Entschleunigung von heute auf morgen

Mendelssohn

Well-Known Member
Das hat nur in der Steinzeit funktioniert. Ab der Bronzezeit war es damit vorbei. Zurück können und wollen wir nicht mehr. Wir wissen mittlerweile so vieles, es hapert am Mut für die Umsetzung.
Ich glaube, dass wir erst seit dem späten 18. Jahrh. (Stichwort; Industrielle Revolution/Erfindung der Dampfmaschine) erstens die natürlichen Ressourcen schneller abbauen, als sie nachwachsen können und in der Folge, unterstützt vom wissenschaftlichtechnischen Fortschritt zu Reproduktionszahlen der Menschen kommen, die das eingespielte System Natur auf unserem Planeten instabil machen. Dafür spricht, dass es vor Malthus (1766-1834) keine demographische Forschung gab.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Der Mensch möchte nicht irgendwie überleben, sondern sein Leben in Wohlstand führen.
Der Mensch möchte sich vor allem kulturell entfalten bzw. er kann nicht anders, wenn er überleben will. Denn er ist im Vergleich zu hochspezialisierte Tieren ein Mängelwesen. Er kann nicht sehen wie ein Adler, nichts scheimmen wie ein Fisch, nicht laufen wie ein Panther, nicht klettern wie ein Affe usw. Er ist schwach im Vergleich zum Elefanten und Bären, muss sich zunächst von Resten ernähren und schließlich sein Denken bemühen, um seine Reproduktionszahlen zu erhöhen und nicht auszusterben. Wohlstand ist ein weites Feld bzw. ein subjektives Empfinden - einer hat nie genug, einem anderen genügt ein dichtes Dach über dem Kopf.
Vielleicht möchte der Mensch nicht einfach überleben, sondern auch Gutes tun, um seinem Überleben einen Sinn zu geben. Der bloße Wunsch nach Wohlstand wäre tierisch. Die Tiere ziehen dem Wohlstand immer hinterher oder gehen unter.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Ich glaube, dass wir erst seit dem späten 18. Jahrh. (Stichwort; Industrielle Revolution/Erfindung der Dampfmaschine) erstens die natürlichen Ressourcen schneller abbauen, als sie nachwachsen können
Schon die vorindogermanischen Athener haben die Bergwälder abgeholzt für den Ackerbau. Mit dem Effekt, daß die fruchtbare Erde abrutschte in die Adria, und schroffe Felsen blieben, die Platon mit einem Skelett verglich.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Verteilung ist das Grundproblem; wir brauchen Verteilungsmechanismen, die mehr Kooperation notwendig machen, bei dem es dem einen nicht scheißegal sein darf, wie schlecht oder dreckig es dem anderen geht; bei denen nicht der Eindruck entsteht, das irgendein Mensch aus irgendeinem Grund wertvoller wäre als ein anderer. So weit waren wir eigentlich schon lange vorher, zu Zeiten, in denen die meisten Verfassungen in modernen Staaten verfasst wurden. Nur, dass es uns zur Zeit einfach wieder verloren geht, anstatt dass wir uns in dieser Richtung weiterentwickeln würden. Wir haben seinerzeit die Aristokratie abgeschafft, um nun mit den Superreichen und multinationalen Konzernen über die Hintertüre eine neue Aristokratie hervorzubringen.

Und die neuen Leibeigenen machen dabei nicht nur mit, sondern bejubeln auch noch ihre neuen Blaublüter...
Marx war auch der Meinung, dass man über eine gerechte Verteilung der Güter, dem Grundproblem der bürgerlichen Gesellschaft, die nie reich genug sein würde, um Armut abzuschaffen (Hegel) oder nie so ausbalanciert sei, dass der Tisch für alle gedeckt sei (Malthus), beikommen könnte. Deshalb der große Entwurf einer kommunistischen Weltgesellschaft. Die Hoffnung war natürlich, dass über eine gerechte Verteilung auch der Tisch größer würde, an dem die Menschheit sitzt. Dies ist ab einem bestimmten Punkt, wenn die Wälder tot, der Boden ausgedörrt, das Wasser versiegt und die Luft kontaminiert ist, aber nicht mehr der Fall. Marx ging nie davon aus, dass die Masse der zu verteilenden Lebensmittel geringer werden könnte im Verhältnis zur ansteigenden Bevölkerung. An dem Punkt sind wir erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Anders gesagt: eine gerechtere Verteilung des Erdöls löst nicht das Problem der ausgeschöpften Erdölvorräte.
 

Bintje

Well-Known Member

sommersonne

Well-Known Member
alu, die Erosion in Griechenland, Spanien usw. hat nicht die Menschheit und nicht das Gleichgewicht des Planeten bedroht.
Aber selbstverständlich. Genauso wie das Abholzen der Wälder im Nahen Osten für die Schmelzfeuer. Damit begann die stetige Weiterentwicklung des Menschen und seines Lebensstils. Es reichte ihm nicht mehr ein einfaches Leben zu führen. Durch Seßhaftigkeit und Ackerbau benötigte er viele Gefäße, Gerätschaften usw., die immer weiter entwickelt wurden. Durch eine massenhafte Herstellung wurde die Natur beeinträchtigt. Das Gleichgewicht des Planeten war noch nicht bedroht, aber es war der Anfang davon.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Das Problem ist halt, dass die ganze Entwicklung sich mit der Industrialisierung ungemein beschleunigt hat.
Das Problem ist aber erst einmal die Entwicklung. Die meines Erachtens einsetzt mit der Neolithischen Revolution, dem Ackerbau. @sommersonnes Theorie, die Holzkohlenverhüttung zur Metallgewinnung habe ihren Teil dazu beigetragen, ist mir neu, muß ich mal gucken.

