Brexit - das Phantom

Mendelssohn

Well-Known Member
Frage: was wird aus dem Brexit in der Rezession.
Will man mit den Amerikanern die sich anbahnende Wiederauflage der Great Depression durchstehen?
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Gute Frage!
Ich frag mal einfacher: was wird aus der EU in der Rezession; Was wird gar aus Europa.
Was wird aus der Welt.
Du fragst nicht einfacher, sondern komplexer.
Über Deutschland las ich heute, dass sie von einem Minus von 4,5% in der Wirtschaftsleistung ausgehen. Dies sei zwar ein riesiger Einbruch, könne aber durch die guten Rücklagen der letzten Jahre abgefangen und innerhalb der nächsten zwei Jahre wieder aufgeholt werden. In der EU insgesamt wird es wohl nicht so glimpflich ausgehen, ob mit oder ohne UK. UK hat das doppelte Problem: Einbußen durch den Brexit und durch die Corona-Krise und einen ohne all dies heillos überforderten Sozialstaat. In China und Russland werden die Einbrüche nicht so deutlich zu spüren sein wie etwa in den USA und UK, weil dort die Armut außerhalb der Zentren Standard ist und Corona deshalb nicht zu spürbaren Einbußen im ohnehin kargen Leben führt. Es wird nicht ein medizinischer Bus wegen Corona ausfallen, weil ohne Corona der Arzt auch nur zweimal im Jahr am Dorf vorbeifährt. Eine Pandemie wie durch den Coronavirus ausgelöst verändert in Ländern wie Russland und China nicht viel. Im wohlhabenden Teil der Welt wird sich viel ändern, denn das "Weiter so" im Sinne einer bloß profitorientierten Logik ist an seine Grenze gestoßen worden.
Einen großen Wurf zur Veränderung der Welt wird und kann es nicht geben, aber vielleicht eine konzertierte Aktion der kleinen Schritte, die dann doch das Ethische, das Menschliche retten.
 

Zerd

Well-Known Member
Im wohlhabenden Teil der Welt wird sich viel ändern, denn das "Weiter so" im Sinne einer bloß profitorientierten Logik ist an seine Grenze gestoßen worden.
Einen großen Wurf zur Veränderung der Welt wird und kann es nicht geben, aber vielleicht eine konzertierte Aktion der kleinen Schritte, die dann doch das Ethische, das Menschliche retten.

Worauf gründet bloß dieser Optimismus, ist das etwa diese "Elevation", von der die Psychologin in der ZDFZeit-Sendung sprach?

Die Leute, die die Rahmenbedingungen während der Corona-Krise festlegen, sind mehr oder weniger dieselben, die auch in den vergangenen zwei drei Jahrzehnten die Rahmenbedingungen schon festgelegt haben. Und dieselben werden sie auch nach der Corona-Krise wieder festlegen.

Und deren Handlungsmotiv und Richtlinie war seit geraumer Zeit recht offenkundig: nur wenn es den Unternehmen und den Kapitalgebern sehr gut geht, wird es auch dem Rest zumindest einigermaßen gut gehen!

Was wird jetzt erwartet? Etwa, dass diese Leute innerhalb weniger Monaten zu anderen Menschen geworden sind mit ganz anderen Motiven und Weltbildern?

Möglicherweise wird es sogar Veränderungen nach der Corona-Krise geben, aber selbst wenn es so sein sollte, welcher Art werden die Motive für diese Veränderungen sein? Es werden eindeutig extrinsische Motive sein, äußere Motive; nicht aus einer inneren Überzeugung heraus, die gereift wäre, sondern aus einer äußeren Notwendigkeit heraus.

Etwa wie der Schüler, der nur dann und soviel lernt, wie es gerade nötig ist, um einer Strafe oder sonstigen negativen Folgen zu entgehen. Es ist hinlänglich bekannt, dass diese Motivation nicht nachhaltig wirkt, sondern eben nur so lange, wie diese Strafen und negativen Konsequenzen auch unmittelbar drohen.

Das haben wir doch alles schon erlebt: die Verbrechen und Zerstörung der Weltkriege oder später die Bedrohung durch den Kommunismus waren solche extrinsichen Motive, die vorübergehend für Zurückhaltung und das Aufblühen des Sozialstaates geführt haben. Aber sobald man sich einigermaßen in Sicherheit gewogen hat und die unmittelbare Bedrohung gebannt war, sind wieder alle Dämme gebrochen. Genau so wirken extrinsische Motive!

