Osmanisch für Anfaenger

vzd_2.1

Well-Known Member
Latein hat doch nichts mit deutsch zu tun, oder? Latein ist/war die Sprache der Römer, die durch die Größe des römischen Reiches zumindest als Amtssprache in diese Länder gelangte.
Na gut, bis zum Rhein waren die Römer ja gekommen. Aber als die wieder weg waren, hatte sich das erledigt, denn bis zum "Volk" war Latein auch nicht durchgedrungen.
Aber immerhin ist Latein ja für einige Berufe auch heute noch wichtig.

bis ins 19. jahrhundert hinein war latein amtssprache im heiligen römischen reich. erst unter wilhelm II. wurde der lateinische abituraufsatz abgeschafft. der einfluss auf die deutsche sprache zeigt sich unter anderem in der wortstellung bei numeralen "zweiundzwanzig" für "22" ("duo et viginti").
 
S

sommersonne

Guest
Ja, bis 1806 bestand das Heilige Römische Reich.
Amtssprache ja klar, aber das Volk hat nicht oder kaum Latein gesprochen. Einflüsse, na logisch. Aber nicht massenhaft.
Aber recht hat du, das es sich nicht erledigt hat, nur für die "einfachen Leute".
 

Vaterlich

Well-Known Member
Väterlich, ganz so einfach ist es mit dem Lesen alter Texte auf deutsch auch nicht. Das Problem der Sütterlinschrift wurde schon angesprochen, diese deutsche Schreibschrift wurde 1941 verboten. Lesen kann man diese Schrift ohne Vorkenntnisse nur sehr schwer bis überhaupt nicht.

Hier geht es aber um die Lesbarkeit einer Schriftart, Sütterlin, und nicht um die lateinische Schrift als ein Schriftsystem. Schreibt man der gleiche deutsche Text aus z.B. 1930s, der in Sütterlin geschrieben wurde, in einer anderen, natürlich lesbareren, Schriftart, wurde er sofort lesbar und verstehbar.

Von aehnlichen aber kann man nicht für die osmanische Schrift, eine Art Arabisch, sprechen. Zwar kann man darüber diskutieren, ob die lateinische Schrift einfacher als die andere, z.B. Arabisch, Chinesisch, ist zu schreiben, zu lesen, zu lernen. Aber soviel ich weiss, leidet die arabische und damit verbundene osmanische Schrift nicht unter Unlesbarkeit bzw. Schwierigkeit.

Deswegen habe ich oben einen Vers aus dem 19. Jahrhundert als ein Beispiel in der lateinischen Schrift gepostet. Auch in der lateinischen Schrift ist er immer noch wenig bis nix verstehbar.

Wenn man jetzt jemandem einen deutschen Text aus dem 15./16. Jahrhundert vorsetzt, wird er immense Probleme habe das zu lesen. Einerseits wegen der alten Schriften und wegen der völlig anderen Rechtschreibung. Die haben erst die Gebrüder Grimm und Konrad Duden für Deutschland vereinheitlicht.

Vom 15./16. Jahrhundert sprichst du, ich vom 19. Jahrhundert. Der Unterschied, 300-400 Jahre, ist fast komisch. Betrachte die Situation im Türkischen so: Du könntest Theodor Fontanes Werke als ein Beispiel aus dem 19. Jahrhundert heute nicht lesen bzw. verstehen.
 

Vaterlich

Well-Known Member
Deshalb ging das schneller als bei der deutschen Sprache.

Stimmt. Trotzdem kann das nicht eine Erklaerung dafür sein, warum wir heute die Werke aus dem 18./19. Jahrhundert nicht lesen bzw. verstehen. In Vergleich zur Situation in anderen Sprachen ist der 300-400 jahrige zeitliche Unterschied damit nicht zu erklaeren, sich Türkisch schneller entwickelt bzw. veraendert zu haben. Ihr könnt die Werke aus dem 15./16. Jahrhundert nicht verstehen, wir die Werke aus dem 19. Jahrhundert.
 

