AW: die domina, die transe und ich in Urlaub
Zitat von ReginaR:
Unwissentlich hat er mit Träumen gespielt, über die ich mir selbst noch nicht einmal bewusst war.
Das wird jetzt sehr intim, sorry.
Liebe Regina,
Du brauchst Dich hier nicht für Deine Gefühle zu entschuldigen; kein Mensch sollte sich für Gefühle entschuldigen brauchen, weder hier noch woanders. Und ja, ich kann mir vorstellen, wie es Dir geht - ... es rüttelt einen natürlich durch, wenn plötzlich irgendetwas Unbewusstes, Verdrängtes nach oben gespült wird, und sei es durch Kleinigkeiten, eine Geste, irgendeinen Satz. Dergleichen geschieht. Es gehört halt zum Leben.
Anscheinend hat der Mann so einiges an persönlichen Veränderungswünschen in Dir angetickt, und das ist sicher der näheren Betrachtung wert - sofern Du' Dir erlauben kannst/willst, Dich darauf einzulassen. Es hieße ja erstmal Neuland zu betreten, und das ist nicht immer nur toll, es macht oft auch Angst.
Ich weiß nicht, wie tief Deine Gefühle für diesen Mann sind, aber nach allem, was Du jetzt schreibst: ganz sicher tiefer, als Dein Eingangspost es bei oberflächlichem Lesen vermuten ließ, doch zwischen den Zeilen steht ja viel mehr. Sonst hättest Du die Geschichte auch nicht so sorgsam erzählt (nehme ich zumindest an).
Mein Vorschlag: Lass den Tourismus-Text doch erstmal sacken. Eine Nacht überschlafen ist immer gut. Ich kenne Dich nicht, weiß nicht, wie Du gepolt bist, aber spontane Kontaktabbrüche bergen ja auch die Gefahr, dass es einem hinterher wieder Leid tut und man sich fragt, ob man dem armen Kerl nicht doch Unrecht getan hat, er vielleicht doch die Stecknadel im Heuhaufen war usw. Mögliches Resultat: Schuldgefühle, Gummiband-Spielchen etc., also lauter verzichtbares Zeug. Und da brauche ich Dir ganz sicher nix zu erzählen. Du scheinst mir eine erfahrene, gestandene Frau, die außerhalb emotionaler Verhedderungen - die, wie gesagt, völlig legitim sind und vorkommen - ganz sicher auch genug Mutterwitz hat, um im Leben zurechtzukommen. Tu das, was sich für Dich gut und stimmig anfühlt. Wozu Du stehen und womit Du gut (GUT!) leben kannst. Und wenn das bedeutet, den Kontakt noch eine Weile laufen zu lassen und sich dann leise und immer mehr zu verabschieden: ist auch das okay. Alles. Hauptsache, das was Du tust, steht im Einklang mit Deiner Würde.
Vielleicht kannst Du's ja so nehmen, dass er eine Funktion für Dich hatte oder hat. Es ist ja kein Zufall, dass wir zu bestimmten Zeitpunkten unseres Lebens Menschen begegnen, die irgendetwas in uns anticken: seien es verschüttete Gefühle, persönliche Veränderungswünsche, Sehnsüchte, was auch immer. Und die Begegnung mit solchen Menschen - ob sie nun, wie zerd so lustig und anschaulich schrieb, zur Kategorie Ziegen melkender anatolischer Bauernbuben gehören oder, im Gegenteil, ganz, ganz anders getaktet sind - kann dann zu einem Wendepunkt werden, die eine oder andere Veränderung im Leben anzugehen. Damit will ich nix ins Metaphysische überhöhen, aber auf die Botschaften zu achten, die das Leben ganz en passant (und stets unvermutet, wie gemein!) für einen bereit hält, kann eine tolle, spannende und ungeheuer bereichernde Erfahrung sein. Sofern man das zulassen mag oder kann. Und dann, ja!, dann kann man sogar echten Trotteln dankbar sein, die einem irgendwann mal ein Radiergummi oder auch das Herz gestohlen haben und damit durchgebrannt sind.
Und genau das wünsche ich Dir. Dass Du die Erfahrung mit ihm als solche nehmen und weitergehen kannst. Geh weiter, es lohnt sich. Und Du schreibst wirklich gut. In Dir liegt mehr als das, was Du vielleicht glaubst...
;-)
anouk