Flüchtlingskrise

Mendelssohn

Well-Known Member
Woher hast du diese Zahl? Nur 500.000......realy? Ich sage da leben einige mehr am Rande des Hungertodes, 14 Millionen haben nicht ausreichend zu essen. Jeder dritte leidet Hunger bei geschätzt über 38 Millionen Menschen.
Ich glaube kaum, dass die Taliban die Monokultur das Mohnanbaus abschaffen, durch den sie sich finanzieren. Andererseits können sich selbst Mohnbauern nicht ausschließlich von Mohn ernähren bzw. den Hunger ganz betäuben. Man kann die Taliban einfach scheitern lassen. Nur, was passiert mit den Menschen, um die sich die Taliban ja nicht kümmern (erst die Lehre, dann das Essen)?
Die Geheimdienste zeigten sich überrascht angesichts des schnellen Taliban-Vorstoßes. Nonsense. Erstens hat man sich zuvor mit Pakistan abgesprochen, zweitens haben die Dörfer, an denen die Milizen vorbeirollten, alles dafür getan, dass sie auch schnell weiterrollen, ohne irgendwelche Idioten zurückzulassen. Wir sprechen über Dörfer, in denen es z.B. keine Erinnerung an 911 oder OBL gibt, weil sie abseits der Weltgeschichte liegen, deren Zeugen sie sein sollen.
Die Flüchtlinge, die in den Westen wollen, sind keine Shiiten, die vom Iran aufgenommen werden. Es sind auch nicht die Enkel der Mohnbauern. Es sind die in den letzen zwanzig und dreißig Jahren in den wenigen Sädten Afghanistans aufgewachsenen und arbeitenden jungen Leute, die von heite auf morgen aus ihrem Job und ihrer bürgerlichen Existenz geworfen wurden, näher am Knast als an einer neuen Position. Ganz zu schweigen von den Frauen, die jetzt von jedem mit Turban misshandelt physisch und psychisch werden können.
Man kann die Taliban scheitern lassen. Der Preis ist vielleicht zu hoch.
 

sommersonne

Well-Known Member
Sagen wir mal so, der Bernardinotunnel hätte Hannibal vermutlich den zweiten punischen Krieg gewinnen lassen und der Gotthardtunnel den Limes ein paar Jahrhunderte länger gesichert. Also es wäre eine gänzlich andere Geschichte des Abendlandes zu schreiben, wenn die Römer Maschinen gehabt hätten, um durch ein Bergmassiv zu tunneln.
Das ist ein Argument. Ich wusste das du das anbringst. ;) Nur haben die Völker damals anders gedacht als wir.
 

Msane

Well-Known Member
Es existiert eine große Heuchelei im Umgang mit den Taliban.
Das rückständige Weltbild der Taliban wird als Grund genannt sie nicht anzuerkennen.
Während gleichzeitig die ganze Welt mit Saudi-Arabien, Qatar usw. regen Handel treibt und deren Führer hofiert.
Die Verhältnisse die man den Taliban vorhält, existieren dort schon seit Staatsgründung.
Zudem die Saudis im Gegensatz zu den Afghanen ihren religiösen Fundamentalismus auch noch in
die ganze Welt exportieren.
Aber schon ok, haben ja Öl und Gas, da gelten dann andere Maßstäbe.

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Mendelssohn

Well-Known Member
Es existiert eine große Heuchelei im Umgang mit den Taliban.


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Auch ich empfand es als sehr heuchlerisch, als die Taliban aufeinmal als politische Gesprächspartner salonfähig gemacht wurden. Der Impuls kam, soweit ich mich erinnere, von den USA. Auf einmal sah es so aus, als seien die Taliban die guten Islamisten. Kein Wort mehr über ihre Beherbung OBL's, weshalb man ja überhaupt nach Afghanistan einmarschiert war und besetzt hatte.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Das ist ein Argument. Ich wusste das du das anbringst. ;) Nur haben die Völker damals anders gedacht als wir.
Inwiefern haben die Völker anders gedacht als wir? Expansion ist ein ganz altes Thema. Man führt Kriege um den eigenen Machtradius zu erweitern - via Kultur-und Warenexport/import. Man führt Kriege, um sie zu gewinnen und reicher zu werden. Die Gegenpartei spielt erst einmal ums Überleben, muss dann aber im Gegenzug expansiv werden, um nicht wieder bedroht zu werden. Darum ist Krieg nie eine Lösung, denn er gebiert schon den nächsten. Das wussten die Alten genauso wie wir. Auch gab es die Idee, so stark zu sein, dass aller Krieg von vorherein aussichtlos erscheine (Pax Romana) und deshalb auch nicht begonnen werde. Flüchtlinge würde es dann wohl nicht geben, aber haufenweise Sklaven, denen jeder freie Bürger die Hand abschlagen kann, ohne vor Gericht gestellt zu werden.
Mein Argument ist folgendes: mit der römischen Technologie sind die Probleme, die uns u. a. auch die Römer mit ihrer Vision der friedlichen und wohlhabenden Alleinherrschaft beschert haben, nicht zu lösen. Die Pax Romana war ohne alles Mitleid für den Einzelnen, sie war ohne Humanität, ohne die Idee der Gleichheit aller Menschen als Rechtssubjekte. Viadukte kosteten tausende von Menschen ihr Leben, die keiner je gezählt hat, und sie wurden gebaut, um die Ländereien der Reichen zu bewässern, nicht um den "Menschen" ein Auskommen zu sichern.
 

