Hat jemand das Spiegel-Interview (Paywall) mit Schwarzer und Wagenknecht gelesen? Ich fand es ärgerlich, hätte mir weniger inquisitorische Fragen gewünscht, die überwiegend den Eindruck von negativer Voreingenommenheit erweckten. Ungeschickt. Bei dem Duo genügt eigentlich schon, sie einfach reden zu lassen, und hier und da hätte man ihre Einwürfe aufgreifen und vertiefen können (wie beispielsweise bei Schwarzers imho berechtiger Klage über das journalistische Ausblenden afghanischer Flüchtlingsfrauen), ohne den roten Faden zu verlieren. Das wäre m.E. informativer gewesen, weniger oberflächlich. Aber darum ging es offenbar nicht. Egal, gibt bei Leserinnen wie mir halt Abzüge in der B-Note.
Wer es aber letztlich komplett verrissen hat, war Sahra W. höchstselbst: Bemerkenswert!
"SPIEGEL: Was machen Sie, wenn Zehntausende Rechtsextremisten auf Ihrer Demo erscheinen, Fahnen wedeln? Es war klar, dass die AfD Ihre Position teilt.
Wagenknecht: Auf unserer Kundgebung ist jeder willkommen, der ehrlichen Herzens für Frieden und für Verhandlungen demonstrieren möchte. Rechtsextreme Flaggen oder Symbole dagegen haben auf ihr nichts zu suchen und werden nicht geduldet. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Viele Leute trauen sich gar nicht mehr, eine Kundgebung anzumelden… "
Sie warnen vor einem russischen Atomschlag: Hier sprechen Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer erstmals gemeinsam über ihren Aufruf gegen Waffenlieferungen an die Ukraine – und sind empört über die massive Kritik.
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Wir erinnern uns: 2018 wollte sie sich mit dem von ihr gegründeten und wieder in der Versenkung verschwundenen Bündnis "Aufstehen" nicht an der "Unteilbar"-Großdemo beteiligen und stellte sich aktiv dagegen. Die Forderung nach Solidarität und einer offenen Gesellschaft war ihr suspekt.
Jetzt hat sie anscheinend gar kein Problem, Seite an Seite mit Rechtsextremen durch die Straßen zu laufen, solange, wie rechtlich ohnehin vorgeschrieben, keine verbotenen Flaggen und Symbole gezeigt werden.
"Mehr ist dazu nicht zu sagen."
Außer: Viele-trauen-sich-ja-gar-nicht-mehr ....
Autsch! Was treibt die um? Mangelnde Trennschärfe, politische Blindheit? Oder darf man das schon als Kryptofaschismus bezeichnen?
Der Politikwissenschaftler Johannes Varwick hat bereits reagiert und sich klar abgegrenzt. Sehr gut!
Wagenknecht und Schwarzer haben ein »Manifest für Frieden« veröffentlicht. Einer der Erstunterzeichner hat nun seine Unterschrift zurückgezogen. Der Politikwissenschaftler Varwick sieht keine klare Abgrenzung nach rechts.
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