Danke!
Werter Kollege!
Die von dir beschriebenen Probleme sind mir durchaus bewusst. Allerdings hat das Eine nichts mit dem Anderen zu tun. Es muss eine klare Grenze gezogen werden zwischen dem "Regieren" der Türkei und einer "autokratischen Alleinherrschaft".
Unabhängig davon gab es eine neue oppositionelle Partei (HDP), die denunziert, kriminalisiert und deren Köpfe mehrheitlich eingesperrt wurden.
Auch die restlichen Oppositionsparteien stagnieren durch das permenente Konterkarieren der AKP.
Wir können und dürfen bzgl. der unterschiedlichen und eigenständigen Probleme der Türkei nicht alles in einen Topf werfen und einen Eintopf daraus kochen.
Fakt ist: Man konnte die Türkei bereits 13 Jahre nahezu problemlos regieren. Wieso nun eine Alleinherrschaft ? Lies dir mal die Punkte der angestrebten Verfassungsänderung durch... Unglaublich, welche Rechte sich eine einzelne Person einverleibt.
Ihr habt doch Enkel, Kinder, Verwandte in der Türkei... Wollt ihr dort ernsthaft eine autokratische Diktatur sehen.
Nur weil "wir" keine andere Lösung sehen, dürfen wir doch nicht einfach so die Türkei in die Hände einer einzelnen Person (mit nicht türkischen Wurzeln - wohlgemerkt) spielen.
Sorry, sehe ich eben nicht so. Selbstverständlich hat das eine mit dem anderen zu tun. Eher gehe ich sogar soweit und behaupte: Du stellst die Regierung nur dann auf, weil ich zu unfähig dazu bin oder war.
Was du in diesem Statemant raushörst ist folglich Selbstkritik.
Alles nur auf die AKP zu schieben und nicht in die Fehler bei sich zu suchen ist zu einfach gedacht und geht so nicht auf.
Genau damit wären wir nun mittendrin beim Thema der Innenpolitischen Situation in der Türkei. Grundsätzlich muss ich Erdogan auch in folgende Punkten Recht geben und kann das nicht unbeachtet lassen-. Ja er hat in kürzester Zeit, extreme Fortschritte in der Infrastruktur geschaffen, wären andere Jahrelang Atatürk Slogans in und auswendig gelernt haben und nix bei rum kam.
Er hat viel dafür beigetragen das einige Tabuthemen gebrochen und reformiert wurden.
Sprich Kopftuchtragende Frauen dürfen nun ebenfalls an den Unis studieren und werden nicht mehr ausgeschlossen oder degradiert.(Ist in Deutschland eine Selbstverständlichkeit)
Erdogan hat auch enorme Anstrengungen für die Flüchtlinge unternommen (obwohl die Türkei wohl gemerkt mit einem fünftel des BIP Einkommen im Gegensatz zu Deutschland wirtschaftet ) hat man ca. 3 Millionen Menschen Zuflucht aus dem Krieg gewährt. Das sind keine Politischen Parolen, es geht hierbei um Menschen und Kinder die zu mindestens nachts nicht mehr unterm Bombenhagel um ihr Leben fürchten müssen.
Des weiteren hat er ebenfalls viele Anstrengungen unternommen hochwertige Krankenhäuser zu bauen und auszuweiten (siehe das Krankenhaus komplex in Mersin). Dieser Ehrgeiz und dieses Tempo in 15 Jahren so hinzulegen such für die Türken in der Türke seines gleichen.
Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen. Sprich unsere Standards in Deutschland waren schon immer extrem hoch und sehr fortgeschritten. Wir kennen es hier garnicht anders, haben ein funktionierendes Sozialsystem, haben einen bestimmen Wohlstand und eine gewissen Lebensqualität. Für die Türken in der Türkei ist das alles wie ein neues Zeitalter, eine neue Epoche und auch eine Aufwertung in ihrem Selbstbewusstsein.
Natürlich haben auch die Ereignisse der vergangen Monate wie z.b der Putsch und Zerbombung des Parlament Gebäudes einen teilweise schizophrenen Zustand herbei gerufen, aber auch da muss man verstehen, das dort das eigene Militär auf Zivilsiten geschossen hat und hunderte von Menschen umgekommen sind. Solche Szenen muss man sich erstmal vorstellen.
Was die HDP betrifft hat wurde sie mehrfach gebeten, sich von der PKK eindeutig distanzieren, der Waffengewalt abzuschwören endlich klare kante zu zeigen und sich an den Tisch zu setzen. Stattdessen wurden Trauerfeiern von PKK Terroristen begleitet, hetzerische Parolen kommuniziert.
(PKK sizi tükürüyle bogar etc. Die Pkk wird euch mit eurer Spucke ersticken etc,).
Ich meine, das muss man sich erstmal vorstellen was dort alles in kürzester Zeit passiert und ereignet hat. Am Ende des tages sehe ich allerdings dennoch die Opposition in der Pflicht hier endlich an die Wähler und die Bürger ranzukommen und diese für sich zu gewinnen. Neue Wege und Mittel zu finden, endlich die Wahlen zu gewinnen und die Regierung zu stellen.
Fazit: Die Jahrelange Untätigkeit der türkischen Elite und der Oberschicht trägt mehr Verantwortung denn je zur heutigen Türkei wie Sie momentan ist. Das kann keiner leugnen und wer es tut versteht absolut nichts was in der TR passiert. Ich hoffe das durch ein NEIN im Referendum eine neue Zeitrechnung beginnt und alle aus ihren Fehlern lernen und schnell Vernunft und Nachsichtigkeit eingekehrt. Die AKP braucht eigentlich kein JA, die AKP braucht weiterhin nur die akt. unfähige Opposition.
Ich hoffe das Feyzioglu endlich in der CHP zum Zug kommt und übernimmt, das wäre schonmal ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.