Wie Volksparteien sich selbst demontieren - mit und ohne Rezo

sommersonne

Well-Known Member
Das ist das Problem. Aber die deutsche Einheit und ihre horrenden Folgekosten, die nach 16 Jahren Kohl-Regierung gründlich geplünderten Sozialkassen und knapp viereinhalb Mio. Arbeitslose in 2004/05 hast Du leider wieder ausgeblendet.

Das ist die Tragödie der SPD: dass sie regelmäßig die Scherben auffegen darf, die die Konservativen hinterlassen. Prompt folgten sozialpolitische Grausamkeiten, die ansonsten Schwarzgelb angelastet worden wären.
Wirklich bintje, Hartz IV hat die Bundesregierung vor dem finanziellen Untergang gerettet? Gestatte das ich kichere.
 

Msane

Well-Known Member
Das ist das Problem. Aber die deutsche Einheit und ihre horrenden Folgekosten, die nach 16 Jahren Kohl-Regierung gründlich geplünderten Sozialkassen und knapp viereinhalb Mio. Arbeitslose in 2004/05 hast Du leider wieder ausgeblendet.

Das ist die Tragödie der SPD: dass sie regelmäßig die Scherben auffegen darf, die die Konservativen hinterlassen. Prompt folgten sozialpolitische Grausamkeiten, die ansonsten Schwarzgelb angelastet worden wären.

Die SPD ist seit 2013 in der Regierungskoalition und geändert hat sich seitdem sogut wie nichts, offensichtlich ist man dort sehr zufrieden damit das Deutschland den größten Niedriglohnsektor Europas hat.


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Bintje

Well-Known Member
Wirklich bintje, Hartz IV hat die Bundesregierung vor dem finanziellen Untergang gerettet? Gestatte das ich kichere.

Meinetwegen kannst Du kichern, so lange Du willst. :) Aber Tatsache ist (.. das Thema hatten wir aber, glaube ich, auch schon im Mauerfall-Thread), dass je nach Berechnungsmethode etliche Milliarden bis Billionen an Transferzahlungen von West- nach Ostdeutschland geflossen sind. Ein Großteil auch zu Lasten der Rentenkassen, weil ostdeutsche Rentner zwar oft länger gearbeitet, aber nicht in die westdeutschen Kassen eingezahlt hatten. Das war im Einigungsvertrag so geregelt. Tatsache ist auch, dass die Arbeitslosigkeit im Osten 2004/05 im Schnitt bei mehr als 18 Prozent lag, regional teils noch erheblich darüber, und im Westen durchschnittlich zehn Prozentpunkte darunter. Was glaubst Du, wie das finanziert wurde?

Zwischenbilanz 2010:
"Zu bedeutsamen Teilen ist der innerdeutsche Einkommenstransfer der vergangenen zwei Jahrzehnte über die Sozialversicherungssysteme vollzogen worden: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) beziffert den Finanztransfer von den alten in die neuen Länder für die Jahre 1991 bis 2003 allein im Rahmen der Renten- und Arbeitslosenversicherung auf 289 Milliarden Euro (Meinhardt/Zwiener 2005, S. 12). Wie in kaum einem anderen bekannten historischen Fall kam es im Zuge der deutschen Einheit zu einem Großversuch wohlfahrtsstaatlich organisierter – man mag auch sagen: sozialpolitisch erzwungener – Solidarität."
https://www.bpb.de/geschichte/deuts...tschen-einheit/47534/kosten-der-einheit?p=all

