Fakt ist, sie tun es eben nicht und haben auch keine "Strafen" zu erwarten.
Ich erinnere mich, dass Polen wegen der Entlassung von Richtern ein Strafgeld auferlegt wurde. Prompt wurden die Entlassungen rückgängig gemacht.
Deutschland ist auch schon mehrfach zur Kasse gebeten worden, zuletzt wegen zu viel Nitrat im Boden und in den Gewässern.
Es gibt viele Möglichkeiten, den Mitgliedsstaaten Daumenschrauben anzulegen, wenn sie gegen
den Vertrag oder einzelne Paragraphen willentlich und ohne alle Not verstoßen. So wurde und wird es bisher auch gehandhabt. Sonst stünden - um im Bild zu bleiben - die polnischen und deutschen LKW's inzwischen von Oberhausen bis Frankfurt/Oder im Stau.
Warum die Bundesrepublik mit Blick auf die Quotenregelung bei der Aufnahme von Flüchtlingen keinen größeren Druck auf die osteuropäischen Mitgliedsstaaten ausüben kann, ist ersten historisch bedingt und zweitens dem Wissen geschuldet, dass man Gastfreundschaft nicht erzwingen kann. Es dauert, bis Gesellschaften, die über Jahrzehnte von einer einzigen Partei regiert wurden und unter eingeschränkter Rede- und Reisefreiheit litten, weltoffen werden und Flüchtlinge nicht bloß als Last und Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt, sondern
auch als kulturellen Zugewinn betrachten. Auch in der Bundesrepublik war es vom "Itacker" bis zum italienischen Edelrestaurant, vom ersten türkischen Fordarbeiter bis zu Cem Özdemir, ein langer Weg (der noch lange nicht zu Ende ist). Eine gewisse Zeit müssen wir den ehemaligen Gesellschaften des Warschauer Pakts wohl noch zugeben, bis ihre Wirtschaftskraft so weit entwickelt ist, dass sie Zuwanderung bewerben müssen.