Damit unterstellt Prien implizit, dass Touré sich eben nicht "von ihrem eigenen Schicksal gelöst" habe, was die beanstandete Aussage ist. Da holt sie auch die suggestive Fragestellung nicht raus.
Das ist der Punkt. Man muss auch die Frage davor hören, die unter Verweis auf ein "Welt"-Interview zielgerichtet darauf zusteuert:
..."deshalb muss ich natürlich auch auf die Koalition in Kiel zu sprechen kommen, denn auch hier gibt es ja durchaus Widerstände, ein Stück weiterzukommen, Stichwort sichere Herkunftsländer, glauben Sie, dass man hier überhaupt zu einem Konsens kommen kann zwischen CDU und Grünen, um eine neue Migrationspolitik zu machen?" Priens Antwort:
"Das wird natürlich schwierig, weil hier einzelne Protagonisten im Land natürlich auch wirklich sehr dezidierte Positionen vertreten, aber ich glaube, man muss sich auch dem versuchen, nüchtern und vernunftsgesteuert zu nähern (...)"
Abgesehen von der suggestiven Frage mit eingebauter Antwortschiene ist da schon glasklar, dass sie Touré meint (und nicht etwa z.B.
Stefan Schmidt als sehr profilierten, langjährigen Flüchtlingsbeauftragten). Da beginnt Prien mit Untergriffigkeiten, indem sie "dezidierte Positionen", an denen sie sich offenkundig scheuert, als nicht "nüchtern und vernunftsgesteuert" darstellt.
Die nächste Frage, die umstrittene, ist so gesehen folgerichtig, wenngleich perfide und spalterisch: Direkte Aufforderung zum Angriff auf Touré.
Prompt rutschte die Ministerin einmal mehr auch auf ihrer eigenen Denke aus. Touré ist allerdings gebürtige Deutsche, Afrodeutsche, hat selbst keine Fluchtgeschichte. Ihre aus Mali stammenden Eltern lebten bereits in Neumünster, als sie zur Welt kam; dort ging sie zur Schule, studierte in Kiel, machte ihren Abschluss; nüchterner und norddeutscher geht's nicht. Aber Priens vorherige Antwort, siehe zitierte Passage, malt bereits ein Bild von unprofessioneller Emotionalität. Da schließe ich mich der Ansicht von
@EnRetard an.
Ich beteilige mich übrigens nicht an der Debatte, ob Priens Aussage rassistisch ist. Das soll Touré beurteilen oder von mir aus Midyatli. Übergriffig ist sie aber gewaltig. Sie unterstellt ihrer Kollegin Unprofessionalität, es klingt herablassend und unkollegial ist es in jedem Fall, denn ich gehe mal davon aus, dass Touré sich auch nicht über Fragen z.B. des Zentralabiturs auslassen würde.
Exakt. Klar war es blöd, das Interview so zusammenzuschneiden. Aber ganz zu Beginn forderte er sie ja schon zu "großen" (sprich langen) Antworten auf - dass dann mehr zusammenkommt, als man für die eingeplante Länge des Beitrags braucht und geschnitten wird, ist auch klar. Prien darf man unterstellen, dass sie das weiß; sie ist lange genug dabei. Aber mit Verweis auf ausgelegte Bananenschalen, auf denen man leider-leider unvermeidlich ausrutscht, auch wenn sie noch so neongelb leuchten, kann man es natürlich lösen. Das geht immer. ^^