Wenn der Pflegeaufwand redlich berechnet wird, ist das keine schlechte Sache. Bisher gibt es keine vernünftigen Daten, es wird soviel gepflegt wie das Personal Zeit hat. Die Folgen können dann so aussehen:
Als meine Mutter 2019 einen Oberschenkelhalsbruch und bei der stundenlangen Operation ein Delir erlitt, wurde sie von jetzt auch gleich desorientiert, ihre Vergesslichkeit verschlechterte sich schlagartig sehr deutlich und sie wurde verbal und körperlich fremdaggressiv. Nicht mehr wieder zu erkennen. Das Pflegepersonal war überfordert, reagierte teils panisch, teils zahlte es mit gleicher Münze heim. Mit zwei Ausnahmen (Altenpflegerinnen) sahen sich die Damen und Herren außerstande, meine Mutter zu pflegen. Die Folge: ich tanzte um 5.30 an, um meiner Mutter beim Waschen und Anziehen zu helfen. Das hatte sie vorher allein gekonnt und ich musste mir das im Supercrashkurs bei den beiden vernünftigen Schwestern abschauen. Glücklicherweise war das einige Monate vor Corona. ---- Dieses Jahr musste sie wieder ins KH, Augen-OP, grauer Star, weil sie erblindet war. KH machte klar, das geht nur mit Einzelzimmer und 24-h-Betreuung durch Angehörige.2 Übernachtungen, die erste mein Bruder, die zweite ich. Kosten? Krankenkasse hat noch nicht über Erstattung entschieden. Ohne diese Lösung wäre meine Mutter immer noch blind. Wir müssen dem KH dankbar sein. Und Patient*innen ohne pflegekundige Angehörige bleiben blind?
Sollte also die Minutenzählerei dazu führen, dass der Pflegeaufwand für dementiell veränderte und psychisch kranke Patient*innen ehrlich berechnet wird, bin ich dafür.
Dass allerdings der (mutmaßlich) privatversicherte Porsche fahrende Soziopath nach Kassenlage darüber entscheiden wird, bedeutet mit Sicherheit eine massiv erhöhte Sterblichkeit von Nichtleistungsträger*innen im Krankenhaus. Alles andere wäre ja auch spätrömische Dekadenz.