Ist die Republik Türkei mittelbar bedroht?

EnRetard

Well-Known Member
Annalena Baerbock hat in Istanbul ihre Gastgeber verärgert. Auf der Pressekonferenz mit ihrem Amtskollegen Çavuşoğlu forderte sie nacheinander, die Türkei möge das Straßburger Urteil befolgen und den oppositionellen Kunstmäzen Osman Kavala freilassen, völkerrechtswidrige Übergriffe auf die kurdisch bewohnten Gebiete in Syrien unterlassen und aufhören, den Nachbarn Griechenland mit Ansprüchen auf Teile seines Staatsgebiets zu provozieren. Dem Co-Vorsitzenden der HDP, Mithat Sancar gefiel das ungemein, der türkischen Regierung weniger. Konsequenzen werden die deutlichen Worte Baerbocks wohl nicht haben. https://www.tagesschau.de/ausland/baerbock-tuerkei-105.html https://taz.de/Annalena-Baerbock-in-der-Tuerkei/!5871237/
 

Bintje

Well-Known Member
Konsequenzen werden die deutlichen Worte Baerbocks wohl nicht haben.
Da bin ich mir nicht sicher. Kritik gab es ja nicht nur von der türkischen Regierung.
"Wer Reisen in diese beiden Länder kombiniert, muss den Stil und die Kommunikation von vornherein auf Moderation anlegen", sagte Wadephul. "Insofern war es falsch, die Türkei von griechischem Boden aus öffentlich zu kritisieren. (...)"
Ich mag Wadephul nicht, aber da hat er 'nen echten Punkt, finde ich. Insofern hat mich Çavuşoğlus Reaktion auch nicht gewundert.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Ich mag Wadephul nicht, aber da hat er 'nen echten Punkt, finde ich.
Wenn er ungebührliches Verhalten deutscher Politiker im Ausland kritisieren will, dann sollte er anfangen mit Fotzen-Fritz, der in Polen gegen die deutsche Bundesregierung wettert. DAS schickt sich nicht. Auch Oppositionspolitiker sollten im Ausland zuerst deutsche Politiker sein, die loyal zur Regierung stehen. Gestritten wird zuhause.

Hier bezieht eine Aussenpolitikerin Partei. Sie sichert in Griechenland den Griechen zu: Wenn Ihr Ärger mit den Türken habt, steht diese Regierung im Zweifel an eurer Seite. Finde ich eine klare, deutliche Ansage; deutlicher, als sie aus Berlin hätte machen können. Daß Çavuşoğlu das nicht gefällt, deutlich nicht, geschenkt. Das ist wiederum sein Job. Aber klar ist, daß es mit ihr, inzwischen, nach allem, eine Kumpelei wie zwischen Schröder und Erdogan, auch eine kritische Vermittlerrolle wie unter Merkel, die der äußerst schlecht gedankt worden war, auch persönlich beleidigend – Merkel! Du wendest Nazi-Politik an! –, nicht mehr geben wird. Und im Konfliktfall schon mal gar nicht.


Man kann Kritik üben an der Position, soll man. Aber nicht an der Deutlichkeit und Zeichenhaftigkeit, in der sie vorgetragen wird. Das muß dann schon der Regierung überlassen bleiben. Was denn? Entschiedene Kritik an der Türkei üben, aber bitte nicht so laut?
 
Zuletzt bearbeitet:

Bintje

Well-Known Member
Wenn er ungebührliches Verhalten deutscher Politiker im Ausland kritisieren will, dann sollte er anfangen mit Fotzen-Fritz, der in Polen gegen die deutsche Bundesregierung wettert. DAS schickt sich nicht. Auch Oppositionspolitiker sollten im Ausland zuerst deutsche Politiker sein, die loyal zur Regierung stehen. Gestritten wird zuhause.
Ja, das ist richtig (abgesehen davon, dass ich "Fotzen-Fritz" noch immer eine unglaubliche Bezeichnung finde, lass doch bitte diesen abgestandenen Altherren-Scherz für Nerds). Unabhängig davon hat er meiner Ansicht nach wirklich einen Punkt, wenn er moniert, dass Baerbock die Türkei von Griechenland aus kritisiert: Das kann sie in Berlin tun, in Ankara, aber nicht ausgerechnet auf griechischem Terrain, bevor sie überhaupt in die Türkei fährt. Was erwartet sie davon? Für eine Chefdiplomatin (.. auch das sollte sie sein!) finde ich das erstaunlich naiv bis verquer.
 

sommersonne

Well-Known Member
Kavasoglu hat das garnicht gefallen, er schien verärgert. Frau Baerbock ist nicht Frau Merkel, das merken sie wohl nun. Sie redet nicht um den heißen Brei herum. Die Zeiten ändern sich und es geht ja nicht gegen "die Türken" sondern gegen Erdogan und seine Helfer.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Das gestehe ich zu.
lass doch bitte diesen abgestandenen Altherren-Scherz
Mit Altherren-Scherz hat das schon mal gar nichts zu tun. Ich weiß gar nicht, ob Sonneborn das selber noch im aktiven Wortschatz hat. Ich fand das damals eine äußerst gelungene und treffende Satire auf einen damals noch einigermaßen ungeschickten Merz, eine Blöße, die er sich heute nicht mehr geben würde / wegmanagen ließe, und die gerade darum erinnernswert ist. Bei dem ist sehr viel Plan, Inszenierung. Und nur in seinen Anfängen ungeschickte. Und wenn man etwa Anna Brockschmidt verfolgt, kommt da noch sehr böse Pest auf uns zu. Durch Merkel jedenfalls in der CDU überwunden gedachte 90er, Kanther und Konsorten. Dafür ist er ja angetreten, das CDU-Rad zur Vormerkelzeit zurück zu drehen.
 
Top