@Mendelssohn
Ich hatte doch geschrieben, worin die Probleme bestehen, Katholizismus und Islam zu vergleichen: Der Klärungsprozeß Kirche/Universität ist abgeschlossen, der von Islam/Universität beginnt überhaupt erst. Und: Der Islam kennt eben kein verbindliches Lehramt, damit aber auch auch nicht so ohne weiteres einen Ansprechpartner. Das will alles erst ausgehandelt werden.
Khorchides Vorgänger,
Sven Kalisch, war
ausweislich eines FAZ-Interviews 2008 gestartet zum Beispiel mit den Thesen: Auf Apostasie (Abkehr vom Islam) steht traditionellerweise der Tod. Hierzu ist zu sagen, daß dies im Koran nicht geboten sei, sondern zurückgeführt wird auf die Praxis des Propheten. Da wäre erstens zu fragen, ob das historisch-kritisch überhaupt so haltbar ist; hat der Prophet das so gesagt und praktiziert. Zweitens, selbst wenn, ist das für alle Zeit so verbindlich oder nicht nur im zeitlichen Kontext zu sehen. Dann fragt Kalisch: Wie geht der Islam damit um, daß der auch im Koran beschriebene Exodus (Auszug der Juden aus Ägypten unter Moses) historisch nach aller Erkenntnis so nicht stattgefunden hat. Das, finde ich, sind legitime Fragen, die müssen muslimische Religionslehrer ihren Schülern ja auch beantworten.
Später aber geht Kalisch dazu über, die historische Existenz des Propheten Mohammed überhaupt zu bestreiten. – Ich halte das Projekt der Saarbrücker für unbedingt notwendig, für eines der ganz großen Abenteuer der Geisteswissenschaft. Es wird die Große Abrißbirne angesetzt auf ein Denkmal, und wir schauen mal, was dann überhaupt noch von stehen bleibt: Das haben wir mit Jesus von Nazareth schon gemacht, mit dem griechischen Dichter Homer, gegenwärtig mit dem chinesischen Denker Laodse, und es hat uns bislang immer noch weiter gebracht. Niemand kann jetzt schon absehen, wohin das führen wird, was die Saarbrücker da machen. Wie viel da entgipst werden wird, wie viel aber auch bestehen bleiben muß.
So etwas gehört unbedingt an die Universitäten. Diese Diskussionen gehören aber keineswegs jetzt schon in Gemeinden oder Schulklassen. Zumal es noch überhaupt keine Theologie gibt, wie ein Islam ohne die historische Existenz des Propheten Mohammed aussähe. Und wenn Kalischs Studenten erklären: Wer nimmt uns denn noch, wenn wir so Zeugs studieren, dann haben sie Recht. Der ist zu Recht abgeschossen worden. Ist ja übrigens nach wie vor als Professor tätig, nur eben nicht mehr in der Lehramtsausbildung. (
„Im Juli 2010 entfernte das Rektorat Kalisch aus dem "Centrum für religiöse Studien". Er bleibt Professor im Fachbereich Philologie; seine Professur wurde umbenannt in "Geistesgeschichte im Vorderen Orient in nachantiker Zeit"“,Wikipedia.) Um mal wieder auf den Thread zurückzukommen *HUST*, hier hat sich meiner Meinung nach
auch die Ates falsch positioniert.
Wie m.E. Drewermann übrigens auch zu Recht abgeschossen wurde. Bei allem Respekt, den Mann wird man als einer der wenigen Denker unserer Zeit auch in 200 Jahren noch lesen. Aber der Kern der Theologie Drewermanns ist durch und durch protestantisch. Da habe ich überhaupt nichts gegen. Aber das ist eben nicht katholisch, und eine Schule muß die Möglichkeit haben, zu sagen:
not in my name, das, was hier vertreten wird, mag im Rahmen unserer Religion abgedeckt sein, aber nicht mehr in der Tradition, die wir vertreten. (Drewermann war übrigens nicht vom Vatikan geschasst worden, sondern auf Betreiben des Vatikans, nämlich Ratzingers, durch den Paderborner Erzbischof Degenhardt. Ratzinger hat gekniffen. Degenhardt – übrigens verwandt mit dem Liedermacher Franz Josef Degenhardt – war einem Drewermann, vorsichtig ausgedrückt, nicht ansatzweise gewachsen. Die haben komplett aneinander vorbei geredet.)