Syrien Informationen von beiden Seiten

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Pit 63

Guest
AW: Syrien Informationen von beiden Seiten

Danke für den aufschlussreichen thread sowie die damit einhergehende Recherche, Faktotum.
 

Faktotum

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U.N. mission chief’s convoy attacked in Syria: Ban Ki-moon

Warum kann man so etwas nur auf einer arabischen Nachrichtenseite finden und nicht bei unserer mit Gebühren finanzierten ARD?

Ich stelle jetzt einfach mal eine Behauptung auf. Wäre der Herr von der UN nicht in einer von Rebellen kontrollierten Gegend beschossen worden - sprich VON Rebellen - sondern in einer Gegend, die von der Regierung kontrolliert wird, dann hätten wir so etwas gelesen wie:

ASSAD LÄSST AUF UN BEOBACHTER SCHIESSEN!

Ich zitiere mich mal selbst aber ich bin wirklich ... nein, eigentlich bin ich gar nich mehr schockiert.

Wir sind hier offenbar aktueller als die ARD.
Heute endlich ein Bericht über den Beschuss des UN Generals auf tagesschau.de.
Wir stellen vorab noch einmal fest - weil wir uns ja woanders informiert haben - der General wurde mit sehr großer Sicherheit von Rebellen beschossen, weil der Beschuss mit Kleinwaffen im Rebellengebiet erfolgte.

Jetzt die ARD dazu:

Kämpfe in Aleppo - Gewalt gegen UN-Mitarbeiter

Erneut ist in Syrien ein unbewaffneter Konvoi von UN-Mitarbeitern beschossen worden. Der Angriff, der erst jetzt bekannt wurde, geschah bereits am Sonntag, verletzt wurde niemand.

[Gut. Stimmt alles.]


UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte in New York, die Wagenkolonne der unbewaffneten UN-Beobachter sei am Sonntag insgesamt zwei Mal angegriffen worden. "Der Konvoi von General Babacar Gaye wurde angegriffen, zum Glück wurde niemand verletzt."

[Von wem?]

Inzwischen seien mehr als ein Dutzend gepanzerter Fahrzeuge angegriffen und zerstört worden. "Nur wegen dieser gepanzerten Fahrzeuge, die unsere Mission beschützen, wurde niemand bei diesen Angriffen verletzt."

[Das Zitat kennen wir schon. Aber wer hat angegriffen? Sag schon, tagesschau-online.]

Im Laufe des Tages hatte der Leiter der Beobachtermission, der senegalesische General Gaye in Damaskus lediglich erklärt, er habe selbst in der Oppositionshochburg Homs miterlebt, wie Regierungstruppen die Stadt bombardiert hätten. Er sei zudem besorgt über die Gewalt in Aleppo, fuhr Gaye fort.

[Moment mal. Was hat denn die Bombadierung jetzt hier zu suchen? Wir wollten doch wissen, wer die UN Leute angegriffen hat! Das klingt doch jetzt als ob ... genau, für Leute die sich nicht weiter informiert haben, klingt das, als gäbe es einen Zusammenhang zwischen Bombadierung und Angriffen auf die UN. Mit anderen Worten, "muss wohl der Assad gewesen sein".]


Liebe ARD, das grenzt sehr an Propaganda.
Ich bin enttäuscht.
Auch darüber, wie plump das gemacht wird.

In so Momenten merkt man, wie wichtig das Internet ist und wie gut es ist, dass man nicht nur auf die landeseigenen Medien angewiesen ist.
 

Faktotum

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Ich kann diese Nachrichtenseite irgendwie nicht so richtig einschätzen. Die Nachricht an sich scheint mir aber bemerkenswert.

Türkische Panzer rücken zur syrischen Grenze an

Kann das jemand bestätigen?
Steht das noch irgendwo?

Noch einmal ein "Selbst-Zitat".
Ich denke, durch diesen Artikel wird die Truppenbewegung der Türkei noch nachvollziehbarer.

Syriens Kurden melden befreite Städte

Assads Armee hat sich offenbar aus dem Norden des Landes kampflos zurückgezogen. Dort verwaltet sich die Minderheit der Kurden nun selbst und strebt nach Autonomie. Das ruft die Türkei auf den Plan.

