Warum werden Aleviten von Sunniten angefeindet?

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NeoAslan

Gesperrt
naja...aber schon klar, nee. unter den "demonstranten" sind ja nun auch verschiedene leute, die aus verschiedenen motiven heraus "demonstrieren". oder irre ich? ich glaube wenn die so weiter machen wird das noch mehr staatsgewalt provozieren.
diktatur kann ich auch nicht bestätigen. in einer diktatur wäre sicher längst schluss damit.
gibt es eigentlich eine ausgangssperre oder versammlungsverbote?
 

Majnomon

Well-Known Member
Ich habe während meines vor kurzem gemachten Türkeiurlaubs eine mir sehr sympathische, weltoffene und humanistisch-spirituell gesinnte Alevitin aus Ankara kennengelernt, mit der ich eine sehr angenehme Zeit verbringen durfte.

Auf die Religionen war sie sämtlich nicht gut zu sprechen. Aber der (sunnitische) Islam schien ihr wegen seiner kleingeistigen und oft gewaltbereiten Dogmatik am meisten zu stinken.

Insbesondere der Bekehrungseifer, der in den meisten Religionen wüten kann, war ihr ein Dorn im Auge.

Ihrer Auskunft nach sind in der Geschichte diesem Eifer allzu viele freiheitsliebende Aleviten zum Opfer gefallen.

Gott war für sie gleichbedeutend mit einer universellen Liebe, die keine Gebetshäuser braucht.

Als ein einem überkonfessionellen Sufismus zugeneigter Mensch konnte ich mich sehr gut mit ihr verständigen. Auf Englisch versteht sich... ;-)
 
P

pauline09

Guest

Umgekehrt nicht .. ? Dazu kann ich nur beitragen, was mir eine Freundin erzählte, in Deutschland aufgewachsene Alevitin, die vor einigen Jahren nach Istanbul zog und inzwischen (trotz guten Jobs dort) wieder zurückgekehrt ist. Sie hat es in ihrem Umfeld erlebt, dass ein guter Freund, ebenfalls Alevi, als Bewerber für eine Stelle ausrangiert wurde, als er im Vorstellungsgespräch die Frage nicht bejahte, ob er denn auch zum Freitagsgebet gehe. Andere Aleviten wurden ihren Erzählungen zufolge von sunnitischen Vermietern nicht als Mieter akzeptiert, obwohl sie als Angestellte nicht schlecht verdienten und auch der sonstige Hintergrund zu passen schien. Sie ist eine ganz nüchterne Person, aber das hat sie empört, und ich kann es begreifen. Das war, wie gesagt, in der Türkei - und ergänzte sich fatalerweise mit vormaligen Erfahrungen in Deutschland, als es bei der Wohnungssuche gehießen hatte, "man" vermiete nicht an Türken. -
Und dass die mächtige DITIB in der Türkei sich ausschließlich für Sunniten engagiert, ist bekannt. Aleviten werden von der DITIB gar nicht wahrgenommen oder wie eine Randgruppe behandelt, nicht anders als Christen oder Juden.

Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass manche Sunniten sich in Deutschland von Aleviten diskriminiert fühlen. Denn nach dem Massaker von Sivas haben viele Aleviten sich politisiert, zusammengeschlossen, Forderungen formuliert und treten seitdem selbstbewusster auf. Wie sich das vollzogen hat, lässt sich u.a. bei Burak Gümüş nachlesen (in irgendeinem anderen Alevitenthread hatte ich mal was von ihm verlinkt). Das sind Sunniten eben nicht gewohnt, weil sie mit ihren Erfahrungen als Mehrheit ganz anders umgehen können, gelassener.

Die misstrauische Skepsis, die ich gelegentlich bei Alevi gegenüber Sunniten wahrnehme, hat jedenfalls Gründe, die in der Geschichte der alevitischen Vorfolgung wurzeln. Sie waren immer Minderheit, wurden und werden ausgegrenzt von Sunniten, die Aleviten nicht als Muslime anerkennen oder dem Alevitentum den Charakter einer eigenständigen Religionsgemeinschaft absprechen und über die Zusammenkünfte in Cem-Häusern teilweise abenteuerlichste Märchen verbreiten. Die Erfahrung, in einer Mehrheitsgesellschaft "anders" zu sein und nötigenfalls wieder auf der Hut sein zu müssen, prägt natürlich und schärft das Bewusstsein. Individuen können sich (fast) immer verständigen, genügend Willen vorausgesetzt, Brücken schlagen, interreligiöse Beziehungen und Ehen eingehen, ihre Kinder nach beiden Traditionen erziehen und friedlich miteinander leben. Aber in der Gesamtheit haben die Wunden, die türkischen Aleviten immer wieder zugefügt wurden, zumindest meinen Beobachtungen nach zu einer Wachsamkeit geführt, die Du jetzt vielleicht als Ablehnung erlebst, Renga.
 

aleynanaz1

Well-Known Member
Kann mir ganz gut vorstellen,dass einige es begrüssen würden,wenn türkische Aleviten und türkische Sunniten sich gegenseitig den Schaedel einschlagen,aber sowas wird es nicht geben.
Ich bin türkische Sunnitin und mir ist es ganz egal sowie auch den meisten Türken egal ist,ob jemand Alevit,oder Sunnit ist.
Weder wurde ich als Sunnitin von irgendeinem Aleviten diskriminiert,noch habe ich selbst irgendeinen Aleviten diskriminiert.
Ich hab sowas in der Türkei nirgends erlebt.
Weder im Kindergarten,i noch in der Schule,auf der Arbeit,in irgendeinem Rest,auf der Reise usw..NIRGENDWO.
Gestern nicht,heute nicht,ich glaube auch in Zukunft nicht.
Bekloppte gibt es natürlich,die radikal eingestellt sind auf beiden seiten wie immer und überall.

Es ist aber nicht so auf jeden Fall in der Türkei nicht,dass man sich gegenseitig hasst und als Feinde sieht.
Dafür sind die meistenTürken viel zu nationalistisch. Kapiert?
 

Lynx72

Gesperrt
Es ist aber nicht so auf jeden Fall in der Türkei nicht,dass man sich gegenseitig hasst und als Feinde sieht. Dafür sind die meistenTürken viel zu nationalistisch. Kapiert?
Ich habe am Samstag auf der Abschlusskundgebung gegen Tayyip in Köln Leute mit Apo-Fahnen und Leute mit Atatürk auf den Klamotten gesehen. Sie einte, nehme ich an, ihr alevitischer Glaube, aber vor allem die Ablehnung von Tayyip Erdogan.
 
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