Im wohlhabenden Teil der Welt wird sich viel ändern, denn das "Weiter so" im Sinne einer bloß profitorientierten Logik ist an seine Grenze gestoßen worden.
Einen großen Wurf zur Veränderung der Welt wird und kann es nicht geben, aber vielleicht eine konzertierte Aktion der kleinen Schritte, die dann doch das Ethische, das Menschliche retten.
Worauf gründet bloß dieser Optimismus, ist das etwa diese "Elevation", von der die Psychologin in der ZDFZeit-Sendung sprach?
Die Leute, die die Rahmenbedingungen während der Corona-Krise festlegen, sind mehr oder weniger dieselben, die auch in den vergangenen zwei drei Jahrzehnten die Rahmenbedingungen schon festgelegt haben. Und dieselben werden sie auch nach der Corona-Krise wieder festlegen.
Und deren Handlungsmotiv und Richtlinie war seit geraumer Zeit recht offenkundig: nur wenn es den Unternehmen und den Kapitalgebern sehr gut geht, wird es auch dem Rest zumindest einigermaßen gut gehen!
Was wird jetzt erwartet? Etwa, dass diese Leute innerhalb weniger Monaten zu anderen Menschen geworden sind mit ganz anderen Motiven und Weltbildern?
Möglicherweise wird es sogar Veränderungen nach der Corona-Krise geben, aber selbst wenn es so sein sollte, welcher Art werden die Motive für diese Veränderungen sein? Es werden eindeutig extrinsische Motive sein, äußere Motive; nicht aus einer inneren Überzeugung heraus, die gereift wäre, sondern aus einer äußeren Notwendigkeit heraus.
Etwa wie der Schüler, der nur dann und soviel lernt, wie es gerade nötig ist, um einer Strafe oder sonstigen negativen Folgen zu entgehen. Es ist hinlänglich bekannt, dass diese Motivation nicht nachhaltig wirkt, sondern eben nur so lange, wie diese Strafen und negativen Konsequenzen auch unmittelbar drohen.
Das haben wir doch alles schon erlebt: die Verbrechen und Zerstörung der Weltkriege oder später die Bedrohung durch den Kommunismus waren solche extrinsichen Motive, die vorübergehend für Zurückhaltung und das Aufblühen des Sozialstaates geführt haben. Aber sobald man sich einigermaßen in Sicherheit gewogen hat und die unmittelbare Bedrohung gebannt war, sind wieder alle Dämme gebrochen. Genau so wirken extrinsische Motive!
Und wenn man darauf seine Hoffnungen baut, dann vertritt man eben eine Haltung und Gesinnung, in der der Zweck und Ausgang die angewandten Mittel heiligt. Und gute Zwecke für allerlei Mittel gibt es bekanntlich wie Sand am Meer; in dieser Arena werden darum immer diejenigen Vorteile haben, die weniger Hemmungen oder ethische Bedenken haben, sprich: der Egoismus, der Hedonismus, der Sozialdarwinismus.