Insbesondere dann nicht, wenn die Printmedien keine eigenen Journalisten mehr bezahlen, sondern sich wahlweise bei den Nachrichtenagenturen oder Leiharbeitsfirmen bedienen, die freie Journalisten vermitteln.
Es gab vor x Jahren mal eine branchenbezogene Agentur, die Journalisten teils nur projektbezogen, teils auch längerfristig in Redaktionen vermitteln wollte oder vermittelte. So weit ich es aus dem Augenwinkel mitbekam, starb sie einen einsamen Tod. Was Gründe hatte, weil Journalisten an sich dazu neigen, sich bei der Stellensuche auf Initiativbewerbungen, Kontakte und Stellenausschreibungen zu verlassen.
Was du beschreibst, funktioniert in der Regel umgekehrt: Stellenbewerber und Arbeit- beziehungsweise Auftraggeber einigen sich auf eine Anstellung oder freie Mitarbeit auf Honorarbasis, und der/die künftige Mitarbeiter*in bekommt dann einen mehr oder minder auskömmlichen Vertrag zu "Haustarifen" bei einer ausgegründeten Gesellschaft des Mutterhauses. Das führt dann bei Gehältern und Honoraren zu einer verfestigten Zwei-Klassen-Gesellschaft und gilt oft auch für Leute, die im Mutterhaus gelernt haben und danach übernommen werden. Da etliche Medienhäuser inzwischen aus der Tarifbindung ausgeschert sind, können sie ihre Honorare mehr oder weniger frei festlegen. Was darüber hinausgeht, ist Verhandlungssache, wird aber von den Arbeitgebern gern abgeschmettert mit dem kühlen Verweis, der Freie sei ja so frei, sich zusätzliche Auftraggeber zu suchen. Btw, bei den Niedrighonoraren, die oft gezahlt werden, muss er das eh, kann's aber in der Praxis kaum schaffen, weil eingebunden in feste Dienstpläne, Redaktionsroutinen und so weiter.
Was die Agenturen begrifft, stell sie dir vor wie Nachrichten-Großhändler. Sie liefern das Schwarzbrot (Text, Bild, Filmschnipsel, Pressemitteilungen usw.) und leben von den Abonnements ihrer Kunden, die auf Basis dieser nachrichtlichen Grundversorgung wiederum Personal sparen können. Das ist im Prinzip in Ordnung. Nicht jedes Blatt, nicht jeder Radio- und TV-Sender kann und will sich an jedem Ort der Welt eigene Korrespondenten leisten, zum Beispiel. Problematisch wird es, wenn die Agenturen selbst sparen und Honorardumping betreiben - und das tun sie.
Zitat von Mendelssohn:
Nur die ganz großen Printmedien wie Spiegel, Bild oder Süddeutsche habe überhaupt noch Kapazitäten, um Schwindel in der Nachrichten-Industrie aufzudecken, dessen Teil sie sind.
Da vergisst du Portale wie Uebermedien, Bildblog und Correktiv (letztere förderten u.a. die #Meetoo-Affäre beim WDR zutage). Die sind in punkto Medienkritik m.E. inzwischen erheblich fitter, bei anderen Themen teilweise auch.