Entschleunigung von heute auf morgen

Bintje

Well-Known Member
Das Lebensrecht ist ja das erste unserer Grundrechte.

Nun, Du hast es anders interpretiert als ich: Eine auf einzelne Regionen beschränkte Epidemie ist noch lange keine weltweite Pandemie. Das war mein Punkt. Und der Anspruch auf körperliche Unversehrtheit, persönliche Freiheit, Freizügigkeit und die Unverletzlichkeit der Wohnung gehören für mich auch zum Recht auf ein Leben, das die Bezeichnung im Sinne des hoffentlich noch geltenden Grundgesetzes verdient. Das alles bundesweit beschneiden zu wollen unter Verweis auf eine "epidemische Lage von nationaler Tragweite", was bedeutet, dass es zur Feststellung dieses Umstands nur einige (gegebenenfalls wenige) Bundesländer betreffen muss, jedenfalls kein quantifizierbares Drittel, die Hälfte oder gar Mehrzahl der Länder, weil es sonst dort so stünde und nicht offen gelassen worden wäre wie in der jetzt angestrebten Gesetzesänderung, finde ich - gelinde gesagt - bedenklich.
Unter anderen politischen Vorzeichen könnte es möglicherweise sogar brandgefährlich sein.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Mendelssohn hat einen Teil der Debatte hierhin verlagert.
Schon gesehen :)
Mir ging spontan was anderes durch den Kopf: Heute wurde vermeldet, dass der erste Quarantänebrecher, ein 19-Jähriger, in den eigens für Quarantäneverweigerer vorgehaltenen Arrest nach Moltsfelde in S.-H. gebracht worden sei.
Womit ich weniger ein Problem habe. Recht geschieht ihm. Bastard. Hoffenlich folgt auf die Zwangsquarantäne später noch eine Haftstrafe. Sich positiv getestet unter Menschen zu begeben ist fahrlässige Körperverletzung mit billigend in Kauf genommener Todesfolge. Übler, als ein Wettrennen mit 150 Sachen durch die Innenstadt, weil Ausgang gewisser.
Ansonsten verstehe ich, was Du meinst und lese das auch so, dass man diese Formulierung als Vorbereitung einer Impfpflicht durch die Hintertür interpretieren kann.
Impfpflicht aber finde ich das allerletzte und gegenwärtig noch nicht annähernd gebotenes Mittel. Da bedürfte es noch etlicher Mutationen. Sowieso abgesehen von Impfallergikern. Worüber Du ja auch nicht immer einen Nachweis hast.

Ich sag mal: Unseren Vegankoch wegsperren und versehentlich den Schlüssel an einem Ort verlieren, wo er nicht so schnell wieder gefunden wird, hätte ich nicht so das Problem mit.

Aber ihn zwangsfixieren und eine Spritze setzen geht überhaupt nicht. Auch wenn ich genau weiß, daß ich ihn damit nicht zwangsverchippe. Er glaubt das Gegenteil. Für ihn muß das Hölle sein.


Sollte das irgendwann einmal nötig sein bei einem extremsten Killervirus in nicht allzu naher Zukunft, dann muß trotzdem Zeit sein, so etwas durch ein ordentliches Gesetzesverfahren zu bringen nach ausführlichster Diskussion in Medien, Ethikräten, ich will zuvor ein Hirtenwort von Bischöfen lesen. Über Notverordnung, bloße Verfügung vom Gesundheitsministerium – Never.
 
Zuletzt bearbeitet:

Mendelssohn

Well-Known Member
Nun, Du hast es anders interpretiert als ich: Eine auf einzelne Regionen beschränkte Epidemie ist noch lange keine weltweite Pandemie.
Das ist richtig, ändert aber nichts an der möglichen Gefährlichkeit einer regional begrenzten Epedemie für die betroffene Bevölkerung. Also wenn z. B. in einem bestimmten Stadtteil die Häufung einer durch einen Virus verursachten Gehirnhautentzündung zu verzeichnen ist (eine bakterielle hat oft einen schwereren Verlauf, ist aber besser zu behandeln), dann sollten Maßnahmen in Kitas, Neugeborenen- und Kinderstationenergriffen werden. Darum gibt es ja eine Meldepflicht für bestimmte Infektionskrankheiten wie Meningitis und Masern (die häufig in Zusammenhang mit Masern gesehen werden und zu schwersten Hirnschädigungen führen können). Diese notwendigen Maßnahmen in entsprechenden Einrichtungen sollten nicht nicht nach Ansicht regionaler Gesundheitsämter, sondern ab einer bestimmten Fallzahl getroffen werden. Also Bundesrecht vor Landesrecht bzw. das jeweilige Landesrecht muss mit Bundesrecht vollständig kompatibel sein.
 

Skeptiker

Well-Known Member
Wegen diesen verf*ckten Impfwerweigerern haben wir die Masern zurück! DANKE DAFÜR! Wir mußten unsere Vaccination per Impfausweis nachweisen, da wir sonst im Kinder & Jugendbereich nicht hätten weiter arbeiten dürfen. Für mich kein Problem, hätte man auch grundsätzlich zur Pflicht machen können, aber die Idioten merken nicht einmal, daß sie ihre eigenen Idioten in der Berufswahl einschränken ^^ (obwohl Impfverweigerer in bildungstechnischen Einrichtungen eh verfehlt sind.... Desderwegen: Kudos diese Idioten aus sensiblen Einrichtungen fernzuhalten!) Btw, betrifft in Bayern wohl nicht nur Behinderteneinrichtungen sondern jegliche Bildungseinrichtungen mit unter 18-jährigen!
 