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der Rückzug der syrischen Streitkräfte aus mehreren Kurdengebieten an der nördlichen Grenze des Landes.


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Die Orte Afrin und Kobani im Norden von Aleppo sowie Amude und Deirik weit im Osten des Landes sollen nun weitgehend unter der Kontrolle der PYD stehen, des syrischen Arms der türkischen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK).

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Jugendliche reißen syrische Nationalflaggen herunter; die Menschen feiern auf der Straße. Auch das Banner der PKK hängt an den Fassaden und Poster des inhaftierten Parteigründers Abdullah Öcalan. Auf öffentlichen Plätzen patrouillieren bewaffnete kurdische Milizionäre.

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Vor allem für die Türkei wächst nun das Risiko, noch tiefer in den syrischen Konflikt gezogen zu werden. Seit Monaten bereits lässt die Türkei es zu, dass die Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) den Süden des Landes als Rückzugsgebiet nutzen.

Doch nun zeigt sich zunehmend, wie gefährlich der Aufstand nebenan werden kann.

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Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan drohte sogar mit militärischen Angriffen auf PYD-Stellungen in Nordsyrien. Denn Ankara muss befürchten, dass sich neben dem halb autonomen Nordirak nun an der südlichen Grenze eine zweite unabhängige kurdische Enklave bildet.

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Indes versucht die Regionalregierung im Nordirak, ihren Einfluss in Syrien auszuweiten und sich als Schutzmacht der dortigen Kurden zu profilieren

...

Wie genau es zum Abzug der staatlichen Sicherheitskräfte in Nordsyrien gekommen ist, ist umstritten. Offenbar hat das Regime in Damaskus den Kurden die Gebiete weitgehend kampflos überlassen. Zudem sind ausschließlich Ortschaften betroffen, die unter Kontrolle der PYD stehen.
die Regierung verlegte zusätzliche Truppen in die Grenzregion.


...

Dagegen berichtet das Magazin "Focus", verschiedene Kurdenparteien, darunter die PYD, hätten sich mit Präsident Assad auf die Gründung eines eigenen Staates in Nordsyrien verständigt.

...

Zudem werfen arabische wie auch einige kurdische Aktivisten und Oppositionelle der PYD vor, mit dem Assad-Regime zu kooperieren, um ihre eigene Macht abzusichern: Seit Monaten kommen immer wieder Berichte auf, dass die Führung in Damaskus die Repression in den Kurdengebieten quasi an die PYD ausgelagert hat.

...


Mit anderen Worten, die dort befreiten Städte sind nicht von den FSA befreit worden, sondern wohlmöglich von Assad den Kurden überlassen worden, mit der Absicht einen Puffer zur Türkei zu errichten. Vielleicht will er sich auch ein bisschen an Erdogan rächen.

Für die militanten Kurden ein absoluter Glücksfall. Nachdem sie jahrzentelang irgendwo in den türkischen Bergen Verstecken spielen mussten, erhielten sie mit dem Ende des Regimes im Irak erstmals wieder ein eigenes Gebiet.
Mit dem Konflikt in Syrien kommt da möglicherweise noch mehr dazu und man rückt näher an eine lebenswichtige Verbindung ans Meer. Wenn die verschiedenen kurdischen Gruppierungen jetzt noch zusammenarbeiten und von Syrien oder dem Iran Unterstützung erhalten, dann wäre das für die Türkei sicher nicht schön.
 

Lynx72

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Noch einmal ein "Selbst-Zitat".
Ich denke, durch diesen Artikel wird die Truppenbewegung der Türkei noch nachvollziehbarer.

Syriens Kurden melden befreite Städte




Mit anderen Worten, die dort befreiten Städte sind nicht von den FSA befreit worden, sondern wohlmöglich von Assad den Kurden überlassen worden, mit der Absicht einen Puffer zur Türkei zu errichten. Vielleicht will er sich auch ein bisschen an Erdogan rächen.

