Ein Umzug allein reicht nicht... Türkin & Deutscher

Sophia2

Well-Known Member
Ums Ausweisen geht es nicht. Meine Einstellung dazu ist, wie kann man in einem Land leben, dessen Kultur man nicht mag? Nur, um irgendwelche Vorteile zu haben, aber anderenteils keinen Respekt zu haben.
Ist für mich unvorstellbar.
 

Almancali

Well-Known Member
Meine Einstellung dazu ist, wie kann man in einem Land leben, dessen Kultur man nicht mag?
Um eine Kultur nicht zu mögen, bedarf es jedoch sie zu verstehen bzw. zu kennen. Bei zahlreichen Migranten wird es sicherlich daran scheitern, dass sie die Kultur weder kennen noch verstehen. Es haben sich in all den Jahren Parallelgesellschaften und Ballungsgebiete gebildet, wo die Leute ihre eigene Kultur weiterleben. Oft begleitet durch Konfliktsituationen zwischen Verhalten der Deutschen vs. Verhalten der Migranten. Es gibt Dinge, die akzeptiert man schneller und es gibt Dinge, die wird man nie irgendwie akzeptieren.

Hier liegen zwei einzelne Kulturen vor (zwei Gesamtmengen), von denen sich sicherlich Teilmengen (Alleinstehungsmerkmale der einzelnen Kulturen) und eine große Schnittmenge (Gemeinsamkeiten der Kulturen) bilden lassen. Daher kann man durchaus problemlos in einem Land leben, dessen Kultur eine vollkommen andere ist. Dann wäre da auch noch die Fragestellung nach der Heimat zu klären. Heimat ist da, wo man seinen persönlichen Lebensmittelpunkt geschaffen hat und sich das Herz und die Seele zu Hause fühlt.

Viele Migranten (z.B. Türken) sind vor ca. 50 Jahren aus ihren Dörfern vor Ort in die BRD migriert. Dörfer wo die einzelnen Häuser kein fließend Wasser hatten. Wo der Strom nur paar Stunden am Tag vorhanden ist und wo man mit 2-3 Generationen in einem kleinen Köy-Anwesen wohnte. Anschlussmöglichkeiten zur nächsten Stadt war mit langer Fahrzeit verbunden. Supermärkte gab es kaum, so dass man sich unhygienischer Tante Emma-Läden bedienen musste usw. Sanitäre Einrichtungen wie Bad, Toilette und Co. kannte man zu jener Zeit auch nicht, da man mit einem Eimer heißen Wasser und einen Plastikbecher im Kuhstall schnell mal mit Seife geduscht hatte usw.

Mein Vater erzählt heute noch von der Zeit, wo er damals in die BRD kam und von den ganzen neuen Eindrücken regelrecht erschlagen wurde. Es ist doch daher kein Wunder, dass die Migranten sich das Beste aus der neuen Welt herauspicken und - alleinegelassen - nebenher eine Parallelgesellschaft und Ballungsgebiete gebildet haben. Das trifft nicht auf alle Migranten zu, aber auf viele.
 

Almancali

Well-Known Member
Sie haben gar kein Interesse. Sie lehnen auch die Menschen, die hier leben, ab.
Diese zwei Punkte fallen mir auch immer wieder auf. Das mit dem Interesse läst sich vermutlich mit der Bildungsferne erklären. Die ablehnende Haltung eher aus persönlicher Erfahrung. Die gegenwärtigen politischen Entwicklungen der letzten sagen wir sechs Monate (Flüchtlingskrise, Türkei, Armenien und Co.) haben diesen Punkt sicherlich noch weiter angeheizt. Gegenwärtig fallen die Masken auf allen Seiten.
 

Brunhilde82

Forumskönigin
Das stimmt @Almancali. Aber zu allem muss auch eine gewisse Bereitschaft bestehen und die sehe ich bei sehr vielen nicht. Sie haben gar kein Interesse. Sie lehnen auch die Menschen, die hier leben, ab.
bitte versteh meine frage nicht falsch, aber meinst du mit " sehr vielen" , mehr als 50% in deinem Umfeld oder mehr als 50% in ganz BRD? Auch wenn ich weiß, dass ich mich nicht angesprochen fühlen müsste/ dürfte, fühl ich mich dennoch auf den Schlips getreten. Ich will dir nicht deine Meinung verbieten.
Ich komm' aus'm Ballungsgebiet, habe eine riesen Umfeld an tr. Leuten, sei es privat oder beruflich, und natürlich gibt es auch die ewigen Cobans (Bauern) und die muss es auch geben, aber die meistens sind vollintegriert, d.h. sie leben ein an sich "türkisches" ( was man auch darunter verstehen mag) Leben, mit dt. Einflüssen. Erst Recht meine Generation. Und unsere Nachgeneration wird auch immer " europäischer".
Warum wird NOCH IMMER ignoriert, dass weit mehr als 50 % der in Deutschland lebenden Türken integriert sind?

