Brexit - das Phantom

Mendelssohn

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@Mendelssohn Nein, das sind verschiedene Verhandlungsstrategien, von Anfang an. Die Briten wollen den Brexit verhandeln als Gesamtpaket. Wenn Ihr unseren Steueroasen weiterhin Zugang gewährt zum europäischen Finanzmarkt, dann legen wir bei der Endabrechnung noch soundsoviel Milliarden drauf. Können wir uns dann ja auch leisten. Die Europäer sagen: Nix, erst einmal legen wir die Endabrechnung auf den Tisch und wollen wissen, was Ihr davon anerkennt. Alles andere regeln wir anschließend.

Die Schulden sind ja real. Es geht ja nicht um irgendein Austrittsgeld. Die Briten stellen EU-Parlamentarier: Für die hat die EU noch Pension zu blechen, wenn der Brexit längst gelaufen ist. Das will die EU selbstverständlich erstattet kriegen. Aber da ist natürlich Interpretationsspielraum, „Verhandlungsmasse“: Wie lange lebt denn so ein Parlamentarier, wieviel Pension mag er denn in Gänze schließlich bezogen haben? Jetzt nur mal so als Beispiel.

Das ist ja klar, daß die Briten ihre stärksten Karten nicht schon gleich am Anfang ausspielen müssen wollen: Das liebe Geld. Bei allem Rabatt, die Briten sind Nettoeinzahler, ihr Ausstieg kommt die Europäer teuer. Die Europäer wollen natürlich genau das: Bei den weiteren Verhandlungen – Freizügigkeit von Waren, Menschen und Dienstleistungen – möglichst wenig „erpressbar“ sein.
Die Brexitbefürworter habe ihren Wählern Wunschrechnungen präsentiert, nämlich Rechnungen mit einem satten Plus für GB. Wie es so schön heißt, haben sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Sie können die Rechnung natürlich prellen. Das gilt umgekehrt dann genauso. Nach wirtschaftlichem Aufschwung sieht das nicht aus.
 

EnRetard

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Mays Regierung und die Tories sind völlig zerstritten, May wirkt wie ein Huhn ohne Kopf. Ich bin mir nicht mal sicher, ob die Sache noch zu retten wäre, wenn es zu Neuwahlen käme und Corbyn an die Regierung. Die Labourfraktion ist nämlich ebenso zerstritten, über den Brexit und über die Person Corbyn.
 

Alubehütet

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Mays Regierung und die Tories sind völlig zerstritten, May wirkt wie ein Huhn ohne Kopf. Ich bin mir nicht mal sicher, ob die Sache noch zu retten wäre, wenn es zu Neuwahlen käme und Corbyn an die Regierung. Die Labourfraktion ist nämlich ebenso zerstritten, über den Brexit und über die Person Corbyn.
Das ist das Problem. Die Briten sind innenpolitisch in einer totalen Krise und insofern überhaupt keine Verhandlungspartner, geschweige denn gute. Man weiß nicht, welche Ansage heute morgen noch Bestand hat. :( Eigentlich sollte man den Brexit suspendieren, bis die sich geeinigt haben.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Mays Regierung und die Tories sind völlig zerstritten, May wirkt wie ein Huhn ohne Kopf. Ich bin mir nicht mal sicher, ob die Sache noch zu retten wäre, wenn es zu Neuwahlen käme und Corbyn an die Regierung. Die Labourfraktion ist nämlich ebenso zerstritten, über den Brexit und über die Person Corbyn.
Welche Sache? Das ist doch das Grundproblem, daß nicht einmal die Sache feststeht, um die es geht. Die einen wollen einen Brexit ohne Exit, die anderen wissen gar nicht, was sie wollen. Das fängt schon mit der 499 km langen Grenze von Nordirland zu Irland an. 36% der nordirische Exporte gehen in die Republik Irland, aber umgekehrt nur 1,7% in den Norden. Allein 85 000 Betriebe im Grenzgebiet leben vom zollfreien Warenexport, die meisten wohl in Nordirland (Quelle: Printversion der RN von heute).
Phantomas läßt grüßen.
 

