Mendelssohn

Well-Known Member
Mich hat eher gewundert, dass ausser den Journalisten und demnach der Öffentlichkeit überhaupt Politiker Interesse an dem Fall zeigten.
Dies ist wohl Erdogan zu verdanken, der mit der Zerstücklung Kashoggis an die Öffentlichkeit trat. Er sah wohl eine Grenze mitten in der Türkei überschritten. Außerdem gab es wohl keine finanziellen Verpflichtungen gegenüber den Saudis. Fast unbemerkt vollzog Erdogan ja eine Kehrtwende zu Europa. Nun nimmt er die "Menschenrechtler" in die Pflicht. Und sie liefern. Selbst amerikanische Republikaner.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
@eruvaer Konkret: Erdogan hat es geschafft, dass die Saudis keine deutschen Waffen mehr bekommen (die deutschen Waffenschmieden jaulten enorm, wollten beinahe dichtmachen) und die saudisch-amerikanische Freundschaft ins Straucheln gerät. Wenn sich zur Muller-Front nun auch noch eine Anti-Zerstücklungsfront im Namen des Christentums und der freien Rede in Stellung bringt, dürfte es eng für Trump im nächsten Wahlkampf werden.
Ich bin gewiss kein Erdogan-Fan, aber in der Kashoggi-Sache macht er alles richtig.
Auch zeigt Erdogan der EU, dass die AKP weit entfernt vom Islamfaschismus der Saudis und ihrer Büttel ist. Das dürfte für die deutsche Regierung wohl die wichtigste Botschaft sein.
 

EnRetard

Well-Known Member
Erdogan ist ein Muslimbruder und ein Gegner der Saudis. Er hat sich mit den Saudis überworfen, als die dem ägyptischen Militär dabei halfen, den gewählten, aber unfähigen Muslimbruder-Präsidenten Mursi wegzuputschen. Er spuckte den Saudis auch schon in die Suppe, als die eine Blockade gegen Katar verhängten, mit dem Ziel den mit der Türkei verbündeten Herrscher zu stürzen. Erdogan hat überhaupt keine Skrupel, massenweise Menschen massakrieren zu lassen, wenn es ihm politisch nützt. Ich begrüße es, dass er MbS als Anstifter zum Mord an Cemal Kaşıkçı / Jamal Kashoggi bloßgestellt hat. Aber das geschah aus reinem politischen Opportunitätsdenken.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Davon höre ich zum ersten Mal. Ich verstehe auch nicht, wen oder was du mit ägyptischem Islamfaschismus meinst.
Sayyid Qutb.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sayyid_Qutb
Aus dem link:
"Die Dschihad-Gruppen, die seit den 1970er Jahren zum Beispiel in Ägypten, Syrien und Saudi-Arabien entstanden, beriefen sich unter anderem auf die Gedanken Sayyid Qutbs, vor allem auf seine Begriffsverwendung von Dschāhiliyya und Takfīr. "

Aber ich habe es auch noch woanders her als aus wiki.
https://www.deutschlandfunk.de/john...er-moderne.730.de.html?dram:article_id=102272
 

EnRetard

Well-Known Member
Ich kann mit dem Begriff Islamfaschismus im Zusammenhang mit dem islamistischen Theoretiker Qutb nichts anfangen. Eine halbwegs verbindliche Definition des Begriffs Islamfaschismus existiert anscheinend nicht; teilweise wird er gleichbedeutend mit dem politischen Islam verwendet oder auf das Revolutionsregime im Iran angewandt. Für mich gehört zum Faschismus eine autoritäre, militaristische Staatsvorstellung mit Personenkult um den Staatschef dazu. Darauf passt für mich allenfalls das Regime von Tayyip Erdogan in der Türkei, allenfalls noch der frühere pakistanische Militärmachthaber Zia ul Haq.
 

Alubehütet

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Das ist die Frage, wie historisch eng Du den Begriff „Faschismus“ fassen willst. Gemeint ist eher ein Totalitarismus. Die ursprüngliche Totalitarismustheorie hat ja nicht platt rot gleich braun setzen wollen; Hannah Arendt etwa hat ja viel zu.B. von rätesozialistischen Ideen gehalten.

Gemeint ist ein grüner Totalitarismus nach dem roten und dem braunen. „Faschismus“ ist da griffiger. Im Zusammenhang mit Teilen der AfD würde ich sogar von einem schwarzen Faschismus sprechen.
 
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