Islamischer Religionsunterricht an deutschen Schulen

Alubehütet

Well-Known Member
Grmbl. :confused:

Ich wußte, daß ich den Fuzzis mit der gegenderten Sprache nicht hätte trauen dürfen. :mad: Es paßte nur so schön. :( Aber das griechische „Parthenos“ kenne ich auch nur als „Jungfrau“.

Wikipedia weiß es besser:

Nach Ulrich Luz sei der „Weissagungsbeweis“ in Mt 1,22 f. exegetisch nicht haltbar, da das hebräische alma in Jes 7,14 eindeutig keine unberührte Frau meine. Die jüdische Exegese, wonach hier die Geburt eines Königs angekündigt werde, sei immer berechtigt gewesen.[3] Auch einige römisch-katholische Theologen, etwa Hans Küng, sind dieser Sicht gefolgt.[4]

Anders hingegen etwa der Neutestamentler Otto Kaiser: er ist der Ansicht, dass das hebräische Alma, das bei der Übersetzung des hebräischen Textes ins Griechische mit Parthenos wiedergegeben wurde, nicht durchweg eine junge Ehefrau, die noch kein Kind geboren hat, bezeichne, sondern etwa in 1. Mose 24,43 auf eine noch unverheiratete junge Frau (Rebekka) angewendet werde; er vertritt die Meinung, dass das hebräische Wort Alma eine junge Frau im Zeitraum zwischen Geschlechtsreife und erster Empfängnis bezeichne, sodass die griechische Übersetzung Parthenos („Jungfrau“) durchaus dem hebräischen Wort Alma gerecht werde. [5]

Naja. Ein Detail am Rande.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Mal am Rande: wie sieht es mit Islam Unterricht an deutschen Schulen aus?

@eruvaer Am Ethik Unterricht (der in NRW Praktische Philosophie heißt) nahmen sämtliche Schüler und Schülerinnen teil, die nicht am konfessionellen Religionsunterricht teilnahmen. Der Islam-Unterricht wurde eingerichtet, damit auch islamische Schülerinnen und Schüler eine Wahlmöglichkeit haben, also zwischen Religions- und Ethikunterricht sich entscheiden können.
 

beren

Well-Known Member
Mein Türkischunterricht an der Oberschule hatte schon zu viele Religionselemente. War froh, dass wir den Lehrer während seiner kurzen Wehrdienstzeit tauschen konnten, und durch Eigeninitiative ganz weg bekommen haben. ;)
 

Alubehütet

Well-Known Member
Es handelt sich bei dem AT, dem NT und dem Koran um religiöse Literatur, nicht um Dokus.

Ob die genannten Frauen real existiert haben, wissen wir nicht. Wir wissen es ganz sicher noch nicht einmal von Jesus. Das spielt auch keine Rolle. Wesentlich ist, wofür die Protagonisten der jeweiligen Geschichten stehen, welche Botschaft sie aus Sicht ihrer Autoren transportieren sollen. In der Dekodierung dieser (sittlichen) Botschaften besteht die Aufgabe des Religionsunterrichts unabhängig von der Konfession, die ihn erteilt.
So einfach ist das nicht. :) Dir ist klar, daß Du hier in ein Wespennest stichst?

Zunächst einmal: Es geht nicht nur um sittliche Botschaften. Das Christentum lehrt mehr als ein „Seid nett zueinander“. Es lehrt die Existenz Gottes, und daß Gott etwas vorhat mit der Menschheit, und daß Jesus dabei die entscheidende Rolle spielt.

Richtig ist, daß Bibel und Koran keine historischen Zeugnisse sein wollen. Sie wollen nicht berichten, wie es sich wirklich zugetragen hat, sondern sie erzählen Geschichten und stiften so eine Geschichte, nicht als Historie, sondern als sinnstiftende Erzählung.

Die Ausnahme davon ist die Behauptung, Jesus sei am Kreuz gestorben und wieder auferstanden. Das ist keine Erzählung wie die Auferstehung des Dionysos oder des Osiris. Das wird als historischer Fakt behauptet, der von entscheidender Bedeutung ist. Die neutestamentlichen Erzählungen antworten auf diese Tatsache von Tod und Auferstehung Jesu erst, sie deuten sie aus. Ob Jesus auferstanden ist oder nicht, das macht einen Unterschied. Frag mal @Doris. Ob er aber auch über Wasser gelaufen ist ... pffft.

