Das BKA durchsuchte gestern die Wohnung eines 19-Jährigen aus Heilbronn und beschlagnahmte seine Geräte. Nach Medienberichten und eigener Aussage soll er Kontakt mit dem Hacker haben, der für den Datenklau verantwortlich ist. Näheres vermutlich am Mittwoch, wenn Horst Seehofer vor die Presse tritt. Bis dahin überlegen sie im Bundesinnenministerium wahrscheinlich noch, wie man Maßnahmen gegen Datenklau in den Masterplan Migration einarbeiten kann. Daten können schließlich auch migrieren... ungeordnet! Einfach so!
Tatsächlich halte ich es für einen schlechten Witz, dass das Thema Digitalisierung auf Ebene der Bundesregierung in Händen der CSU liegt. Als besonders innovationsfreudig waren die mir nie aufgefallen. Okay, sie haben Bavaria One, spreizen sich damit und lenken erfolgreich von ihren Funklöchern in der Fläche ab - aber von Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung, habe ich noch nichts gelesen, was den Eindruck von größerem Engagement erweckt. Andreas Scheuer kündigte immerhin eine real existierende Funkloch-App an. Aber die können nur Menschen nutzen, die nicht gerade in einem (richtig geraten!) Funkloch stecken. Manche wohnen da sogar. Ganze Dorfgemeinschaften, habe ich mir erzählen lassen.
Den Spott zur Einführung der App gab's natürlich gratis dazu.
So ist das in #neuland. Digitalgedöns scheint irgendwie unbeachtlich, aber leider-leider kommt man nicht drumrum, so die verbreitete Meinung. Und wer sich bei Twitter und Facebook rumtreibt und obendrein Smartphones verwendet, ist vermutlich nur selbst schuld, wenn er/sie datentechnisch ausgeräubert wird. Deutschland im 21. Jahrhundert. Ganz Clevere haben längst verkündet, dass sie "aus politischen Gründen" WhatsApp abschwören (weil das zu Facebook gehört und überhaupt) und konsequent auf Telegram setzen - warum auch immer.
Vermutlich wegen der schicken Smilies oder so.
Ja, es ist schwierig in #neuland. Da muss man wirklich achtgeben. Robert Habeck, einer der beiden Grünen-Chefs, der dieser Tage Törichtes über Thüringen vom Stapel ließ (inzwischen gelöscht), kündigte nun in einem Anfall von virtuellem Flagellantentum an, seine Accounts bei Twitter und Facebook zu löschen.
Er habe den gleichen Fehler zwei Mal gemacht und das müsse Konsequenzen haben. "Und meine ist, dass ich meine Accounts lösche." Weil außerdem "der Datenklau", der persönlichste Gespräche zwischen seiner Familie und ihm "auf alle Rechner der deutschen Tageszeitungen und jede Menge rechter Medien" gebracht habe, lösche er auch seine Facebook-Präsenz. Auch den Twitter-Account werde er "abschalten".
Vielleicht ein politischer Fehler, schrieb er dazu, aber das ist nun mal seine Entscheidung.
http://www.spiegel.de/politik/deuts...ts-bei-twitter-und-facebook-ab-a-1246744.html
Begreiflich. Aber tatsächlich wünscht man sich diese Konsequenz von anderen. Von ganz Anderen! Wenn der große Datenklau tatsächlich das Ziel hatte, Leute zu verunsichern, einzuschüchtern und aus den (a)sozialen Netzwerken zu vertreiben, die dem zunehmenden Mainstream von Rechts was entgegensetzen, haben sie's bei Habeck zumindest geschafft. Schade. Vielleicht sollte er die Sorge um seine Accounts Profis anvertrauen. Machen andere ja auch. Und in Zeiten, in denen Banken ihren staunenden Kunden mitteilen, dass man in Zukunft für Transaktionen und Kontoverwaltung bitte nur noch ihre App verwenden möge, nützt die Rückbesinnung auf die einfachen Freuden des analogen Daseins wenig. ;- )
PS Nicht unmittelbar zum Thema, nur hintergründig:
"Hass auf Knopfdruck" (hier als pdf) heißt eine 2017 erschienene Studie, die sich mit Hatespeech und Mechanismen sozialer Medien beschäftigt. Nicht lang und lesenswert!