Ich versuch's mal.
Kern von so einem Atomkraftwerk ist der Kernbrennstab. Logisch. Das ist gewissermassen der Tank mit Treibstoff. Ohne Treibstoff läuft nichts. Der Atomausstieg ist seit Jahren beschlossene Sache, terminiert auf den 31.12.2022. Entsprechend haben die Betreiber die AKWs so weit gefahren, daß so Mitte Dezember, Weihnachten rum, der „Tank“ leer ist. Dann sind die Kernbrennstäbe so weit aufgebraucht, daß damit nicht einmal mehr eine Taschenlampe zum funzeln gebracht werden kann.
Jetzt kann man natürlich sagen, Januar/Februar sind mit die kältesten Tage. Da könnte aus gegebenem Grund Energie knapp werden. Also laßt uns lieber die AKWs Okt.-Dez. abschalten und sie Jan.-April laufen. Haben die Grünen kein Problem mit. Die Atomstrommenge, die gewonnen werden kann, bleibt dieselbe, es entsteht kein Gramm zusätzlicher atomarer Endmüll. Sagen wir, ein SUV hat einen 80-Liter-Tank. Fünf Liter sind noch drin. Die Strassenverkehrszulassung erlischt zum Ende des Jahres, bis dahin sollte wir die fünf Liter noch verfeuern. Klar kann man sagen: Wir holen uns eine Sondergenehmigung, rotes Kennzeichen bis Ostern, lassen die Kiste stehen bis Jahresende, und verfahren die Restliter erst Anfang nächsten Jahres.
Die Menge an Sprit aber, die verfahren wird und werden muß, bleibt dieselbe. Darum haben die Grünen kein Problem damit.
Ostern aber ist der Tank leer. Empty. Platt. Nichts geht mehr. Darum ist eine Laufzeitverlängerung bis 2024 Unsinn. Klar kann man jetzt sagen: Dann kippen wir einfach ein bißchen Sprit nach in den Tank! Kann man aber nicht bei AKWs. Die kann man nur volltanken, oder es lassen. Man muß schon einen ganzen vollen Kernbrennstab einführen. Damit sich aber eine solche „Volltankung“ rechnet, muß man sie leerfahren. Mehr noch. Man muß sie vor allem technisch leerfahren, weil man einen nur halb verbrauchten, noch vor sich hinglimmenden Kernbrennstab nicht entsorgen kann. Im Bild: Man kann den SUV nicht verschrotten, wenn der Tank noch halbvoll ist. Dann entzündete sich die Suppe, wäre unser SUV atomkraftgetrieben.
Bis so ein Kernbrennstab aber wieder aufgebraucht ist, braucht es 4-5 Jahre. Wir reden also über eine Laufzeitverlängerung bis Ostern 2023 – Oder aber Ostern 2028. 2024, was die FDP heute wieder eingebracht hat, ist QUATSCH. Bar jeder Sachkenntnis.
Das aber ist noch nicht die Pointe. Die Pointe ist nämlich: 2028 ist auch Quatsch. Denn diese Kernbrennstäbe liegen nicht einfach einsatzbereit irgendwo auf einer Palette rum. Vor allem: Die sind nicht DIN-genormt. So einen Kernbrennstab muß man erst einmal fertigen. Herstellen. Und zwar individuell. Sonder-, Spezialanfertigung für jedes einzelne AKW. Und das dauert.
Zwölf bis fünfzehn Monate.
Heißt. Wir können jetzt ein AKW stillegen. Und Januar wieder hochfahren. Trotzdem ist es dann spätestens Ostern platt. Und könnte dann frühestens 2024 wieder hochgefahren werden. Bis dann mindestens 2029.
Guckt man sich das im Detail an, Stichwort „Streckverfahren“, ist es dann nicht ganz so einfach. Aber das ist das Prinzip. Und das hätte man Greta so erklären können. Und Lindner sollte das wissen.