Von 2015, Auszug:
"Das Dresdner Ifo-Institut stellt in seiner Berechnung für den Zeitraum von 1991 bis 2013 den Transferleistungen von Ost nach West die Steuer- und Beitragseinnahmen gegenüber, die sich aus der Wiedervereinigung ergaben. Ein Großteil der Transferzahlungen, etwa 2,2 Billionen, floss in den Sozialbereich, etwa in die Rente. Die direkten und ausschließlichen Finanztransfers lagen bei etwa 560 Milliarden Euro. Darin enthalten sind Mittel aus wachstumsorientierten Programmen wie der Investitionszulage, dem Fonds Deutsche Einheit sowie dem Solidarpakt I und II. Weitere Zahlungen liefen über den Länderfinanzausgleich und allgemeine Bundesaufgaben wie Ministerien von Ost nach West. Alle Transferleistungen zusammengenommen belaufen sich laut ifo Institut auf 3,4 Billionen Euro. Dem gegenüber stehen 1,8 Billionen Euro an Steuer- und Beitragseinnahmen, die infolge der Wiedervereinigung zwischen 1991 und 2013 an den Staat gingen. Rechnet man die beiden Zahlen gegeneinander steht am Ende ein Nettotransfer von 1,6 Billionen Euro.[18]"
http://www.bpb.de/geschichte/deutsc...e-frage-nach-den-kosten-der-wiedervereinigung

Und falls sich jemand gerade anschicken will, Helmut Kohl zu verteidigen:
"Mitte der Neunzigerjahre befand sich Deutschland [...] in einer unbequemen Position: der Staatshaushalt in schlechtem Zustand, die Wettbewerbsfähigkeit ramponiert und der deindustrialisierte Osten als dauerhafter Transferempfänger am Tropf der westdeutschen Steuer- und Abgabenzahler."

Interessant insbesondere auch für @Msane :
"Verschärft wurde das Problem dadurch, dass mit der - ebenfalls von Kohl und seinen Beratern ausgehandelten - Euro-Einführung die Wechselkurse in Europa festgeschrieben wurden. Deutschland fehlte die Möglichkeit, die Mark abzuwerten, um die Wirtschaft nach der Einheitsrezession schneller wieder in Gang zu bringen. In Deutschland begann so eine neue Runde der Standortdebatte. Über Jahre wurde in der öffentlichen Debatte praktisch nur über Kostensenkung gesprochen, über niedrigere Lohnkosten oder niedrige Sozialabgaben. [...]
In der Krise nach dem Jahr 2000 sprachen selbst Gewerkschaftsvertreter von der Notwendigkeit, Kosten in Deutschland zu senken - dabei steigerte die deutsche Industrie damals schon längst wieder ihre Weltmarktanteile. In keinem anderen Industrieland außer Japan erhöhten sich die Löhne im folgenden Jahrzehnt so langsam wie in Deutschland."
Und so weiter und so fort.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/h...he-bilanz-des-einheitskanzlers-a-1152571.html

Das kann man zur Kenntnis nehmen oder es lassen. Aber ich halte nichts davon, allgemeine Betrachtungen losgelöst von politischen Ursachen anzustellen. Dass H4 shice ist, ist längst klar. Und dass das Rentensystem ebenfalls verändert gehört, weil es ansonsten auf Dauer zusammenbricht. Ein bisschen Kosmetik durch die Grundrente, die obendrein von AKK & ihren Parteifreunden der sog. Werteunion schon bei leisen Lüftchen wieder zur Disposition gestellt wird, bringt's natürlich nicht.

Aber wer zum Beispiel erwartet, dass die SPD den Niedriglohnsektor im Alleingang abschaffen und Mindestlöhne auf 12 € festlegen kann, hat irgendwie noch nicht verstanden, wie die GroKo funktioniert. Was sie wollen und in den Koalitionsvertrag schreiben und was hinterher dabei herauskommt, sind zwei Paar Schuhe.

