Erste Festnahme
Im Juni 2015 wurde Yücel zusammen mit
Özlem Topçu (
Die Zeit) sowie den türkischen Journalisten Pınar Öğünç (
Cumhuriyet) und Hasan Akbaş (
Evrensel) auf Anordnung des Gouverneurs der türkischen
Provinz Şanlıurfa festgenommen, weil sie auf einer improvisierten Pressekonferenz am
türkisch-syrischen Grenzübergang Akçakale kritische Fragen gestellt hatten.
[22]
Auf einer Pressekonferenz in
Ankara im Februar 2016 richtete Yücel eine Frage an die deutsche Bundeskanzlerin
Angela Merkel, wie sie zu Vorwürfen stehe; sie ignoriere heutige Missstände in der Türkei, „weil sich dessen Regierung im Gegenzug kooperationsbereit in der
Flüchtlingspolitik zeige“. Yücel benannte dabei beispielhaft Einschränkungen der
Pressefreiheit in der Türkei, woraufhin er vom türkischen Ministerpräsidenten
Ahmet Davutoğlu und der regierungstreuen türkischen Presse angegriffen wurde.
[23]
In einer Mitteilung über den Abzug des
Spiegel-Korrespondenten
Hasnain Kazim vom 17. März 2016 gab
Die Welt bekannt, dass sie Yücel „zum Schutz ihres Korrespondenten“ vorläufig aus der Türkei abgezogen habe.
[24]Am 4. April berichtete Yücel wieder aus der Türkei, als er zum Inkrafttreten des
Flüchtlingsabkommens zwischen der EU und der Türkei vom türkischen Küstenort Dikili vom ersten Rücktransport von Flüchtlingen berichtete.
[25] In der Nacht des
versuchten Militärputsches am 15. Juli 2016 berichtete er von Geschehnissen in Istanbul.
[26]
Zweite FestnahmeBearbeiten
Am 25. Dezember 2016 meldete die türkische Zeitung
Sabah, im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen das linksgerichtete türkische Hacker-Kollektiv
RedHack sei ein Haftbefehl gegen Yücel verhängt worden.
[27]RedHack hatte sich Zugang zu den E-Mails von
Berat Albayrak, Energieminister und Schwiegersohn des Staatspräsidenten
Recep Tayyip Erdoğan, verschafft; die Mails wurden oppositionellen türkischen Medien zugespielt, von
WikiLeaks indiziert und am 5. Dezember 2016 in einer durchsuchbaren Datenbank (Berat's Box) veröffentlicht.
[28][29] Yücel hatte über die von Redhack verbreiteten Mails zwei Artikel in der Zeitung
Die Welt verfasst. Redhack gilt in der Türkei als
Terrororganisation.
[30] In zeitgleichen Razzien wurden sechs türkische Journalisten in diesem Zusammenhang festgenommen, Yücel hielt sich zur fraglichen Zeit nicht in der Türkei auf. Am 14. Februar 2017 wurde Yücel in Istanbul von der Polizei in Gewahrsam genommen, nachdem er der Aufforderung zu einer Befragung Folge geleistet hatte.
[31] Ihm wurde wegen seiner Berichterstattung Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Datenmissbrauch und Terrorpropaganda vorgeworfen. Nachdem er sich der Polizei gestellt hatte, wurde Yücels Istanbuler Wohnung durchsucht.
[31] Mit Yücel wurde erstmals ein Journalist mit deutschem Pass in der Türkei verhaftet. Der Vorsitzende des
Deutschen Journalisten-Verbandes Frank Überall kritisiert den Polizeigewahrsam für Yücel: „Es zeigt, dass Präsident Erdoğan versucht, den Ausnahmezustand zu missbrauchen, um unliebsame Berichterstattung unmöglich zu machen. Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie den Fall aufgreift und ihre diplomatischen Kanäle nutzt, um unseren Kollegen zu schützen.“ Das Vorgehen auf türkischer Seite sei eine neue Eskalationsstufe, weil mit Yücel auch die
Pressefreiheit in Deutschland angegriffen werde, denn die Grundlage der Vorwürfe sei die Berichterstattung in der 'Welt'.
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