(..)Ich schaue nach Polen und vor allem Ungarn. Hätten die die Flüchtlinge nicht herzlos in ihren U-Bahnhöfen verkommen lassen, hätte jeder damals seinen Teil getan, wir hätten das AfD-Problem nicht.
Das verkennt sämtliche rechtspopulistischen Entwicklungen, die es bereits davor auch in westeuropäischen Staaten gab, Nachbarländern. Bis das auch in Deutschland eintrat, war es m.E. leider nur eine Frage der Zeit, nicht des Anlasses. Die AfD hat es schon vorher gegeben. Rechtsextreme Einstellungen auch: übrigens in etwa der Größenordnung, die wir jetzt beklagen, und bei Anhängern aller Parteien. Das ist gut untersucht.
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Nein es war Merkels "Wir schaffen das". Sie meinte damit die Domestizierung der ehemaligen Ostblock-EU-Staaten.
Nö. Sie meinte nur: "Wir schaffen das." Ein kleiner, ermunternder Satz, in den im Nachhinein so viel hineingedeutet wird, dass ich immer wieder staune.
Merkel ist realistisch und erfahren genug, um zu wissen, dass es Verzagte gibt. Wie auch Menschen, die grundsätzlich reaktant reagieren, wenn's gilt. Weil sie erstmal gegen alles sind, Hauptsache dagegen. Egal gegen was oder wen.
Das ist der Boden, auf dem allerlei Ressentiments und Feindseligkeiten auch gegenüber Flüchtlingen gedeihen.
Das war übrigens schon vor 75 Jahren der Fall.
Allein Schleswig-Holstein nahm damals mehr als eine Mio. Vertriebene auf, andere Bundesländer noch mehr. Hier und da hat's geknirscht, aber geklappt. In einem vollkommen zerstörten Land.
Warum soll man vor diesem geschichtlichen Hintergrund nicht davon ausgehen, dass "wir" das schaffen?
1989/90 haben "wir" ja auch geschafft. Irgendwie.
Was würdet Ihr als Kanzlerin entscheiden?
Zum Glück bin ich das nicht und würde es niemals sein wollen.
Aber natürlich würde ich auch entscheiden, mich ans Schengener Abkommen zu halten und die Grenzen nicht dichtzumachen. Ganz abgesehen davon, dass es auch Werte und nicht nur Interessen gibt.