Was bei Türken die Cobans sind, das sind bei Deutschen die AFD/ PEGIDA.
Manchmal fragen ich mich, über wenn sich die dt. Gesellschaft mehr aufregt? Über dumme Deutsche oder dumme Türken, bzw. Ausländer?

Kein Angriff, aber wollt mal etwas Dampf ablassen.
 

Almancali

Well-Known Member
Was bei Türken die Cobans sind, das sind bei Deutschen die AFD/ PEGIDA.
Der Vergleich hinkt!

Ich bin nun 43 Jahre von stark bildungsfernen Eltern aufgezogen worden. Je mehr ich mich weitergebildet habe, umso fremdartiger wurden mir meine Eltern. Was meinst du, was es an mentalen Stress bedeutet, wenn man ungebildete Eltern hat. Wenn man einfach nur aneinander vorbei redet. Wenn Eltern in einen Satz gleichzeitig 30 Themen ansprechen und du am Ende nicht verstehst, was die von einem wollen bzw. was der Mitteilungswille ist. Was es für ein Fremdschämen ist, wenn die Eltern verbal und sozial stark auffallen, wenn Nachbarn die Eltern meiden, weil sich nur mit "Scheisse, Dreck, ... usw. verbale Tiefschläge und Fäkalsprache" ausdrücken. Wenn Menschen auf Grund der Bildungsferne nichts über ihre Geschichte und Kultur kennen, ihren Kindern demnach auch nichts mitgeben können usw..

Ein weiterer Erklärungsansatz wäre folgender. Kinder die zur Schule gehen. Wenn Argumente nichts mehr bringen, dann werden einige handgreiflich, laut oder fangen an zu schlagen. So sehe ich z.B. meinen Vater. Der kann vieles garnicht wirklich leisten. Fällt im Gespräch mit Leuten stark auf (gerade kürzlich wieder, wo ich mit einer Nachbarin scherzte). Auch wenn ich so bei Tisch mich mit ihm unterhalte, flippt er plötzlich aus, weil das von mir Gesagte, seinen Horizont nicht erreichte. Er Begrifflichkeiten nicht versteht, Redensarten nicht kennt uvm.

Da kann ich dann schon manchmal nachvollziehen, warum Deutsche und meiden. Das soll nicht heissen, das meine Eltern schlechte Menschen sind oder durch merkwürdige Aktivitäten auffallen oder so. Nein! Die Bildungsferne stellt ein riesiges Hinderniss im Umgang mit anderen Menschen dar. Ich vermute mal sehr stark, es sind halt die Punkte, die zahlreiche Deutsche an uns Migranten kritisieren.

Bildungsferne stellt u.A. auch eine riesige Belastung für eine Famile dar. Mein Vater liest laut (statt mit den Augen leise). Er liest die Worte vor und klingt dabei wie ein Roboter bzw. wie ein Kind, welches gerade einige erste Worte lernt. Dabei werden nur die Worte gelesen. Der Satz im Kontext entfällt vollständig. Es kam nicht selten vor, das Briefe falsch verstanden wurden und mein Vater aufbrausend dann zum Abender fuhr.

Man kann daher auch den Coban mit der AfD nicht vergleichen. Zumal ein Coban (Schäfer bzw. Hirte) nicht unbedingt ungebildet ist und im Gegenzug sind in der AfD (und Pegiada) nun auch nicht mit Idioten bevölkert. Ich vertrete daher weiterhin die Theorie, dass Bildung ein vielfaches ausmachen, was den Umgang mit anderen Menschen betrifft. Was das Erkennen und Verarbeiten von Zusammenhängen betrifft usw.

Ich beobachte auch sehr oft meine Mutter beim Fernsehen. Da wird sich zwar etwas angesehen, allerdings habe ich sehr oft das Gefühl, dass der Inhalt nicht verstanden wird. Bzw. die Handlung des Schauspiels nicht ankommt. Es werden die Bilder gesehen, es unterhalten sich Menschen und Akteure. Und dann fängt meine Mutter auch gerne an, das Geschehen im Fernsehen zu interpretieren und mit einer eigenen Handlung zu kommentieren. Im Übrigen verlaufen auch mal Gespräche mit Besuch in so einer Art und Weise ab. Nicht selten merke ich, wie Besuch und Mutter vollkommen aneinander vorbeireden.

Das dann in solchen Konstellationen sehr oft Missverständnisse entstehen die dann böse enden, ist nachvollziehbar. Das Gleiche denke ich, passiert gegenwärtig auch mit der Armenien-Resolution. Da ist das was im Bundestag geschehen ist, vollkommen falsch von vielen aufgenommen worden (Das Wort "viele" dient nun als Lückenfüller, da mir keine empirischen Daten für "viel" vorliegen).

