Noch mal Corona-Mathematik, die Grundrechenarten.
Es gibt drei entscheidende Größen:
- Die Inzidenz: Gemessen werden registrierte Infektionen auf 100.000 Einwohner, und zwar der Durchschnittswert der letzten sieben Tage (um Unregelmäßigkeiten: Freies Wochenende auszumitteln). Richtgröße sind 50/100.000: Der Durchschnittswert, wo Gesundheitsämter die Infektionsketten zurückverfolgen und warnen können.
- Die Latenz: Wer infiziert ist, bekommt erst nach einer Woche Symptome, braucht auch dann erst noch ein paar Tage, bis er sich testen läßt, bis die Probe im Labor und ausgewertet ist dauert, bis das Ergebnis von da beim Gesundheitsamt ist und dann wiederum beim RKI dauert auch. Bis man also sehen kann, was neue Maßnahmen bewirken, braucht es anderthalb bis zwei Wochen. Die gucken wir bei den aktuellen Werten immer in die Vergangenheit.
- Der Reproduktionswert R. R=1 bedeutet, 10 Infizierte stecken weitere 10 an, die in zwei Wochen erfaßt sind. R=9: 10 Infizierte stecken weitere neun an; die Gesamtzahl der Infizierten sinkt also.
Drosten hat in seinem letzten Podcast noch mal erinnert,
@Berfin1980 für uns verlinkt:
Bei R=9 halbiert sich die Inzidenz in vier Wochen, bei R=7 in einer.
Und jetzt mal
die aktuellen Zahlen.
- 7-Tage-Inzidenz: Die zur Lagebeurteilung und für Beschlüsse rund um den Lockdown maßgebliche 7-Tage-Inzidenz ist weiter deutschlandweit sehr hoch. Der Wert beziffert die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen und liegt aktuell bei 107,6. Gestern war ein Wert von 111,2 gemeldet worden.
- Der R-Wert wurde am Dienstag mit 0,95 angegeben. Das heißt, dass 100 Infizierte rechnerisch 95 weitere Menschen anstecken. Am Montag lag der R-Wert bei 1,0
Gehen wir mal freundlich davon aus, daß die neusten Shutdown-Maßnahmen noch nicht voll auf den R-Wert durchgeschlagen sind. Gehen wir aus von R=0,9. Dann sind wir in vier Wochen bei einer Inzidenz um die 50. Weitere vier Wochen wären wir bei 25. Dann dürfen wir mal über Lockerungen nachdenken. In zwei Monaten. Um den 25. März rum.
Aber diese Rechnung geht nicht auf: Zum einem will nicht nur Frau Eisenmann nicht nur die Kitas im Februar wieder öffnen. Öffnung der Schulen ist ein ganz wichtiger Faktor, der die Zahlen wieder durch die Decke knallen läßt. Zum zweiten die britische Mutante. Gegenwärtig scheint er ein Drittel mehr Menschen anzustecken. Haben wir eine Gruppe normal Infizierter mit R=1,0, dann hat eine Gruppe mit der Mutante Infizierter einen Wert von R=1,3.
Insofern kann ich mich bei den kolpotierten Aussagen von Frau Merkel nur über eine aufregen:
»Uns ist das Ding entglitten.«
Totale Verharmlosung.