Berfin1980

Well-Known Member
Wegen diesen verf*ckten Impfwerweigerern haben wir die Masern zurück! DANKE DAFÜR! Wir mußten unsere Vaccination per Impfausweis nachweisen, da wir sonst im Kinder & Jugendbereich nicht hätten weiter arbeiten dürfen. Für mich kein Problem, hätte man auch grundsätzlich zur Pflicht machen können, aber die Idioten merken nicht einmal, daß sie ihre eigenen Idioten in der Berufswahl einschränken ^^ (obwohl Impfverweigerer in bildungstechnischen Einrichtungen eh verfehlt sind.... Desderwegen: Kudos diese Idioten aus sensiblen Einrichtungen fernzuhalten!) Btw, betrifft in Bayern wohl nicht nur Behinderteneinrichtungen sondern jegliche Bildungseinrichtungen mit unter 18-jährigen!
Wie das es gilt doch das Masernschutzgesetz?

Haben die gefälschte Bescheinigungen vorgelegt? Meine Süße meldete aus Afrika letztes Jahr Vollzug, alles durchgeimpft und da stehen die Leute Schlange, laufen kilometerweit um eine Impfung zu bekommen.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Wie lange hat Habermas gebraucht, den Buch- und Philosophenpreis der Emirate auszuschlagen? Drei Monate oder drei Tage?
Dass Habermas, wie die FAZ schreibt, erst nach der von Suhrkamp gelesenen Spiegelkritik an der Verleihung einen Rückzieher machte, wirft ein schlechtes Licht nicht nur auf ihn selbst, dem seine angebliche Unkenntnis der Verhältnisse aus Altersgründen bei zeitgleicher Veröffentlichung seines immerhin tausendseitigen Abschlusswerks Auch eine Geschichte der Philosophie wohl nicht geglaubt werden kann, sondern auch auf die Philosophie schlechthin. Horkheimer hatte wohl berechtigte Gründe, Habermas nicht habilitieren zu wollen. Die Übersetzung verschiedener Bücher ins Arabische rechtfertigt jedenfalls nicht die Annahme eines Staatspreises aus einer Diktatur. Wer eine Geschichte der Philosophie über tausend Seiten in hohem Alter verfassen kann, weiß auch, dass in den Emiraten keine Menschrechte und keine Diskursregeln gelten.
Horkheimer hätte nie mitgemacht.
Ich bin ziemlich erschüttert, jeden Tag, den ich darüber nachdenke, ein wenig mehr.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Ich habe Habermas nicht blind in diesem thread plaziert ...
Es sind auch für die geistigen Arbeiter dieser Republik entschleunigte Zeiten, so dass auch einem vielbeschäftigten Habermas die Zeit bleibt, Preise vor ihrer Annahme zu überprüfen und nicht erst, nachdem der Spiegel Wind um die Sache eines Buchpreises aus einer vetternwirtschaftlich verwalteten Theokratie gamacht hat,einer Theokratie, die Sklaverei, Folter, Todesstrafe und alles, was der Idee des Verfassungspatriotismus, den Habermas zur Norm gemacht hat, widerspricht, praktiziert. Habermas hatte genug Zeit den Buchpreis zu prüfen und keine Not, bei 200 000+ einzuschlagen.
Sein Lebenswerk ist davon, Gott sei Dank, nicht betroffen - noch beurteilen wir die Theorie nicht nach dem Charakter seines Erfinders - aber die Philosophie wird von ihrem berühmtesten Vertreter weltweit (sonst gäbe es Habermas nicht auf arabisch), empfindlich getroffen. Es fühlt sich beinahe so an, als habe sich die Philosophie mit der illegitimen Herrschaft verbündet. Es bedurfte der (von Kant so hoch geschätzten) Publizität, diese Verbindung offenzulegen. Jeder Student des 3./4. Semesters kann den Verrat Habermas' an Kant an hand dieser verspäteten Absage nachweisen. Die Frage bleibt, warum Habermas diesen Verrat begangen hat?
 

Alubehütet

Well-Known Member
Um nur mal einen ersten Punkt zu machen: Ein 91jähriger Philosoph und Wissenschaftler sieht einen groben Irrtum ein und korrigiert ihn. Finde ich beinahe anerkennenswerter, als sich von vorneherein nicht zu irren. Er hat sich halt von den falschen Leuten beraten lassen:

Auf Anfrage hatte Habermas zuvor in einer Mail dargelegt, wie er zu seiner Entscheidung gekommen war: »Natürlich war ich misstrauisch und habe ich mich über die Institution und die Preisträger informiert, bevor ich den Preis angenommen habe«, schreibt er. Seine Informationen habe er maßgeblich von Jürgen Boos erhalten, dem Direktor der Frankfurter Buchmesse. Dieser habe »Bedenken, die auf der Hand liegen, zerstreut«.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Zu fragen wäre, wie selbstbestimmt diese Kritik hier an Habermas ist:


Der Apostolische Vikar von Arabien, der Schweizer Kapuziner Paul Hinder, sieht die Ablehnung des Zayed Book Award durch Jürgen Habermas als vertane Chance.

„Habermas hätte den Preis trotz politischer Bedenken annehmen sollen. Mit der nachträglichen Verweigerung, den Preis anzunehmen, riskiert der Philosoph ,die aufklärende Macht des kritischen Wortes’ zu schwächen, das dank Übersetzungen auch in den arabischen Raum hineinwirkt und sogar von Monarchen willkommen geheißen wird“, kommentierte der Bischof von Abu Dhabi Habermas’ Entscheidung.

Das Ausschlagen des Preises durch Habermas wertete er im Blick auf den Islam als wenig konstruktiv: „Im arabischen Raum gilt die Gastfreundschaft als etwas Heiliges. Eine Einladung auszuschlagen, ist eine Beleidigung, außer es können schwerwiegende Gründe angeführt werden“, gab Bischof Hinder zu bedenken.
 
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