Entschleunigung von heute auf morgen

EnRetard

Well-Known Member
Habe ich gerade im Radio gehört. Mehr als 50 Neuinfizierte auf 100.000 Einwohner –> Lockdown.

Nur. Im Herbst wird es kein „regional“ mehr geben. Zentren mit Ischgl-Heimkehrern. Bis dahin ist der Virus frei diffundiert, deutschlandweit verbreitet.
50 Neuinfizierte pro 100.000 in welchem Zeitraum? 40.000 pro 80 Mio. Deutschlandbewohner? Pro Tag? Pro Woche? Pro Monat? Bei wievielen Tests und welchen Kriterien? Nach wie vor nur bei Symptomen? Da sind Tür und Tor offen für Tests nach BürgermeisterIns Laune und der Wirtschaftslage der Kommune.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Nicht so ungeduldig, bis heute Abend werden wir im Netz genaueres finden. :)
Von Entschleunigung zur Beschleunigung? Auch im Rechnen und Denken?
Oder Beschleunigung des Denkapparats bei gleichzeitiger Entschleunigung des Lebens? Das wäre dann an Mehrwert, der sich erst etwas später auszahlt, aber dann doppelt.
Das Positive, was ich an dieser Corona-Krise sehe, ist der Zeitgewinn zum Nachdenken, die Zeit, die man sich nehmen kann, um etwas genau anzuschauen, um sich ein Urteil zu bilden. Die Zeit, die man sich fürs Nachdenken nimmt, verkürzt die Zeit, wenn es ans Handeln geht. Also die Krise nicht als vertane, sondern als gewonnene Zeit verstehen mit Blick auf die vielen Umbrüche in den letzten 30 Jahren und den großen Umbruch in der Gegenwart: zum ersten Mal seit 1789 kämpft das System ums Überleben. Vielleicht hat es sich überholt.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Ich schlage den Börsencrash 1929 als Referenz vor. Das Gute ist: Diesmal profitieren nicht die Rechtspopulisten, denn sie sind schon an der Macht. Und stürzen mit. :)
1929 stand nicht das System, der Kapitalismus, auf dem Spiel.
1789 stand das Ancien Régime, also der zentralistisch und ständisch geordnete Absolutimus mit der dazugehörigen Ökonomie und Verwaltungsstruktur plus Kirche auf dem Spiel. Also einfach alles. So wie jetzt.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Ich bin da zu sehr gelernter Marxist. 1789 gab es ein revolutionäres Potential: Die bürgerliche Gesellschaft, die vom alten System zunehmend nur noch gehemmt und gefesselt war. Dieses revolutionäre Subjekt, das eine neue Gesellschaftsordnung konstituieren könnte, sehe ich nicht. Es wird Beschleunigungen, Revolutionen innerhalb des Kapitalismus geben. Amazon wird vieles platt machen, Tageszeitungen könnten endgültig untergehen.

Keine Ahnung, was mit den Banken wird. Ob wir die Energiewende beschleunigen. Aber den Kapitalismus selber sehe ich nicht in Frage.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Ich bin da zu sehr gelernter Marxist. 1789 gab es ein revolutionäres Potential: Die bürgerliche Gesellschaft, die vom alten System zunehmend nur noch gehemmt und gefesselt war. Dieses revolutionäre Subjekt, das eine neue Gesellschaftsordnung konstituieren könnte, sehe ich nicht. Es wird Beschleunigungen, Revolutionen innerhalb des Kapitalismus geben. Amazon wird vieles platt machen, Tageszeitungen könnten endgültig untergehen.

Keine Ahnung, was mit den Banken wird. Ob wir die Energiewende beschleunigen. Aber den Kapitalismus selber sehe ich nicht in Frage.
Wer spricht denn von Revolution in Zeiten der Abstandsregeln. Es gibt viele Wege, ein System zu Fall zu bringen. Z. B. durch eine selbstauslösende Explosion. Wenn du mich fragst, war Versailles längst explodiert, bevor es auf den Straßen losging.
 
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