AW: antisemitismus: allein unter deutschen
Ich hatte jetzt Gelegenheit das Interview mit dem Autor in Gänze zu lesen und ein längeres Radiofeature zu dem Buch zu hören. Dabei wird deutlich, dass der Autor die Polarisierung sucht und den Antisemitismus spätestens beim 3ten Bier auch findet. Wie er selbst betont, hatte er sich bis dato in seinen intellektuellen Kreisen bewegt, in dem sich Künstler, Akademiker und allerlei gebildete Menschen tummeln, die entweder nicht des Antisemitismus verdächtig sind oder ihn auch nach dem 3ten Bier besser verbergen können.
Nun ist er bis in die Niederungen des Prekariats hinabgestiegen und dort fündig geworden. Dies brachte er in Buchform, das zunächst vom Verlag nur mit Änderungen akzeptiert wurde. Daraufhin sprach er von Zensur und fand einen anderen Verlag. Bei aller berechtigten Kritik, hätte ich mir einen solchen Zustandsbericht von einem hier lebenden Menschen jüdischen Glaubens gewünscht und nicht von jemandem, der bisher Deutschland offenbar nur unter einer Käseglocke bereist hat und nun einen Skandalbericht verfasst hat nach dessen Erscheinen er sich wieder in "seine Kreise" zurückzieht. Wirklich überzeugt hat er mich nicht.Mein Eindruck ist eher der, dass er einen Buchtitel auf den Markt bringen wollte der sich auch im Ausland gut verkauft.