Übrigens frage ich mich seit längerem, was eigentlich mit dem Ankurbeln des öffentlichen Wohnungsbaus ist. Hat Innen- und Haymatminister Hotte Seehofer (CSU) das Bauressort nicht auch unter seinen Fittichen?
Was geschieht da eigentlich? Genauer: Geschieht überhaupt was? o_O
 
Zuletzt bearbeitet:

sommersonne

Well-Known Member
Meinetwegen kannst Du kichern, so lange Du willst. Aber Tatsache ist (.. das Thema hatten wir, glaube ich, auch schon im Mauerfall-Thread), dass je nach Berechnungsmethode etliche Milliarden bis Billionen an Transferzahlungen von West- nach Ostdeutschland geflossen sind. Ein Großteil auch zu Lasten der Rentenkassen, weil ostdeutsche Rentner zwar oft länger gearbeitet, aber nicht in die westdeutschen Kassen eingezahlt hatten.
Das war im Einigungsvertrag so geregelt. Tatsache ist auch, dass der Arbeitslosigkeit im Osten 2004/05 im Schnitt bei mehr als 18 Prozent lag, regional teils noch erheblich darüber, und im Westen durchschnittlich zehn Prozentpunkte darunter. Was glaubst Du, wie das finanziert wurde?

Zwischenbilanz 2010:
"Zu bedeutsamen Teilen ist der innerdeutsche Einkommenstransfer der vergangenen zwei Jahrzehnte über die Sozialversicherungssysteme vollzogen worden: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) beziffert den Finanztransfer von den alten in die neuen Länder für die Jahre 1991 bis 2003 allein im Rahmen der Renten- und Arbeitslosenversicherung auf 289 Milliarden Euro (Meinhardt/Zwiener 2005, S. 12). Wie in kaum einem anderen bekannten historischen Fall kam es im Zuge der deutschen Einheit zu einem Großversuch wohlfahrtsstaatlich organisierter – man mag auch sagen: sozialpolitisch erzwungener – Solidarität."
https://www.bpb.de/geschichte/deuts...tschen-einheit/47534/kosten-der-einheit?p=all

Von 2015, Auszug:
"Das Dresdner Ifo-Institut stellt in seiner Berechnung für den Zeitraum von 1991 bis 2013 den Transferleistungen von Ost nach West die Steuer- und Beitragseinnahmen gegenüber, die sich aus der Wiedervereinigung ergaben. Ein Großteil der Transferzahlungen, etwa 2,2 Billionen, floss in den Sozialbereich, etwa in die Rente. Die direkten und ausschließlichen Finanztransfers lagen bei etwa 560 Milliarden Euro. Darin enthalten sind Mittel aus wachstumsorientierten Programmen wie der Investitionszulage, dem Fonds Deutsche Einheit sowie dem Solidarpakt I und II. Weitere Zahlungen liefen über den Länderfinanzausgleich und allgemeine Bundesaufgaben wie Ministerien von Ost nach West. Alle Transferleistungen zusammengenommen belaufen sich laut ifo Institut auf 3,4 Billionen Euro. Dem gegenüber stehen 1,8 Billionen Euro an Steuer- und Beitragseinnahmen, die infolge der Wiedervereinigung zwischen 1991 und 2013 an den Staat gingen. Rechnet man die beiden Zahlen gegeneinander steht am Ende ein Nettotransfer von 1,6 Billionen Euro.[18]"
http://www.bpb.de/geschichte/deutsc...e-frage-nach-den-kosten-der-wiedervereinigung

Und falls sich jemand gerade anschicken will, Helmut Kohl zu verteidigen:
"Mitte der Neunzigerjahre befand sich Deutschland [...] in einer unbequemen Position: der Staatshaushalt in schlechtem Zustand, die Wettbewerbsfähigkeit ramponiert und der deindustrialisierte Osten als dauerhafter Transferempfänger am Tropf der westdeutschen Steuer- und Abgabenzahler."

Interessant insbesondere auch für @Msane :
"Verschärft wurde das Problem dadurch, dass mit der - ebenfalls von Kohl und seinen Beratern ausgehandelten - Euro-Einführung die Wechselkurse in Europa festgeschrieben wurden. Deutschland fehlte die Möglichkeit, die Mark abzuwerten, um die Wirtschaft nach der Einheitsrezession schneller wieder in Gang zu bringen.