Vaterlich

Well-Known Member
wie verhält sich das eigentlich bei der englischen, japanischen oder chinesischen Sprache?

der beschränken wir uns bei dem Thema nur auf die Schriftart? dann ignoriert mich einfach ;)

Aushegend davon, dass ein Englander immer noch, auch wenn mit einigen Schwierigkeiten bzw. mit Hilfe von einem Shakespeare-Wörterbuch, ihn lesen und verstehen kann, glaube ich, die Situation im Englischen ist mehr oder weniger aenhlich wie im Deutschen, aber auch im Französisch.

Die MuttersprachlerInnen der jeweiligen Sprachen können die Werke aus dem 19., 18. sogar 17. Jahrhundert lesen. Sonst haette man die Werke aus diesen Zeitraumen in heutigen jeweiligen Sprache sozusagen übersetzt bzw. bearbeitet.

Für Japanisch und Chinesisch kann ich nicht etwas sagen. Aber ich denke nicht, es würde bei diesen und anderen Sprachen anders sein, solange sich sie, im Unterschied zu Türkisch, im Laufe der Zeit natürlich entwickelt bzw. veraendert haben.
 
P

Pit 63

Guest
Ich verstehe die Diskussion nicht.
Solange es keine Pflicht ist, kann ich in der Beschäftigung mit der osmanischen Sprache nichts negatives erkennen, selbst dann nicht, wenn es staatlich betrieben wird und Erdogan bestimmte Absichten damit verbindet.
Dann schafft er eben im Faustschen Sinne etwas Gutes...
 

eruvaer

Well-Known Member
im Unterschied zu Türkisch, im Laufe der Zeit natürlich entwickelt bzw. veraendert haben.
das ist mir auch bewusst. wollte die Tatsache, dass es in der Türkei eine radikale Umstellung von alt auf neu gegeben hat nicht irgendwie werten oder relativieren.
wenn ich nun den Bezug zum Lateinischen ziehe, dann deswegen, weil es mit etwas mehr Zeit, einem besseren Schulsystem und mehr Bereitschaft diese Sprache auch zu lernen, hätte sich das Lateinische hier vllt auch noch weiter durchgesetzt. meine Mutti erinnert sich noch daran, dass der Gottesdienst früher vollständig auf Latein abgehalten wurde bspw.
das find ich deswegen nennenswert, weil es eben auch in der Türkei nicht anders sein wird. solange von oben herab nicht zwangsweise umgestellt wird (man bspw nicht mehr ohne Osmanisch an eine Hochschule kann oä - es als "Amtssprache" durchgesetzt wird), dann wird es auch keine weitreichenden Auswirkungen haben - denke ich.
ebenso wie die Autobahnen vom Addolf vllt nicht so begeistert gebaut worden wären, wären sie nur für Panzer, nicht aber für den priavten Autofahrer von Nutzen gewesen...

für sich genommen ist nun natürlich nichts schlimmes bei die osmanische Sprache in Schulen anzubieten, ist sicherlich auch schön wieder die alten Bücher unübersetzt lesen zu können.
im Gesamtzusammenhang....fügt sich ein Bild.
 

Vaterlich

Well-Known Member
für sich genommen ist nun natürlich nichts schlimmes bei die osmanische Sprache in Schulen anzubieten, ist sicherlich auch schön wieder die alten Bücher unübersetzt lesen zu können.
im Gesamtzusammenhang....fügt sich ein Bild.

Ja, das ist, was wichtig ist. Es ist sonst nunmehr zu spaet, auch unnötig, Osmanisch durch heutigen Türkisch zu ersetzen und zurück zur alten osmanischen Schrift zu kehren. Ich glaube, alleine nur ein geringer Teil der Erdoğan-AnhängerInn würden sich sowas wünschen.

Und trotz einer Abgerissenheit zwischen gestern und heute bin ich, wie viele andere, mit der heutigen Zustand bzw. Situation zufrieden. Auch mit der lateinischen Schrift.
 
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