Mendelssohn
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Es dauerte bis zum 19. Jahrhundert, bis sich Arbeit als moralischer Endzweck "bis zum Hungertod" (Marx) für die Arbeiterklasse durchgesetzt hatte.Max Weber rechnet zurück zum Calvinismus; für Wuppertal kann ich das nur bestätigen. Aber im Grunde geht das schon auf Paulus zurück, „wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“. Hat sich allerdings nur im Westchristentum durchgesetzt, bei Benedikts „ora et labora“, „bete und arbeite!“.
Die Sümpfe wurden, z. B. von den Römern, schon vor Calvin, trockengelegt, ganz ohne christliche Arbeitsmoral - in der Regel aus militärischen Gründen (Transport und Versorgung der Truppen, im übrigen galten Sümpfe als Infektionsherde für sämtliche Sorten von Fieber, steht alles De Bello Gallico )
Im katholischen Mittelalter galt Arbeit als Fron für diejenigen, die qua Stand sowieso nicht in den Himmel kamen. Die selbstgewählte Fronarbeit der Mönche führte nur über dem Umweg der Selbstkasteiung zur Tugendhaftigkeit: also Arbeiten oder sich selbst Geißeln bis zum Umfallen, um den Trieben die Stärke zu nehmen. Die Beichte tat es aber auch, wodurch sich die Sinnenzugewandtheit des Katholizismus erklärt.
Um zur Flüchtlingskrise zurückzukehren: es gibt ja den falschen Vorwurf, dass Flüchtlinge und Asylbewerber hier nur hinkommen, um den fleißigen Bürgern auf der Tasche zu liegen. Solche Positionen, z. B. vertreten bei Pegida, atmen auch noch einen Haufen "christlicher Arbeitsmoral" ein, auch wenn man es selbst weder mit der Arbeit noch mit der Moral so ganz ernst meint.