Für die militanten Kurden ein absoluter Glücksfall. Nachdem sie jahrzentelang irgendwo in den türkischen Bergen Verstecken spielen mussten, erhielten sie mit dem Ende des Regimes im Irak erstmals wieder ein eigenes Gebiet.
Mit dem Konflikt in Syrien kommt da möglicherweise noch mehr dazu und man rückt näher an eine lebenswichtige Verbindung ans Meer. Wenn die verschiedenen kurdischen Gruppierungen jetzt noch zusammenarbeiten und von Syrien oder dem Iran Unterstützung erhalten, dann wäre das für die Türkei sicher nicht schön.

Das ist Ansichtssache. Im Moment macht die AKP-Regierung einen auf Panik und Drama. Aber auch nach der Befreiung des Nordirak und der Etablierung des Quasi-Kurdenstaats von Erbil hat die Türkei erstmal Zeter und Mordio geschrien und inzwischen ist man mit dem anfangs ungeliebten Gebilde bestens im Geschäft. Ähnliches sieht ein Kommentator der Hurriyet Daily News auch für den Fall der Schaffung eines autonomen Kurdengebiets in Nordysrien kommen. http://www.hurriyetdailynews.com/th...again.aspx?pageID=449&nID=26699&NewsCatID=416
 

atrop

Member
AW: Syrien Informationen von beiden Seiten

Warum hört man dann nicht in den schönen ARD oder ZDF Nachrichten, dass die chinesisch, -und russischen Schiffe mit nuklearbestückten Raketen ihre Kurse Richtung Tartus und Latakia getroffen haben?
WEIL WIR ES NICHT HÖREN WOLLEN, SONST VERSTOPFEN WIR UNS MIT WAHRHEIT STATT VERBLÖDUNG SATT!
 

Faktotum

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Warum hört man dann nicht in den schönen ARD oder ZDF Nachrichten, dass die chinesisch, -und russischen Schiffe mit nuklearbestückten Raketen ihre Kurse Richtung Tartus und Latakia getroffen haben?
WEIL WIR ES NICHT HÖREN WOLLEN, SONST VERSTOPFEN WIR UNS MIT WAHRHEIT STATT VERBLÖDUNG SATT!

Hast Du dazu einen Link / Bericht?

Das tatsächlich "drei russische Flotten" ins Mittelmeer unterwegs sind und dabei ausgerechnet / natürlich einen syrischen Hafen als Versorgungshafen ausgewählt haben, findet sich auch hier:

Drei russische Flotten planen Treffen im Mittelmeer

Aber von Chinesen oder Atomwaffen habe ich nichts gehört.

Das würde die Assad-Untergangs-Arien natürlich verstummen lassen müssen.
Die Rebellen sind zu schwach und aktive Nato Unterstützung gegen ein Land, dass drei verbündete russischen Flotten an der Küste hat, ist doch wohl eher unwahrscheinlich.
 

Faktotum

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Wer ist eigentlich die FSA - die Free Syrian Army?

In dem Artikel "Wer kämpft in Syrien", des Voltairenet.org, wird die Behauptung aufgestellt, das es sich eben nicht um Revolutionäre handelt, sondern um Konterrevolutionäre.
Um das zu Begründen, wird die Zusammensetzung der FSA genauer beleuchtet.


Dabei wird folgende Ausgangslage als im Westen allgemein vertreten formuliert:

Für die westlichen Staaten und ihre Presse würden die Syrer eine westliche Lebensart in einer Markt Demokratie anstreben. Den tunesischen, ägyptischen und libyschen Modellen des "arabischen Frühlings" folgend hätten sie sich aufgelehnt, um ihren Diktator Baschar Al-Assad zu stürzen. Dieser hätte die Demonstrationen im Blut unterdrückt. Während der Westen gewünscht hätte zu intervenieren um das Massaker zu stoppen, hätten sich die Russen und Chinesen aus Berechnung oder aus Menschenverachtung der Intervention widersetzt.

Ich denke, das fasst so ziemlich genau zusammen, was uns in unserer mehr oder weniger gleichgeschalteten Medienlandschaft verkauft wird.

Direkt darauf wird eine ebenso radikale Gegenthese formuliert:

Stattdessen hätten die Vereinigten Staaten für alle Staaten, die nicht von den USA zu Vasallentum reduziert wurden und für ihre Presse eine Operation gegen Syrien gestartet, die von lange her geplant war. Zuerst durch ihren regionalen Verbündeten, und dann direkt, hätten sie nach dem Vorbild der Contras von Nicaragua bewaffnete Banden infiltriert, die das Land destabilisierten. Jedoch hätten sie dort nur eine sehr geringe interne Unterstützung gefunden und eine Niederlage erlitten, während die Russische Föderation und China die NATO verhindert hätten, die syrische Armee zu zerstören und das regionale Gleichgewicht zu brechen.

