum Deniz zwar eigentlich nur einer von vielen ist, aber dennoch zum Symbol geworden. Käme Deniz raus, die Tolu wäre, glaube ich, schnell vergessen.
 
Zuletzt bearbeitet:

sommersonne

Well-Known Member
Ach so, die anderen Häftlinge sind nur Türken, gehen uns nicht so viel an, na ja dann ...
Sonst aber gehen uns innertürkische Probleme auch etwas an, wie man am Forum schön sehen kann.
 

EnRetard

Well-Known Member
Deniz hatte in der taz einen sehr persönlichen Stil gepflegt, der fiel einfach auf. Provozierend bis krawallig. Insbesondere Leute um AfD/Pegida usw. hat er gerne auf die Palme gebracht, mit so Schlagworten wie „Deutschensterben von seiner schönsten Seite“, aber auch in diesem Forum hätte er wohl einige provoziert mit seinen Thesen zum „N-Wort“ (siehe auch). Insofern ist Deniz einer, den man klasse findet oder ablehnen muß, einer, der nicht gleichgültig läßt. Viele Rechte haben damals gesposted, das sei das erste Mal, daß Erdogan aus ihrer Sicht was richtig gemacht hat; Yücel dürfe da gerne in einem Keller verrotten.

Mit der WELT ist er dann seriöser geworden, aber eben für die Türkei auch gefährlich. Zumal man seinen Artikeln das Bemühen anmerkte, sich streng an Recht und Gesetz zu halten und sich nicht angreifbar zu machen. Z.B. selber keine RedHack-Leaks zu veröffentlichen, sondern nur das zu berichten, was schon in anderen Medien darüber zu lesen war.

Ich teile nicht deine Meinung, dass Yücel bei der Welt "seriöser" geworden ist. Türkei-Korrespondent bei der Welt ist etwas anderes als Kolumnist in der Taz. Auch bei der Taz hat er nicht unseriös gearbeitet, sondern eine andere Aufgabe gehabt, die eine andere Textsorte erforderte. Was seine in dem verlinkten Text formulierten "Thesen" zum "N-Wort" betrifft, so liegt das Provokative für mich darin, dass er unendlich wortreich gackert, um eine Binsenweisheit zu verkünden: Die Bewertung aller möglicher Termini, so auch "negro" und "Neger", ändert sich im Laufe der Jahrzehnte und es ist hirnverbrannt, die Maßstäbe von heute auf 50, 80 oder 100 Jahre alte Texte anzuwenden.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Mich hat er schon vor der Welt kalt gelassen bzw gelangweilt...
Immerhin war er dir vor seiner Verhaftung in der Türkei ein Begriff. Mir nicht.
Ich hätte den thread auch eröffnet, wenn ein deutscher Journalist mit Namen Fabrizius Steigerwald vom Rheinischen Merkur, den wirklich gar keiner kennt, in der Türkei wegen Terrorverdachts verhaftet worden wäre, nur weil er Hilfslieferungen an bombardierte kurdische Städte kommentiert hätte.
Ob Yücel sein Publikum gelangweilt hat, oder ob er sich nur in die erste Reihe beamen wollte, spielt bei der Beurteilung der Sachlage keine Rolle. Genauso wenig wie es eine Rolle spielt, welche Bücher Tolu im Regal stehen hat.
Die Frage ist, wo Meinungsfreiheit endet und Staatssicherheit anfängt. In dieser Frage haben nicht alle Nationen und Kulturen zu allen Zeiten die gleiche Grenzziehung.
 
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