das ist gar nicht gut zu bewerten.
Nein!
Ich bin aber erstaunt das du die linke Wochenzeitung Junge World liest.
Das sollte bei YALOVALI in der Tat erstaunen. Handelt es sich bei der "Jungle World" doch um eine Zeitung, die sich innerhalb des linken Spektrums eine religionskritische Haltung bewahrt hat und (auch) mit Lobpreisungen irgendwelcher "Schönheiten des Islams" nichts am Hut hat. Im Gegenteil. Zudem schreiben dort immer wieder Erdogan so gar nicht zugeneigte Menschen. Aktuelles Beispiel ("Die türkische Regierung duldet jihadistische Gruppen – wusste sie von den Attentätern von Ankara?"):
http://jungle-world.com/artikel/2015/43/52862.html
Ansonsten wird in der "Jungle World" gern auch über "gewisse Neigungen" (Zitat: YALOVALI) positiv berichtet ...
Gerade hier tun sich - Akif Pirrinçi hat mit seinem rezenten Buch "Die große Verschwulung" darauf aufmerksam gemacht, YALOVALI schreibt in Turkish Talk darüber - gesellschaftliche Abgründe auf. Und längst haben diese auch den Osten der BRD erreicht. Im Juni 2015 eröffnete YALOVALI einen Turkish-Talk-Thread, in dem er die bange Frage aufwarf:
"Nun auch homosexuelle veranlagte Kommissare im Tatort?"
Zwar hat es im West-"Tatort" bisher keinen "homosexuell veranlagten TV-Kommissar" gegeben, inzwischen ist aber das Ost-Format "Polizeiruf 110" vorgeprescht. "Mit dem von Sylvester Groth gespielten Jochen Drexler hat sich erstmals ein männlicher Ermittler im Sonntagskrimi als schwul geoutet", schrieb der "Stern" zum letztmonatigen "Wendemanöver"-Polizeiruf:
http://www.stern.de/kultur/tv/sylve...-endlich-ein-schwuler-kommissar--6473324.html
Verschwulung also auch im (heutigen) BRD-Osten ...
Im durch und durch atheistischen Osten
Das hat schon was und das muss man dieser Region lassen: Die Säkularisierung scheint dort ganze Arbeit geleistet zu haben. Sämtliche kirchliche Bemühungen zur sog. "Re-Evangelisierung" sind m. W. bislang vollkommen fehlgeschlagen ... Was die Kirchen natürlich nicht daran hindert, staatlich gesponsorte Möglichkeiten für ihre Landnahme auszuloten (etwa durch Übernahme staatlich finanzierter sozialer Einrichtungen, in denen Ungläubige dann nicht mehr arbeiten dürfen). Aber: "Der Osten" scheint in der Tat "atheistischer" zu sein als der BRD-Westen. Wobei hier im Westen die Kirchen ebenfalls zusehends leerlaufen. Und die Religionslosigkeit bzw. -indifferenz inzwischen die randständigen Zirkel verlassen hat und längst auch Cindy aus Hamburg und Kalle aus Wanne-Eickel erreicht hat. Gut so!
Während Kirchen als Zufluchtsorte gelten
In meiner Stadt, in meinem Viertel (in NRW) ist eine ehemals katholische Kirche, da die Gläubigen weggeblieben waren, profanisiert worden und dient jetzt Anwaltskanzleien, sozialen und thearpeutischen Projekten (WGs für ehemals Obdachlose, alte Menschen usw.) als "Zuflucht". Eine Kirche in der Nähe der Wohnung einer meiner Cousinen in Mönchen-Gladbach (ebenfalls NRW) wurde dagegen zu Apartments umgewidmet. Viel diskutiert wird auch das Konzept sog. "Kulturkirchen", in denen - nachdem diese Kirchen als religiöse Stätten leergelaufen sind - Konzerte, Lesungen, Ausstellungen usw. stattfinden können ...
Im durch und durch atheistischen Osten gibt es keine Kirchen ! Sollten doch einige vorhanden sein dann wird in diesen "Gesoffen und randaliert , Amen
Hier bin ich, was die post-religiöse Nutzung von Kirchen angeht, eher skeptisch ...
Aus den Niederlanden kenne ich es, dass ehemals als Kirchen genutzte Gebäude zu Supermärkten, Restaurants usw. werdcn. Letzteres kann man vielleicht machen, wenn dabei Architektur, Innenausstattung usw. erhalten bleiben. Supermärkte, Shoppingstätten und dergleich in ehemaligen Kirchen - das muss m. E. aber nicht sein ...
Von drüben aus dem Walde da komme ich her und muß dir sagen es weihnachtet sehr.
Ja, so langsam wird es Zeit, dass dort die Jahresendflügelfiguren wieder aus dem Keller geholt werden ...
Zu diesem ständigen Osten- und Ostler_innen-Bashing. Es mag ja sein, dass der BRD-Osten ein (noch) größeres Nazi-Problem hat als der BRD-Westen. Dessenungeachtet halte ich es für vollkommen unangebracht, (Mit-)Menschen ihrer Herkunft aus "dem Osten" wegen herabzusetzen, zu beschimpfen usw. Im BRD-Westen gibt es durchaus ebenfalls Nazi-Hochburgen. Etwa der berüchtigte Dortmunder Norden. Die Dortmunder Polizei hat auch hier mit Wegschauen bei Nazi-Umtrieben bereits unangenehm auf sich aufmerksam gemacht. Wenn eine Userin jetzt beispielsweise zu erkennen geben sollte, dass sie aus Dortmund stammt bzw. dort lebt (was auch immer) und deshalb fortlaufend gedisst würde, wäre das genauso zurückzuweisen ...
