Flüchtlingskrise

Burebista

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Andererseits gibt es auch ein historisches Trauma der Rumänen, die sich selber als ewige Verräter ansehen.
1913 haben die Rumänen die Bulgaren im 2. Balkankrieg überrollt und Wortbruch verübt.
1944, am 23. August: haben die Rumänen Deutschland verraten und die Waffen umgedreht.
Es geht hier nicht um Nazis oder Hitler. Es geht um Kammaraden, die auf einmal verraten wurden.
 

Alubehütet

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Oh, das ist mir neu, und finde ich bemerkenswert. Ich dachte immer, wir Deutschen wären die einzigen, die in Sack und Asche gehen, weil wir uns nun wirklich drastisch zu viel geleistet haben. Aus England oder Frankreich hört man selten Selbstkritisches.
 

Burebista

Well-Known Member
Oh, das ist mir neu, und finde ich bemerkenswert. Ich dachte immer, wir Deutschen wären die einzigen, die in Sack und Asche gehen, weil wir uns nun wirklich drastisch zu viel geleistet haben. Aus England oder Frankreich hört man selten Selbstkritisches.
Ich dachte immer, Du seist Lette. (ich scherze).
Um "Deutsch" zu sein, wusste ich bis jetzt, muss man einen dt. Ahnenpass haben. Hast Du einen deutschen Ahnenpass? Ich musste einen Ahnenpass der dt. Botschaft 1992 zeigen, um ohne Einladung ein Visum für D. zu bekommen. Ohne Ahnenpass hätte ich eine Einladung gebraucht und hätte Stunden vor dem Konsulat Schlange stehen müssen. Aber mit dt. Ahnenpass ging es richtig schnell. Bekam auf dem letzten Blatt meines rum. Passes ein Stempel der dt. Botschaft mit dem Vermerk "VD" (d.h. Volksdeutscher). In den folgenden Jahren konnte ich mit diesem Vermerk ein anderes Tor des Konsulats betreten und gleich das Visum bekommen.
Nun, rund um den 23. August (das Nationalfeiertag zwischen 1948-1989 war) wird auf allen TV Sender über 1944 gesprochen. Wie es man sehen will (politische Handlung des verstorbenen Königs; Verschonung des Landes vom Krieg), kommt man immer wieder zu dem Thema Verrat.
Es war nicht lustig damals. Die Rumäniendeutschen flohen in die Wäldern, als die Russen kamen.
Aber auch die Russen haben sich gerächt. Im Dorf Oarba de Mures hatten die Deutschen einen Stützpunkt auf einer Höhe. Die rum. Generäle wollten die Höhe umringen. Aber die Sowjets haben den Rumänen befohlen, die Deutschen direkt anzugreifen. Auf einer 400 Meter langer Linie. Die rum. Truppen wurden von Hinten von den Sowjets gezwungen, die Höhe zu steigen. Wer zögere wurde von den Sowjets erschossen. Drei Tage dauerte diese Metzgerei, 22.-25. September. 11.000 rum. Soldaten wurden zum Tode getrieben.
Kurz nach den Kämpfen um die Höhe von Oarba de Mures starb auch der Vater des ehem. Kanzlers Schröder. Während diesen Schlachten starben ungefähr 5000 Deutsche.
https://www.welt.de/print-wams/article611273/Wann-kommt-der-Kanzler-zu-seinem-Vater.html
Es ist aber OT...
 

Alubehütet

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Mein Vater war Lette, hat sich aber dafür entschieden, sich vollständig zu assimilieren. Gezielt eine deutsche Frau gesucht, einen deutschen Sohn gezeugt und deutsch erzogen. Ein deutsches Arbeiterleben geführt (er hätte auch die kleine Firma seines Vaters übernehmen können und wohl auch sollen).
Ich habe noch mehr davon :D
https://www.welt.de/print-welt/article445581/Vom-Vater-der-nicht-heimkehrte.html
 

Msane

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Mein Vater war Lette, hat sich aber dafür entschieden, sich vollständig zu assimilieren. Gezielt eine deutsche Frau gesucht, einen deutschen Sohn gezeugt und deutsch erzogen. Ein deutsches Arbeiterleben geführt (er hätte auch die kleine Firma seines Vaters übernehmen können und wohl auch sollen).

Frage aus Neugier, wie assimiliert man sich eigentlich als Lette in Deutschland bzw. wo sind die Unterschiede in Kultur und Lebensstil?


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Alubehütet

Well-Known Member
Bei Letten in Deutschland reden wir von konservativen Letten. Die progressiven, „sozialdemokratischen“ sind nach Schweden.

Meinem Großvater hättest Du nicht angemerkt, daß er Lette ist, auch wenn er erst mit über dreißig hier rübergemacht ist. Aber sie waren sehr patriotisch, betrachteten sich Zeit ihres Lebens als im Exil und haben auch ihre Kinder so erzogen, daß sie, wenn möglich, zurückkehren sollten. Und sie sind patriarchalisch. Der Erstgeborene ist sowas wie ein Primus inter pares (Erster unter Gleichen). Der auf Hochzeiten und runden Geburtstagen eine kleine Ansprache hält.

In jedem Wohnzimmer eines Exilletten hängt eine Lettland-Karte.

Ansonsten erinnern Letten sehr an Ostpreußen. In so manchem sind die Ostpreußen ja baltisch geprägt. (Die Ureinwohner Preußens, die Pruszen, waren ja Balten, die z.T. ausgerottet, z.T. aber auch assimiliert wurden).

Und natürlich Küche ;)



Was man in Deutschland oft vergißt: Das Baltikum ist deutscher Kulturraum und hatte bis zum zweiten Weltkrieg eine deutsche Oberschicht (Heinz Erhardt, die Lambsdorffs). Immanuel Kant ist in Riga verlegt worden. Obwohl das Baltikum auch von Schweden, Russen und anderen besetzt wurden, hat niemand sie so geprägt wie die Deutschen.

Ansonsten haben sie andere Feiern: Namenstage sind ihnen eigenartigerweise wichtiger als Geburtstage (obwohl Lutheraner). Natürlich die große Sommersonnenwendfeier, Nationalfeier. Große, früher internationale Sängerfeste. Nicht von ungefähr sprach man von der baltischen als einer „singenden“ Revolution. Die Balten haben eine reiche Folklore, vor allem: echte. (Die deutschen „Volkslieder“ sind ja meist keine, sondern volkstümliche Kunstlieder, meist aus der Romantik. Die meisten haben einen Autor.)
 
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Alubehütet

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Ach so, meine Großeltern waren übrigens auch Flüchtlinge. Waren in der Lüneburger Heide in Zeltlagern für „displaced persons“.
 

eruvaer

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Ansonsten haben sie andere Feiern: Namenstage sind ihnen eigenartigerweise wichtiger als Geburtstage (obwohl Lutheraner).
In meiner Familie väterlicherseits was das auch so. Erst mit den Urenkeln kamen neben Geburtstag genau wie Sachen wie Halloween in die Seite der Famile. Als Fremdkörper, den man den Kindern zuliebe übernimmt.
Was nicht die den Weihnachtsmann gilt, der wird auf beiden Seiten der Famile weiterhin geächtet.

Was gehört zur traditionellen Küche, das ihr immer noch hier kocht?
 
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