Was ich jedoch festelle ist folgendes: Sowohl Türken (Familien) als auch Deutsche (Familien) wollen alle eins gemeinsam. Ihre Ruhe, keinen Stress und ihren Tagesablauf nachgehen. Die Probleme kommen oft nur durch "Missverständnisse" und "Kommunikationsprobleme". Teilweise kann man diese Missverständnisse und Kommunikationsprobleme ausgleichen. Allerdings hängt das dann wieder mit der Bildungsferne und dem Vermögen, die Zusammenhänge zu verstehen, zusammen.
 

Brunhilde82

Forumskönigin
die ältere Generation wollte ich eigentlich außen vor lassen, weil sie nicht hier geboren wurden. Ich bin mir dessen bewusst, dass ich manches von ihnen nicht erwarten sollte, und das meine ich ohne jeglichen negativen Gedanken. Ich meinte, die Türken, die ab den 70er geboren und in Deutschland aufgewachsen sind und in Deutschland die Schule abgeschlossen haben... oder auch nicht!
Hätte mich klarer ausdrücken sollen. Mein Fehler!
 

Almancali

Well-Known Member
Ich meinte, die Türken, die ab den 70er geboren und in Deutschland aufgewachsen sind und in Deutschland die Schule abgeschlossen haben.
Kinder lernen ja in der Regel erstmal durch Nachahmung bzw. nehmen das an, was die Eltern einem beibringen. Ich selbst musste mich ja auch von etlichen Dingen gedanklich trennen, was mir meine Eltern damals vermittelt haben. Sprich von 1st Generation Migranten zur 2nd Generation Migranten. Sollte ich mal Kinder haben (3rd Generation Migranten), so werden die sicherlich auch meine Werte und Verhalten nachahmen bzw. auch Dinge der Großeltern aufnehmen. Das geht dann so einige Generation weiter, bis sich das alles vollkommen verwaschen hat. Allerdings profitierte ich mit dem Vorteil, dass ich als Pflegekind bei Deutschen aufgewachsen bin. Zudem ist meine Mutter Griechin, so dass die Kulturen noch weiter auseinandergehen.
 

Brunhilde82

Forumskönigin
Kinder lernen ja in der Regel erstmal durch Nachahmung bzw. nehmen das an, was die Eltern einem beibringen. Ich selbst musste mich ja auch von etlichen Dingen gedanklich trennen, was mir meine Eltern damals vermittelt haben. Sprich von 1st Generation Migranten zur 2nd Generation Migranten. Sollte ich mal Kinder haben (3rd Generation Migranten), so werden die sicherlich auch meine Werte und Verhalten nachahmen bzw. auch Dinge der Großeltern aufnehmen. Das geht dann so einige Generation weiter, bis sich das alles vollkommen verwaschen hat. Allerdings profitierte ich mit dem Vorteil, dass ich als Pflegekind bei Deutschen aufgewachsen bin. Zudem ist meine Mutter Griechin, so dass die Kulturen noch weiter auseinandergehen.
das heißt von Generation zu Generation findet ein Wandel statt.. nur das es manchen nicht zu schnell geht.
 

elyon

Member
Ich melde mich auch mal wieder!Komme leider nicht so schnell mit bei der Diskussion, lese aber trotzdem alles. sehr interessant
Deine Lage ist aufgrund der Vorgeschichte mit deinen Geschwistern schwierig. Wie verhalten sich denn deine Eltern jetzt deinen Geschwistern gegenüber (in Puncto Beziehung/ Heirat/ Partnerwahl)? Wie verhalten sich deine Geschwister deinen Eltern gegenüber? Ist eine Distanz erkennbar? Wie geht es deinen Geschwistern gesundheitlich? Ich denke diese Punkte wären ganz interessant. Um deine Lage besser verstehen zu können.

Meine Schwester lag lange in der Psychatrie und nimmt auch jetzt noch zusätzlich Medikamente ein. klar,nicht nur weil sie sich von ihrem Freund trennen musste weil er deutscher war, natürlich auch wegen vielen anderen Sachen wie körperlicher Gewalt usw..
ich habe auch halbgeschwister und 2 von denen haben mit Türken die in der Türkei leben geheiratet. Eine hat sogar das Studium abgebrochen um deswegen in die Türkei zu ziehen.
Meine leibliche Schwester unterstützt mich leider nicht :( obwohl sie sich von ihrem Freund trennen musste weil er deutscher war hat sie Mama nach 3 Wochen gefragt warum sie uns nicht auch dazu gebracht hat uns zu trennen!! Meine Mutter hat es zwar versucht aber es nicht geschafft (unter anderem mit Drohungen sein Haus abzubrennen wenn ich nicht schluss mache)..aber als Schwester dann noch so zu fragen! Bin sprachlos. Ich hoffe du kannst die Lage ein bisschen besser verstehen..

*edit* eine meiner halbschwestern hat ihren Mann nur 3 mal gesehen(!!) wo sie schon angefangen haben mit den Hochzeitsvorbereitungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Top