Aber bislang gab es immer Natur in Überfluß. Hatte man Land überweidet, überdüngt, ist man halt losgezogen und hat den nächsten Wald gerodet. Am exzessivsten die Go West!-Kultur der Nordamerikaner; schließlich betraten sie sogar den Mond. Jetzt aber haben wir nach über 8000 Jahren den Punkt erreicht, wo die Quantität überschlägt in eine neue Qualität, wo die Grenzen der Ressourcen insgesamt erreicht sind.
 

Zerd

Well-Known Member
Marx war auch der Meinung, dass man über eine gerechte Verteilung der Güter, dem Grundproblem der bürgerlichen Gesellschaft, die nie reich genug sein würde, um Armut abzuschaffen (Hegel) oder nie so ausbalanciert sei, dass der Tisch für alle gedeckt sei (Malthus), beikommen könnte. Deshalb der große Entwurf einer kommunistischen Weltgesellschaft. Die Hoffnung war natürlich, dass über eine gerechte Verteilung auch der Tisch größer würde, an dem die Menschheit sitzt.

Marxens Ansatz war meines Erachtens zu theoretisch, zu rational, insgesamt zu unmenschlich, zu bürgerlich. Man kann ihm das nicht vorwerfen, schließlich fehlten ihm die 150 Jahre an zusätzlichen Erkenntnissen und Erfahrungen, auf die wir zugreifen können. So sollten wir mittlerweile eigentlich wissen und erkennen können, dass Marxens Kommunismus auf der einen Seite und der neoliberale Kapitalismus auf der anderen Seite gewiss nicht die einzigen beiden Möglichkeiten sind, Wirtschaft und Gesellschaft zu organisieren. Im Gegenteil, solche ganzheitlichen Visionen sind der gesellschaftlichen Entwicklung grundsätzlich eher abträglich als zuträglich.

Dies ist ab einem bestimmten Punkt, wenn die Wälder tot, der Boden ausgedörrt, das Wasser versiegt und die Luft kontaminiert ist, aber nicht mehr der Fall. Marx ging nie davon aus, dass die Masse der zu verteilenden Lebensmittel geringer werden könnte im Verhältnis zur ansteigenden Bevölkerung. An dem Punkt sind wir erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Anders gesagt: eine gerechtere Verteilung des Erdöls löst nicht das Problem der ausgeschöpften Erdölvorräte.

Eine andere Verteilung (ich spreche gar nicht von einer gerechteren, das ist nicht meine Intention gewesen) kann die angesprochenen Probleme vielleicht nicht auf Anhieb lösen, hätte aber die Entstehung der meisten dieser Probleme verhindern können, da die Motivation, ohne jegliche Rücksicht auf sonstige Effekte den Profit und das Wachstum anzustreben, einfach gemindert wäre. Wie angedeutet muss es vor allem darum gehen, Kooperation zu stärken, was damit auch die Verständigung auf vernünftige Ziele erleichtert. In welchem Zusammenhang geschehen denn die meisten Zerstörungen, meschen- und umweltfeindliche Entwicklungen, im wesentlichen doch aus der Konkurrenz und dem Wettbewerb, dem Profitstreben heraus. Wenn aber der Profit aufgrund geeigneter Verteilungsmechanismen gar nicht mehr so groß sein kann, dann machte dieser Irrsinn gar keinen Sinn mehr.

Im Grunde bieten die demokratischen Prinzipien eine wunderbare Grundlage für derartige Entwicklungen, das Prinzip der Gewaltenteilung etwa. Es geht hier im Prinzip darum, dass sich nirgendwo zu viel Macht akkumulieren darf. Auch in der Marktwirtschaft haben wir eigentlich dieses Prinzip, dass Monopole zu vermeiden sind, aber im Zeitalter von Microsoft, Google, Amazon und Facebook oder Heerscharen von Milliardären rund um die Welt sind diese Prinzipien das Papier nicht mehr wert, auf dem sie niedergeschrieben sind.

Ich denke, es müsste sich gar nicht so allzuviel verändern, um die ganze Entwicklung wieder in etwas vernüftigere Bahnen zu lenken, von einem Revolutionsgedanken bin ich weit entfernt. Schon eine Deckelung von Einkommen und Vermögen auf ein großzügiges aber venünftiges Mass und ihre Kopplung an Einkommen und Vermögen am anderen Ende des Spektrums hätte schon einen großen qualitativen Effekt. Stell Dir vor, unsere Großverdiener müssten auf die Straße gehen und für höhere Hartz4-Sätze demonstrieren, damit sie selbst auch ein wenig mehr verdienen dürfen, wäre das nicht ein wunderbares Bild von Kooperation und Solidarität. Aber dafür muss eben der politische Wille da sein und dieser muss auch noch international abgestimmt werden.

Solange es aber noch profitabel ist, Umwelt zu zerstören, Rohstoffe und Menschen auszubeuten, hundertmal mehr zu konsumieren als vielleicht trotz eines ausgefüllten Lebens nötig wäre, Forschungsergebnisse und Bildung anderen vorzuenthalten, solange wird es auch sicher noch weitergehen.
 
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