Im Verlauf des Artikels werden u.a. folgende Behauptungen aufgestellt:

  • Der Begriff "Arabischer Frühling" ist eine Illusion und bestenfalls ein Werbeslogan
  • Die Aufstände in Tunesien, Jemen und Bahrain sind grundverschieden von denen in Libyen und Ägypten.
  • Die Revolte in Ägypten beschränkte sich in der Hauptsache auf Teile der Mittelschicht und wenige große Städte
  • Der Aufstand in Libyen war keine Revolte, sondern eine seperatistische Bewegung
  • Die Kämpfer der FSA sind (ebenso) keine Demokraten
  • Spirituelle Autorität ist Scheich Adnan al-Arour der zum Sturz und zum Tod von Bashar al-Assad aufruft, und zwar nicht aus politischen Gründen, sondern weil er Alawit
  • alle identifizierten Offiziere der FSA sind Sunniten
  • alle Brigaden der FSA tragen Namen von sunnitischen historischen Persönlichkeiten
  • Das ASL-Programm soll dem säkularen, von der Baath Partei, dem PSNS und den Kommunisten installierte Regime ein Ende setzen, zugunsten eines reinen sunnitischen sektiererischen Regimes
  • die bewaffneten Gruppen stammen nicht aus den friedlichen Protesten von Februar 2011, sondern sind mehrheitlich Islamistisch geprägt
  • die Proteste 2011 prangerten tatsächlich Korruption an und forderten größere Freiheiten
  • durch Saudisches Geld ist ein "Revolutionärer" 7-mal besser bezahlt als das durchschnittliche Gehalt
  • Deserteure werden regelmäßig vom Geld angelockt. Zudem hat ein Heer von 300.000 Mann notwendigerweise immer religiöse Fanatiker dabei
  • große Teile der FSA stehen (indirekt) unter türkischem / Nato Kommando
  • das Hauptquartier der ASL ist in der Air Base der NATO von Incirlik
  • die härtesten Islamisten bildeten ihre eigenen Organisationen oder sind der al-Qaida beigetreten und stehen unter der Kontrolle von Katar und der Saudischen Königsfamilie

Zudem geht der Artikel relativ ausführlich darauf ein, warum der Autor den syrischen Aufstand für absichtlich, genau und aus langer Hand vorbereitet hält - allerdings von den USA und nicht von den Aufständischen.

Das ganze klingt meiner Ansicht nach ziemlich nach "Verschwörungstheorie".

Auf der anderen Seite lassen sich die Fakten ja relativ gut überprüfen.
Spricht hier jemand arabisch?
 

alterali

Well-Known Member
AW: Syrien Informationen von beiden Seiten

http://www.wdr2.de/politik/aljazeera102.html
"Alle Meldungen sind mit Vorsicht zu genießen

Alles was kommt an Informationen aus Syrien kommt, ist mit Vorsicht zu genießen. Hinter allen Informationen stehen Interessen. Die Wahrheit lässt sich nur durch Reisen im Land selbst raus finden. Doch es ist schwierig überhaupt reinzukommen und noch schwieriger sich dort zu bewegen. Und es ist lebensgefährlich.
"
 

Lynx72

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http://www.wdr2.de/politik/aljazeera102.html
"Alle Meldungen sind mit Vorsicht zu genießen

Alles was kommt an Informationen aus Syrien kommt, ist mit Vorsicht zu genießen. Hinter allen Informationen stehen Interessen. Die Wahrheit lässt sich nur durch Reisen im Land selbst raus finden. Doch es ist schwierig überhaupt reinzukommen und noch schwieriger sich dort zu bewegen. Und es ist lebensgefährlich.
"
Al Jazeera ist aus Katar. Katar ist neben Saudi Arabien der Hauptfinanzier und Drahtzieher des Aufstands gegen Assad. Al Jazeera ist so glaubwürdig wie Xinhua.
 
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