Den Hauptpunkt den ich eigentlich mit diesem thread ansprechen wollte, war diese Zeile von Kettcar:
Ich weiß nicht, worauf Du genau anspielst,
@alterali , aber so lapidar diese Zeile wirkt: sie umreißt, wie Du sicher weißt, so ziemlich alles an erhitzten Debatten, die sich damals unter zersplitterten westdeutschen Linken abspielten. Denn natürlich gingen auch in Westdeutschland ganze Weltbilder über den Jordan, als die Mauer fiel. Aus ideologischen Gründen, klar. Und gesellschaftskritische Linke, die beispielsweise in der Friedensbewegung engagiert waren und sich dafür von Konservativen jahre - oder jahrzehntelang anhören mussten, sie sollten doch gefälligst "nach drüben gehen", hatten bei allem ungläubigen Staunen über die späten Früchte von Brandts Entspannungspolitik und der Ostverträge teils Bauchweh bei der Vorstellung, dass der Kommunismus in Form des real existierenden Sozialismus abgewirtschaftet hatte.
Und!, noch viel wichtiger: ein sich nationalistisch aufblähendes Deutschland hat bekanntlich zwei katastrophale Weltkriege mit Millionen Opfern losgetreten. Da schwang auch eine gewisse Furcht vor geschichtsrevisionistischen Hegemonialbestrebungen mit, zumal zu Beginn niemand recht wusste/wissen konnte, was sich daraus entwickeln würde.
Jetzt, dreißig Jahre später, ist Deutschland wieder ein Machtblock mitten in Europa. Geografisch gesehen sogar richtig behäbig. Ganz gleich, wie man dazu stehen mag: das ist Fakt. Es lässt sich an vielen Details festmachen. Daraus erwächst auch eine große Verantwortung zum klugen Umgang mit dieser Rolle.
Oder wie siehst Du das? Was meinst Du dazu?