In Deutschland begann so eine neue Runde der Standortdebatte. Über Jahre wurde in der öffentlichen Debatte praktisch nur über Kostensenkung gesprochen, über niedrigere Lohnkosten oder niedrige Sozialabgaben. [...]
In der Krise nach dem Jahr 2000 sprachen selbst Gewerkschaftsvertreter von der Notwendigkeit, Kosten in Deutschland zu senken - dabei steigerte die deutsche Industrie damals schon längst wieder ihre Weltmarktanteile. In keinem anderen Industrieland außer Japan erhöhten sich die Löhne im folgenden Jahrzehnt so langsam wie in Deutschland."
Und so weiter.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/h...he-bilanz-des-einheitskanzlers-a-1152571.html

Kann man zur Kenntnis nehmen oder es lassen, aber ich halte nichts davon, allgemeine Betrachtungen losgelöst von politischen Ursachen anzustellen. Dass H4 shice ist, ist längst klar. Und dass das Rentensystem ebenfalls verändert gehört, weil es ansonsten auf Dauer zusammenbricht. Ein bisschen Kosmetik durch die Grundrente, die obendrein von AKK & ihren Parteifreunden der sog. Werteunion schon bei leisen Lüftchen wieder zur Disposition gestellt wird, bringt's natürlich nicht.

Aber wer zum Beispiel erwartet, dass die SPD den Niedriglohnsektor im Alleingang abschaffen und Mindestlöhne auf 12 € festlegen kann, hat irgendwie noch nicht verstanden, wie die GroKo funktioniert. Was sie wollen und in den Koalitionsvertrag schreiben und was hinterher dabei herauskommt, sind zwei Paar Schuhe.
Das ist doch bekannt was du schreibst. Die Misere mit der hohen Arbeitslosigkeit ist maßgeblich von westdeutschen Unternehmern, der Treuhand und all denen geschaffen worden die sich an Fördergeldern und Subventionen gesund gestoßen haben. Vielleicht konnte auch ein Kohl das nicht unbedingt voraus sehen.

Wie ich glaube das das finanziert wurde? Zu einem vielleicht nicht mal so kleinem Teil von dem Geld was die DDR hinterlassen hatte. Eine Rentenversicherung gab es nämlich auch und ich habe noch nie davon gehört das jemand damit verschwunden wäre.
Die Menge an Käufern, die der Westen plötzlich dazu gewonnen hatte, haben der westlichen Wirtschaft wieder auf die Beine geholfen. Das Geld, wenn es auch zum großen Teil aus Arbeitslosen-Bezügen stammte ist wieder in den Kreislauf zurück geflossen und hat wirtschaftlichen Aufschwung gebracht. Natürlich nur den Führungsetagen der involvierten Wirtschaftsunternehmen. Der arbeitende Bürger im Westen und Osten hat wenig bis garnichts davon gehabt.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Ich habe mal in einer Band gespielt, mich schon vorher für Musik und Instrumente interessiert.

In meiner Jugend gab es bei Karstadt noch in der Kinderspielzeugabteilung auch einfachste Gitarren, auch elektrische, auch Verstärker bis so an die 250 DM vielleicht. Zum Ausprobieren, für Kinder ... Naja, wenn das Ding nach einem halben Jahr dann doch in der Ecke steht, dann muß das ja nicht gleich eine Fender Strat sein.

Nach der Wende habe ich dieselben Dinger dann in DDR-Schaufenstern gesehen. Die kamen offensichtlich da her! Und aber dort sollten die vertickt werden für so 1000 DM.

Vergisses. Dafür gab es bei uns schon eine echte Strat gebraucht, 2nd Hand.
 

sommersonne

Well-Known Member
Gut, wenn es so ist. Dein Einzeiler weiter oben erweckte bei mir eher den gegenteiligen Eindruck.
Da Du aber alles schon weißt und vor allem viel besser, verzeih bitte, wenn ich Dir nicht länger die Zeit mit Buchstaben raube und meine eigene sinnvoller einsetze.
Beleidigt? Wie langweilig wäre es wenn wir alle die gleiche Meinung hätten.
 
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