Mendelssohn
Well-Known Member
Als hochrangiger Vertreter einer politischen Partei muss Seehofer selbstverständlich das Interesse der Partei, also möglichst viele Wähler zu überzeugen, im Blick haben. Er ist nicht parteilos. Und wenn viele CSU-Wähler sich von der CSU wegen unchristlicher politischer Positionen und mangelndem Umweltbewusstsein abwenden, muss sich die Partei neu orientieren, wenn sie Wähler zurückgewinnen will. Die Wende besteht darin, dass nicht das rechte Wählersegment im Fokus steht (das nämlich viel zu wankelmütig ist), sondern alles, was links von der AfD steht. Auf Demokraten kann man sich - bei allen Unterschieden - nämlich verlassen. Auf die faschistoide und geschichtsvergessene AfD gerade nicht, nicht einmal als Mehrheitsbeschaffer.Erstens, ist es überhaupt eine neue Richtung, wenn er aus denselben Gründen heute etwas anderes behauptet? Und zweitens, wie kannst Du den Worten dieses Mannes überhaupt vertrauen, geschweige denn, ihn respektieren, wenn das, was er sagt und tut offenbar allein davon abhängig ist, welche Vorteile er sich verspricht oder welche Verluste er erleidet?
Es war der CSU-Minister Friedrich, der Maaßen 2012 trotz erheblicher Widerstände (wegen der Kurnaz-Affäre) durchsetzte. Seehofer hat ihn vom Parteifreud geerbt. Erst mal kein Grund für Misstrauen.Auch hierbei bin ich sehr skeptisch, denn Maaßen ist ja nicht als Unbekannter bis an die Spitze des Verfassungsschutzes gelangt. Und er ist auch nicht plötzlich ein neuer Mensch geworden, als er die AfD kennengelernt hat. Ich neige in solchen Fällen zu einer übergeordneten ganzheitlichen Betrachtung und versuche die Vorgänge so zu interpretieren, dass sie im Großen und Ganzen die wenigsten Widersprüche hervorrufen oder die wenigsten "Wunder" benötigen. Und Opportunismus und Zynismus liegen seit geraumer Zeit nun einmal sehr im Trend.
Und es war der SPD-Ex-Innenminister Schilly, der Maaßen über alle Maßen lobte:
Schily jedenfalls beglückwünscht seinen Amtsnachfolger Friedrich zur Berufung Maaßens. "Das ist einer der besten Beamten, den ich je kennengelernt habe. Er steht fest auf dem Fundament des Rechtsstaats, bringt aber auch die notwendige Härte mit, die man in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung braucht. Seine Arbeit am rot-grünen Zuwanderungsgesetz war brillant und hat zu einem echten Fortschritt in der deutschen Migrationspolitik geführt."
https://www.zeit.de/2012/33/Maassen/seite-2
2018 bat Seehofer den Bundespräsidenten, Maaßen zu entlassen, was dann auch geschah. Erst nach der gesamten Maaßen-Aufarbeitung verabschiedete sich Seehofer von der Obergrenze, dies noch vor der Landtagswahl, aber dennoch zu spät. Dafür bekam die CSU die Quittung. Und die SPD auch. Die AfD-Symphatisanten wissen gar nicht, wer Schilly, Friedrich oder Maaßen ist. Wenn's hoch kommt, meiden sie den Döner - "wegen dem Virus".
@ Sonntagsfrage:
Trotz Virus und Tabubruch in Thüringen, die AfD hat weder zu- noch abgenommen. Es gibt eine stabile 10%+ Nazi-Wählerschaft in der Bundesrepublik. Da kann passieren, was will. Das ist die Erkenntnis aus dem Tabubruch, mit dem viele Deutsche offenbar gar kein Problem haben.