Reemtsmas Ausstellung kann vor dem Hintergrund gar nicht hoch genug geschätzt werden.
Man sieht innerhalb der vielen Jahre immer mal große Ausstellungen, seien es feste Bestände oder thematische Sonderaustellungen.
Keine hat mich so nachhaltig auf die Füße gestellt und ist mir als bestürzende Erfahrung so in Erinnerung geblieben wie die Wanderaustellung von Reemtsma. Darin enthalten auch ein (Stumm-)Film über das Zusammentreiben der (jüdischen) Dorfbevölkerung in einer Scheune, die verriegelt und dann von außen ringsum angezündet wurde. Das zuvor geplünderte Dorf wurde dann auch abgefackelt. Für die eine oder andere Vergewaltigung war gewiss auch noch Zeit zwischendurch.
Am schlimmsten sind die Bilder mit den fröhlichen Gesichtern der Mörder in Uniform während des Mordens. Man hat ein Event inmitten der Tristesse der russischen Birkenwälder, immer die gleiche Landschaft. Blutvergießen als Freizeitbeschäftigung, Erholung vom Schützengraben.
Ich glaube, dass es sich um Filme handelte, die nach Berlin geschickt wurden, um die Moral der Truppe zu dokumentieren.
Es gibt aber auch Tagebücher und ordentlich geführte Listenbücher zu lesen über Einsatzort, Opferzahlen (Liquidierte) und Munitionseinsatz.
Es werden auch SS-Einheiten gezeigt, die aber nie allein agieren, sondern immer in Kooperation mit der Wehrmacht.
Die befohlene verbrannte Erde hat so gut wie keine Zeitzeugen hinterlassen, da war man sehr gründlich. Darum mussten Dokumente aus deutschen Privatbeständen gesucht werden. Das ging wohl erst nach Ableben der Kriegsgeneration und dem Fall der Mauer. Ich vermute auch, dass in DDR, die sich in der Tradition des Antifaschismus sah, einiges Material aufbewahrt wurde, zu dem man nun Zugang hatte.
Als die Ausstellung in Dortmund war, habe Nazis versucht, den Zutritt abzusperren. Dies war der Hauptgrund, warum ich stantepede die Ausstellung besuchte, doch ihre Bedeutung war für mich viel tiefgreifender. Sie hat den Krieg zum Sprechen gebracht, mehr als mein sprachloser Vater, der erst auf dem Sterbebett vom Krieg halluzinierend sprach.