sommersonne

Well-Known Member
Mein Argument ist folgendes: mit der römischen Technologie sind die Probleme, die uns u. a. auch die Römer mit ihrer Vision der friedlichen und wohlhabenden Alleinherrschaft beschert haben, nicht zu lösen.
Das habe ich auch keineswegs gemeint. Meine Intension war, was die Römer damals geschafft haben, sollten wir doch auch schaffen können. Es ist nicht einzusehen das es nicht möglich ist, mit den Mitteln der angeblich so tollen modernen Technologie das gleiche zu schaffen.
Das Problem ist, scheinbar will es keiner oder es ist zu teuer für arme Länder und die reichen Länder sind nicht bereit ihnen zu helfen. Es ist scheinbar doch billiger im Zuge der Klimaerwärmung ganze Länder und Landstriche veröden zu lassen und Flüchtlinge en masse zu produzieren. Irgendwann, vielleicht nicht in unserer Lebenszeit, werden es zu viele Flüchtlinge und zu viel unbewohnbares Land sein.
 

Msane

Well-Known Member
Auch ich empfand es als sehr heuchlerisch, als die Taliban aufeinmal als politische Gesprächspartner salonfähig gemacht wurden. Der Impuls kam, soweit ich mich erinnere, von den USA. Auf einmal sah es so aus, als seien die Taliban die guten Islamisten. Kein Wort mehr über ihre Beherbung OBL's, weshalb man ja überhaupt nach Afghanistan einmarschiert war und besetzt hatte.
Die Taliban haben sich den Weg nach Kabul nicht freigeschossen, sie wurden widerstandslos bis zum Regierungssitz durchgewunken.
Militär, Polizei und Behörden haben das vorher mit den Taliban so ausgehandelt.
Das kann man als Legitimierung betrachten.


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Mendelssohn

Well-Known Member
Das habe ich auch keineswegs gemeint. Meine Intension war, was die Römer damals geschafft haben, sollten wir doch auch schaffen können. Es ist nicht einzusehen das es nicht möglich ist, mit den Mitteln der angeblich so tollen modernen Technologie das gleiche zu schaffen.
Menschen sind schon immer aus unwirtlichen Gegenden geflohen, wenn sie nicht genug Zeit hatten sich anzupassen, wenn also von heute auf morgen der Meeresspiegel steigt, Süßwasserquellen versiegen, die Nahrungsgrundlagen entzogen werden, bevor technische Erfindungen einen Ausweg aus dem Dilemma aufzeigen. Und wenn die Menschen nicht fliehen konnten, weil - wie in Amerika - moderne Waffen sie in Schach hielten oder gar ausrotteten, ist es müßig nach der Technologie der Römer zu fragen, von denen Europa die moderne Kriegsführung gelernt hat (divide and conquer). Die Menschheit ersäuft und verdorrt gleichzeitig, aber die größten Emissionäre stellen "ihr System" über die Menschen, ohne die auch ihr System gar nicht existieren, d. h. funktionieren kann. In der Antike wären Flüchtlingsströme, d. h. Sklavennachschub für die Errichtung monumentaler Anlagen für jedweden Zweck, erwünscht. In der Gegenwart auch noch. Nur möchte man die Kontrolle über Zu- und Abgänge - wegen der Planungssicherheit, der Rentabilität und Effizienzerhöhung. Ob es mit Blick auf die erwartbaren nächsten 50 Jahre Sinn macht, die Schutzwälle in Bangladesh zu erhöhen oder die Sahelzone mit entsalztem Wasser aus den Weltmeeren zu versorgen, werden die Kalkulatoren entscheiden. Das war bei den Römern nicht anders als zu unserer Zeit. Auch der Einsatz der Technologien muss sich für die Entscheider irgendwie rechnen.
Die große Rechnung haben die tagespolitischen Entscheider in der Regel nicht im Blick. Die ist ja für die anderen. Die Tagespolitik schickt die große Rechnung immer zurück an den Absender das sind die nachfolgenden Generationen) und ist damit aus dem Schneider. O tempores, o mores! :)
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Die Taliban haben sich den Weg nach Kabul nicht freigeschossen, sie wurden widerstandslos bis zum Regierungssitz durchgewunken.
Militär, Polizei und Behörden haben das vorher mit den Taliban so ausgehandelt.
Das kann man als Legitimierung betrachten.


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War nun die Legitimierung oder die Kritik an der Legitimierung der Taliban heuchlerisch?
Ich fand die Legitimierung der Taliban heuchlerisch, du doch eher die Kritik an den "legitimierten" Taliban und an den Legitimationsprozessen, oder nicht?
 
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