Dein Beispiel impliziert, dass es unbestreitbar von Vorteil gewesen sei, dass Apple damals nicht pleite gegangen ist und in der Folge zu einem der fünf größten Unternehmen geworden ist, die allesamt in der Lage sind, jede auch nur im Ansatz aufkeimende Konkurrenz aufzukaufen oder platt zu machen oder beides. Sorry,aber gerade darüber lässt sich meines Erachtens trefflich streiten.
Es impliziert des weiteren, dass Steve Jobs ganz oder weit gehend alleine für ein Ergebnis verantwortlich wäre, an dem nicht nur seine ganze Firma, sondern aus einer gewissen Perspektive auch die ganze Gesellschaft mitgearbeitet hat, zumal es zahlloser Voraussetzungen bedurfte, damit seine Produkte entwickelt, gebaut, beworben und zu den Preisen seiner Vorstellungen an den Mann gebracht werden konnten. Dahinter steckt eine masslose Überschätzung der Leistung einzelner Personen zu Lasten der übrigen Gesellschaft, die diese Person und ihre Fähigkeiten erst hervorgebracht und ihre optimale Entfaltung nicht verhindert haben.
Man kann über vieles bei Apple streiten. Apple ist gegenwärtig die größte Bedrohung für die freiheitlich-demokratische Grundordnung des Westens. (Nicht, daß Microsoft das nicht auch immer schon gewollt hätte, die totale Zensur. Aber wenn Apple das in die Hand nimmt, dann klappt das.)
Als Steve Jobs 2006 das iPhone vorstellte, stellte er es vor mit den Worten „five years ahead from any other phone“, jedem anderen Handy fünf Jahre voraus. Und tatsächlich dauerte es bis 2010, bis
heise vermeldete: Ja, also SAMSUNG hat da jetzt was, das kommt dem iPhone in vielem schon verblüffend nahe; in einigen Teilen überholt es das sogar schon.
Und das, wo Apple den Maßstab gesetzt hatte, was möglich ist und also auch von der Konkurrenz angeboten werden sollte, einen Startschuß abgefeuert hat,
den viele bekanntlich nicht gehört haben. Wie lange hätte es gedauert, bis Smartphones sich gemausert hätten zu dem Ding mit Touchscreen, wie wir es heute kennen, wenn Apple nicht vorgelegt hätte mit dem iPhone? „Luxusgut“: Erst das iPhone machte möglich, daß es auch erschwingliche ALDiPhones geben sollte. Oder anders: Die Flüchtlingsbewegung 2015 hätte es ohne Apple so nicht gegeben.
Klar. Jobs hat das iPhone nicht im Alleingang erfunden. Viele wichtige Merkmale wurden gegen ihn durchgesetzt. Jon Ive ist unbedingt zu nennen. Aber Steve Jobs hat das ermöglicht und gemanagt, hatte die Vision. Er hat die Welt um ein Dezennium nach vorne gebracht. Ja, auch gesamtgesellschaftlich ist er seine 4 Mrd. wert. Auch der Müllabfuhrmann mit seinem Medion-Smartphone ist ihm zum Dank verpflichtet.