Kommunalwahlen am 31. März in der Türkei

EnRetard

Well-Known Member
Toller Text. Möchte man jeden Absatz zitieren. :)

Auch noch so ein Problem. Es mag ja eine Mehrheit gegen Erdogan geben. Aber eine Mehrheit für etwas? IYI und HDP in einer Koalition unter der CHP? Klingt mir so, wie FDP und LINKE unter CDU/CSU.
Was glaubst du, was es nach den Wahlen in Ostdeutschland im Herbst für aberwitzige Bündnisse geben könnte, um die AfD draußen zu halten...
 

Berfin1980

Well-Known Member
Inzwischen ist Muharrem Ince verstummt und im Machtkampfgerangel der Partei untergegangen – zumindest zunächst.

Finde ich nicht das Ince verstummt ist, er und Imamoglu hatten auch Wahlauftritte zusammen und Ince selbst hat mächtig Wahlkampf gemacht für seinen Kandidaten. Augenscheinlich verstehen sie sich ziemlich gut, dürfte Kilicdaroglu dann auch beunruhigen.

Und Ince tweetet fleißig fast täglich.
 

santiago

Well-Known Member
Hoffen wir CHP gibt Schub in die richtige Richtung und nicht wieder Korruption wie in der Vergangenheit.
Der Anfang ist mal gemacht.
Denke irgendwann müsste es eine ganz neue Regierungspartei geben.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Ich weiß bis heute nicht, mit welchen Unregelmässigkeiten die Annullierung begründet wurde, könnte mir aber sehr gut vorstellen, dass auch hierzulande eine Wahl annulliert werden würde, wenn sich bspw. in einigen Wahlbezirken nachweislich eine Wahlbeteiligung von über 100% ergeben sollte

Das hier wollte ich ohnehin hier noch verlinken:

Die Niederlage des Kandidaten der Cumhur İttifakı Yıldırım zeichnete sich bereits durch die Annullierung der Oberbürgermeisterwahl am 6. Mai 2019 ab, als nach der Wahlschlappe deutlich wurde, dass ein Weiter-So für Erdoğan und die AKP nicht mehr möglich sein wird. Die Annullierung mit fadenscheinigen Gründen entbehrte dabei jeder rechtlichen Grundlage. Die Hohe Wahlkommission (YSK) legte zunächst eine knappe Mitteilung vor. Ihr zufolge seien in 123 Wahlräten die Vorsitzenden keine Staatsbeamten gewesen.

Darum müsse die Oberbürgermeisterwahl annulliert werden. In ihrer nachgeschobenen schriftlichen Begründung von über 200 Seiten redete sie sich sodann um Kopf und Kragen, und konnte nicht erklären, wieso einzig die Oberbürgermeisterwahl ungültig, jedoch die Bezirksbürgermeister-, Bezirks- und Stadtparlamentwahl gültig sei. Diese dürftige Begründung brüstete weite Teile der İstanbul er Bevölkerung so sehr und konnte auch im darauf folgenden Wahlkampf bis zum 23. Juni nicht überzeugend dargelegt werden. Yıldırım gelang auch nicht, die İstanbul er Wahlbevölkerung vom von ihm und seiner Partei lauthals verkündeten Wahlbetrug durch İmamoğlu zu überzeugen.
 

EnRetard

Well-Known Member
Das Imperium schlägt schon zurück:
Canan Kaftancıoğlu, die Vorsitzende der CHP in Istanbul und Organisatorin des Wahlkampfs von Ekrem İmamoğlu , ist wegen einiger Tweets aus den Jahren 2012-2017 vor Gericht gestellt worden. Die Anklage lautet auf Präsidentenbeleidigung, Beleidigung der Türkischen Republik und Propaganda für eine Terrororganisation

https://www.sueddeutsche.de/politik/profil-canan-kaftanc-oglu-1.4501467
 

Zerd

Well-Known Member

Hier wird zwar auch nicht näher beschrieben, was sich 'in 200 Seiten um Kopf und Kragen reden' konkret bedeuten soll, aber immerhin ein vager Hinweis darauf gegeben, wo die Zweifel herrühren. Damit ist dieser Artikel schon der ausführlichste und konkreteste, der mir begegnet ist, und scheint auch erst nach dem zweiten Wahlgang entstanden sein.

Ich will ja nicht grundsätzlich ausschließen, dass es tatsächlich eine Rechtsbeugung gegeben hat, aber dann muss mir der Journalist auch beschreiben können, worin diese Rechtsbeugung bestand und nicht einfach nur darauf abstellen, dass Erdogan und Akp das eben immer so machen.

Darum geht es mir vor allem: ob ich nämlich mit Vorurteilen argumentiere, die innere Logik meines Artikels darauf aufbaue und damit auch beim Leser diese Vorurteile bestärke, oder ganz konkret und möglichst wertneutral von Ereignissen und Zusammenhängen berichte.

Letzteres findet nach meiner Einschätzung bei diesem Thema in D kaum noch statt...
 

Zerd

Well-Known Member
Letzteres findet nach meiner Einschätzung bei diesem Thema in D kaum noch statt...

Übrigens nicht nur hier. Gerade in der TR ist diese Oberflächlichkeit ganz charakteristisch für die politische Auseinandersetzung, weshalb die Polarisierung des Landes in den letzten Jahren immer weiter zugenommen hat.

In D kommt erschwerend hinzu, dass mit einer flachen intentiösen Berichterstattung auch gleichzeitig die Frendenfeindkichkeit bedient und nicht gerade die Verständigung mit der türkischstämmigen Bevölkerung, die bekanntlich mehrheitlich rte wählt, gefördert wird.
 

Bintje

Well-Known Member
Das Imperium schlägt schon zurück:
Canan Kaftancıoğlu, die Vorsitzende der CHP in Istanbul und Organisatorin des Wahlkampfs von Ekrem İmamoğlu , ist wegen einiger Tweets aus den Jahren 2012-2017 vor Gericht gestellt worden. Die Anklage lautet auf Präsidentenbeleidigung, Beleidigung der Türkischen Republik und Propaganda für eine Terrororganisation

https://www.sueddeutsche.de/politik/profil-canan-kaftanc-oglu-1.4501467

Angeklagt wurde sie schon vor fünf Wochen, als der 2. Wahlkampf noch lief. So gesehen gut, dass der Prozess jetzt schon startet; dann wird sich das klären. Jedenfalls hat sie sich nicht einschüchtern lassen.
Hier ein Interview mit ihr, das am 21. Juni erschien, zwei Tage vor der Wahlwiederholung:
https://taz.de/Buergermeisterwahl-in-Istanbul/!5604888/

.
 
Top