Zum BRD-weiten Nazi- und Rechtspopulismus-Problem hier der Link zu einem Beitrag ("Deutschland hat ein Identitäsproblem") eines atheistischen Autors (Giordano-Bruno-Stiftung):
http://hpd.de/artikel/12330
Textanriss:
"In Deutschland grassieren rassistische Gewalt und Hasstiraden. Die offene Gesellschaft wird dabei nicht nur von militanten Neonazis, sondern auch von einer neuen rechten Bewegung und deren Mitläufern bedroht."
Provokateure bzw. die diesen Gezi Freiheits Feeling einwenig zerstört haben, waren die Linksradikalen, die wieder mal ihre Revolution am Horizont gesehen haben. Diese Leute sehen den Sinn ihres Lebens im Protestieren, sie sind eigentlich altbacken realitätsfern, indoktriniert und haben viel Erfahrung in Steine werfen und schläge kassieren. Diese wenigen haben versucht diesen Protest für sich zu Instrumentalisieren, nur war die Mehrheit der Protestler keine radikale Randgruppe, sondern eine westlich orientierte Bildungsoberschicht.
Bei dieser Gelegenheit mal eine Empfehlung für Deniz Yücels Gezi-Buch ("Taksim ist überall"):
http://www.edition-nautilus.de/programm/Flugschriften/buch-978-3-89401-791-0.html
Der gebürtige Hesse Yücel war früher bei der linken Wochenzeitung "Jungle World", dann bei der "taz", inzwischen ist er Istanbul-Korrespondent der "Welt". Obwohl offensichtlich bei Springer gelandet, scheint er immer noch einem linken Journalismus zugeneigt zu sein (wofür ihm die "Welt" auch den Freiraum zu lassen scheint) . Sein 2014er Gezi-Buch hat er schließlich in einem linksradikalen Verlag veröffentlichen lassen. In seinem Gezi-Bewegungs-Abriss verzichtet Yücel, dem allerdings ein Begriff der warenförmigen Verfasstheit unserer Gesellschaftlichkeit zu fehlen scheint, bei seinem Porträt der Gezi-Protestbewegung in ihrer Vielfältigkeit und Widersprüchlichkeit denn auch auf abwertende Zuschreibungen. Für den unbedarften Leser gibt es so manchen ungeahnten und ungewohnten Erkenntniszuwachs. Etwa, dass es in der Türkei marxistisch-leninistisch orientierte Gruppen gibt, bei denen die Obergenossen die Rocklänge ihrer Genossinnen kontrollieren: Zu lang geht nicht - das gilt als islamistisch. Zu kurze Röcke dürfen aber auch nicht getragen werden, da sonst sog. "Verwahrlosung" drohe ...
Mir faellt gerade der Fim "
The Flowers of the War" ein. Ein Mann, der in einer Kirche einen Pfarrer verkörpert, wird dort besoffen, fummelt bzw. poppet mit einer Prostituierte, unter anderen unerwünschten bzw. "No-Go" Dingen. In der Türkei und im Fall von einer Moschee wurden sie höchstwahrscheinlich zum Tode verurteilt, mit der Anklage, dass sie die Moschee zu einem Bordel konvertiert haben.
Da gibt es eine Menge Filme in der Richtung. Ein Film, bei dem die Einrichtung "Bordell" eine große Rolle spielt, ist der Fassbinder-Streifen "Lola". Geht es in dem Film am Beispiel der Stadt Coburg vor allem um Korruption, verlogene Doppelmoral usw. in der "Wirtschaftswunder"-BRD der 1950er Jahre, so wird die Kirche hier als Kontrast zum Bordell eingesetzt. Eine Prostituierte (Barbara Sukowa) singt mit ihrem späteren Ehepartner (Ostler Armin Müller Stahl) spontan ein Abendlied in einer Kirche, die sie bei einer Wanderung entdeckt haben:
Hier der Trailer zum "Lola"-Film, vor dem bzw. dessen Regisseur ich aber auch warnen möchte (Fassbinder hatte bekanntlich "gewisse Neigungen", mit El Hedi ben Salem einen islamabtrünnigen Liebhaber usw.):
Gesetzt denn Fall, sie alle betrunken waren. Seit wann darf man betrunken in ein offentliches Gebaeude nicht eintreten? Ein Glaube ist und wird damit heilig, den Mensch und das Leben zu würdigen, und das Haus des Gottes damit, die bedürftigen Menschen umzuarmen, und nicht mit einem blossen Motto: "Alkohol ist verwehrt."
Nun gut. Ich würde vorschlagen, derlei Fragen, wie es sich mit Glauben, Gött_innen und dergleichen verhält, sollten diejenigen unter sich ausmachen, die eben an so etwas glauben (wollen). Als Ungläubiger interessiere ich mich für "Glaubensfragen" lediglich dann, wenn religiöse Menschen ihren nicht-religiösen Zeitgenoss_innen ihre jeweiligen Vorstellungen aufdrängen bzw. aufzwingen wollen. Ansonsten gibt es bekanntlich vielerlei Glaubensmöglichkeiten und ein breites Spektrum an Gottheiten, vergotteten Menschen, Prophet_innen usw. . Mich spricht das nicht an, aber - unter der Voraussetzung der Laicité (in D'land leider nicht vollständig erreicht) - sollte es jeder und jedem selbst überlassen sein, was er bzw. sie gauben oder nicht glauben möchte ...