(...)Der Durchschnitt ging auf Pegida-Märsche, weil ein Freund hinging, im Glauben sicher für die gute Sache zu laufen. Ohne die Schlachtrufe zu kennen. Und der soll sich plötzlich mit irgendwelchen Gruppierungen irgendwelcher Untergrupoen fremder Länder auskennen (...)
Ich weiß, was Du meinst, klar - aber wenn Du als "Durchschnitt" den Median nimmst: der ging eben n i c h t zu Pegida! Die breite, ganz breite Mehrheit hat sich diesem Mummenschanz
nicht angeschlossen, auch wenn man in Anbetracht von dessen Lautstärke und Medienpräsenz den Eindruck gewinnen konnte, von Rechten umzingelt zu sein. Mal abgesehen davon, dass ich die Definition als "Durchschnitt" in diesem Fall als hochproblematisch sehe, weil es unbeabsichtigt deren dreiste Behauptung bestätigt, sie seien "das Volk" (sind sie nicht) und die breite Mehrheit marginalisiert, die sich davon nicht angesprochen und - im Gegenteil - partiell so angewidert fühlte, dass sie sich dagegen gestellt hat.
Also: alles gut? Nein, natürlich nicht. Aber ich finde schon, dass man bei der Betrachtung und Beschreibung solcher Phänomene auch die Relationen betrachten sollte. Dass es ganz unstrittig einen Rechtsruck gegeben hat, der sich in Hetze, Hass, noch mehr Hass, Brandstiftungen, Morden und ähnlichen Scheußlichkeiten manifestiert, steht zwar auf dem gleichen Blatt, aber vergleiche das mal mit dem Wählerverhalten seit Verbreiterung der Parteienlandschaft. Ganz trocken: Bei der letzten Bundestagswahl wählten 87 Prozent
nicht AfD.
Ganz mal abgesehen davon, dass rechtsradikale und -extreme Einstellungen in der Bundesrepublik nie verschwunden waren. Das gab's schon in den Sechzigern, auch später. In den Achtzigern und speziell nach 1990 wurde es zunehmend finster, Hoyerswerda, Rostock, Solingen, Mölln; um die Jahrtausendwende herum stellten Forscher fest, dass etwa ein Viertel der Anhänger
aller demokratischen Parteien rassistischen und völkischen Aussagen aus dem NPD-Wahlprogramm zustimmten, wenn man sie nicht also solche ausgab.
Es schlug sich nur nicht im tatsächlichen Wählerverhalten nieder. Jetzt ist das der Fall. In den ostdeutschen Bundesländern sogar ziemlich genau 1:1, wenn man die obige ältere Studie als Maßstab hernimmt.
So gesehen wundert mich das alles nicht. Die uralte Schildkröte in mir wundert leider gar nichts mehr. Man hätte es wissen können: Die Einstellungen waren immer da, jetzt sind sie sichtbar; das hat, wenn man's sardonisch betrachtet oder kühl, womöglich sogar was Kathartisches. Trotzdem finde ich es zum Kotzen, es besorgt und bedrückt mich. Meinem Sohn und allen Jüngeren um mich herum versuche ich mitzugeben, dass sie, wir alle, uns dagegen stellen, mit demokratischen Mitteln kämpfen und uns zur Wehr setzen müssen, um nicht eines Tages in einem Staat aufzuwachen, der die schillerndsten Träume der Trumps, Putins, Orbáns, Kaczyńskis und sonstigen Autoritären dieser Welt befriedigt. Auch ich bin eine besorgte Bürgerin. Freilich aus anderen Gründen als die Berufsbesorgten, die bekanntlich
nie-was-sagen-dürfen und ihre Befindlichkeiten andauernd in die Welt und ins Internet trompeten. Ob das dem "Durchschnitt" so geht, weiß ich nicht.
Wahrscheinlich nicht. Oder doch? Es wird sich zeigen.
(...)Nein der durchschnittliche Bürger wählt RECHTS weil er Rassist und Antisemit ist und die angeblich vorhandenen Werte verteidigen will. Der Normalo weiß genau wen er wählt, oder soll ich den Beitrag zu Pegida nochmal teilen nach dem Mord an Lübcke. (...)
Wenn der Mob Brandstiftungen von Wohnhäusern abfeiert, wie in Hoyerswerda und Meißen um mal 2 Beispiele zu nennen, dann wissen die absolut was sie da machen.
Ja, die wissen genau, was sie tun. Und trotzdem sind sie nicht die Mehrheit, geschweige denn "das Volk" oder die "Mitte". Wer oder was auch immer das sein soll.
ps Sorry für den Wortschwall. Musste sein.