Und wenn man darauf seine Hoffnungen baut, dann vertritt man eben eine Haltung und Gesinnung, in der der Zweck und Ausgang die angewandten Mittel heiligt. Und gute Zwecke für allerlei Mittel gibt es bekanntlich wie Sand am Meer; in dieser Arena werden darum immer diejenigen Vorteile haben, die weniger Hemmungen oder ethische Bedenken haben, sprich: der Egoismus, der Hedonismus, der Sozialdarwinismus.
 

alterali

Well-Known Member
Du fragst nicht einfacher, sondern komplexer.
Über Deutschland las ich heute, dass sie von einem Minus von 4,5% in der Wirtschaftsleistung ausgehen. Dies sei zwar ein riesiger Einbruch, könne aber durch die guten Rücklagen der letzten Jahre abgefangen und innerhalb der nächsten zwei Jahre wieder aufgeholt werden. …………..
Keiner, auch kein Weiser kann sagen, wie weit es runter geht, noch weniger wie schnell es und wann es wieder aufwärts geht.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Keiner, auch kein Weiser kann sagen, wie weit es runter geht, noch weniger wie schnell es und wann es wieder aufwärts geht.
Was der Wirtschaftsweisen aber inzwischen wissen, ist der Umstand, dass Deutschland nicht so einbricht wie das doppelt geschlagene UK, und es auch nicht annähernd zu vergleichbaren Verwerfungen kommen wird wie in Trumps America first. Die Corona-Krise hat die Hand in alte Wunden gelegt, die jetzt ganz ungeschönt aufplatzen. In den populistisch regierten Ländern weitaus giftiger als hierzulande.
Dazu ein guter Kommentar:
https://www.spiegel.de/politik/ausl...olumne-a-00000000-0002-0001-0000-000170435611
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Brexit und Corona:
Entgegen der Einschätzungen der EU, der Labour Party und der Abteilung der krone-affinen Schotten (die anderen wollen keinen Austritt Schottlands aus der EU), hält die britische Regierung unter dem gerade aus dem Krankenhaus entlassenen Premierminister an der Übergangsfrist bis nur Ende Dezember fest.
https://www.verkehrsrundschau.de/na...andlungen-nach-brexit-wieder-auf-2593028.html
Die Strategie scheint zu sein, die Briten so auszubluten, dass sie, sagen wir in drei Jahren, leichte wirtschaftliche Erholungstendenzen als Sieg feiern können, weil man nach den schweren Jahren einfach vergessen hat, wie es vorher war und wie es sein könnte, wenn alles seinen normalen Verlauf - mit Sonderrechten für UK usw. genommen hätte. Also ganz tief fallen lassen, dass jeder Zentimeter des Hochkrabbelns schon wieder königlich aussieht. Das ist das alte neoliberale Konzept der Chicago School, mehrfach gescheitert, in Chile, in den USA unter Reagan, in Thatchers UK und schließlich sogar in Schröders höchst abgemilderten Form der Agenda 2010. Hier noch einmal eine Neuauflage eines mehrfach gescheiterten uralten Konzepts zu versuchen, ist dem Königreich eigentlich nicht würdig.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Brexit und Corona, die Zweite:
Laut meiner Tageszeitung von heute (Stand 17. 4. 2020, 18 Uhr) sind von knapp 110 000 Infizierten, das entspricht 163 Fällen pro 100 000 Einwohnern, mehr als 33 000 Patienten gestorben. Das entspricht einer Sterberate von über 30%. Das übertrifft Italien (13%), Frankreich (12%), Spanien (10,5%), Holland (11%) um ein Mehrfaches, obgleich des Risiko sich anzustecken (Inzidenzfaktor) wesentlich geringer ist (der höchste ist zur Zeit in Frankreich mit knapp 400 Infizierten pro 100 000 Einwohnern).
Eine Sterberate von 30% bringen vermutlich nicht einmal die armen Länder der sogenannten Dritten Welt zustande.
Und wir haben uns über die Ursachen des Sterbens in Italien ausgetauscht.
Was ist los in UK? Wir sollten Patienten nach D ausfliegen.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Diese ganzen Zahlen sind Mist, weil sie nicht die Anzahl der Tests pro 100.000 E einbinden. Wenn Du nur die Schlimmsten mißt, werden von denen auch die meisten sterben. Streeck will ja auf eine Letalität von 0,37% in Heinsberg gekommen sein. Nur jeder Dreihundertste stirbt.
 
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