Mendelssohn

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Nun gibt es inzwischen eine Stop-Brexit-Kampagne, die wohl auch von Konservativen unterstützt wird. Begonnen hat die Kampagne mit einem Buch von Nick Clegg, dem ehemaligen Parteivorsitzenden der Liberalen, in dem er den Briten empfiehlt, großen Organisationen wie Tierschutz und Caritas beizutreten und dort die Bedeutung der europäischen Koordination zu vertreten.
How To Stop Brexit (And Make Britain Great Again)
https://www.amazon.co.uk/Stop-Brexit-Britain-Great-Again/dp/1847925235

Formal sieht es so aus, daß UK noch immer keinen Plan für den Brexit habe.
Inhaltlich sei nur noch ein "poor deal" denkbar, so Clegg im Interview mit BBC.
https://www.theguardian.com/politic...nd-to-reject-poor-brexit-deal-says-nick-clegg
 

Mendelssohn

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Immer noch keine Annäherung und Einigung über erste Verhandlungsschritte.
Bald weiß keiner mehr, warum eigentlich der Brexit zur Abstimmung gegeben wurde.
 

EnRetard

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Es hakt immer noch in der Frage der irischen Grenze. Arlene Foster von der DUP hat May gezeigt, wo der Hammer hängt. Ein einheitliches irisches Zollgebiet kommt einer Wiedervereinigung Irlands zu nahe, findet Foster. Und Mays Regierung hat bekanntlich keine Mehrheit und würde ohne die 10 Stimmen der DUP absaufen.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Es hakt immer noch in der Frage der irischen Grenze. Arlene Foster von der DUP hat May gezeigt, wo der Hammer hängt. Ein einheitliches irisches Zollgebiet kommt einer Wiedervereinigung Irlands zu nahe, findet Foster. Und Mays Regierung hat bekanntlich keine Mehrheit und würde ohne die 10 Stimmen der DUP absaufen.
Nun heißt es, daß sich Juncker und May geeinigt hätten. Worauf? Auf ein neues Wort. Nun ginge es in die "zweite Phase" der Verhandlungen. D. h. es gibt ein Papier, in dem UK in allen Punkten Zugeständnisse an die EU macht, die aber vor dem Brexit-Referendum ausgeschlossen waren..
M. E. kann sich UK einen Brexit nach EU-Vorgabe gar nicht leisten, die anzuerkennen aber Voraussetzung war für die Deklaration der zweiten Phase.
Was für eine Zwickmühle, in der May steckt. Am Ende muß sie etwas absegnen, was so gar nicht zur Abstimmung stand.
Wenn die Briten demokratieverdrossen werden, haben sie immer noch ihre Royals. Es gibt immer eine Hochzeit oder Taufe, die über die beschissene Politik des Commonwealth hinwegtrösten.
 

EnRetard

Well-Known Member
Es gibt immer eine Hochzeit oder Taufe, die über die beschissene Politik des Commonwealth hinwegtrösten.
Mach die Royals nicht klein. Während Theresa May mit ihrem "hostile environment" für Einwanderer aller Art gerade afrokaribische Einwanderer im Rentenalter, aus der Zeit, als Jamaika etc. noch britisch waren und Einwanderung von dort frei, in Abschiebehaft nehmen, https://www.theguardian.com/uk-news...portation-after-50-years-in-uk-demand-apology und Ausländer samt ihrer britischen Ehegatten aus dem Land geekelt werden, https://www.theguardian.com/uk-news...licy-puts-uks-global-reputation-research-risk verlobt sich Harry Wales mit einer African American und sorgt dafür, dass das Königreich für alle Zeiten von oben bis unten bunt wird.
 
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