Daß ein Jesus wirklich gelebt hat und am Kreuz gestorben ist, das bestreitet übrigens niemand mehr. Allerdings war er nicht so wichtig, wie es im Neuen Testament erzählt wird. Ein weiterer wirrer jüdischer Wanderprediger. Der hat keine große Aufmerksamkeit erregt oder nennenswerte Volksmassen in Aufruhr versetzt wie etwa Johannes der Täufer. Dieser wird auch von nichtchristlichen Historikern verbürgt.



Wenn wir allerdings über das Alter der Aischa diskutieren, dann reden wir nicht von einer heiligen Schrift. Aischa ist Bestandteil der Biografie des Propheten Mohammed, und diese wird historisch behauptet.

Eine heilige Schrift ist das eine. Eine andere Frage ist: Wie wird sie verbindlich ausgelegt? Die katholische (und orthodoxe) Kirche sagt: Die Bibel wird verbindlich ausgelegt durch das kirchliche Lehramt. Die Kirche wird somit zur zweiten Quelle des Glaubens. Luther sagt: Nichts, die Bibel versteht sich von selber, sie legt sich selber aus.

Der Islam sagt: Der Koran wird ausgelegt durch das Vorbild des Propheten. Also durch sein Leben (Sira) und seine Aussagen (Hadithe). Man geht zum einem davon aus, daß Gott sich ja wohl nicht irgendeinen nächstbesten Hempel ausgesucht haben wird, dem er sein Wort anvertraut, sondern einen besonders vortrefflichen Menschen. Der als Vorbild dienen kann. (Aus dem selben Gedanken entsteht ja auch die christliche Marienverehrung.) Zum anderem wird ja wohl niemand den Koran so gut, so gründlich verstanden haben wie der Prophet Mohammed. Das ist zwar theoretisch/theologisch nicht so. Natürlich könnte man auch sagen: In dieser oder jener Frage hat der Prophet den Koran doch falsch verstanden; ich sehe das anders. Es wird aber so praktiziert. Wie es für Katholiken zwei Quellen des Glaubens gibt: Die Bibel und ihre verbindliche Auslegung durch die Kirche, so ist der Muslim theoretisch zwar Luther nahe, in der Praxis aber behauptet er Leben des Propheten als zweite Quelle muslimischen Glaubens.

Und mit dem Leben des Propheten ist das so eine Sache. Das steht nicht so im Koran. Das Leben des Propheten ist keine sinnstiftende Erzählung. Sondern wird als historische Tatsache behauptet. Es wird behauptet: Es ist Fakt, daß er Aischa geheiratet hat. Im Falle seiner angeblichen Aussprüche gibt es eine aufwändige Wissenschaft, die versucht hat, festzustellen, welche Aussagen Mohammed wirklich getroffen hat, und welche nicht.


Und jetzt gibt es das fundamentale Problem, daß Historiker – zumeist Philologen und Theologen – seit der Jahrtausendwende behaupten: Den Propheten Mohammed hat es vielleicht niemals gegeben. Oder es hat vielleicht einen besonderen Prediger gegeben, aber dem ist der Koran nicht eingegeben worden. Wenn es ihn überhaupt gegeben hat, dann mutmaßlich nicht als Stifter einer neuen Religion, sondern als christlicher Vertreter, als Missionar einer Abspaltung vom orthodox-katholischen Mainstreamchristentum: Genau das behaupten nämlich die ältesten historischen Zeugnisse über Mohammed. Alles andere ist später und, freundlich: Legendenbildung; unfreundlich: Eine bewußte Fälschung. (Ich kenne übrigens mindestens einen katholischen Theologen, der mutmaßt, das Mainstreamchristentum könnte sich umgekehrt von dem Christentum abgespalten haben, das später im Islam kondensierte. :D)

Das Problem ist: So wie ich das verstehe, kann man das durchaus machen. Das müßte theoretisch/theologisch im Islam diskutierbar sein. Verbindlich ist nur die Schrift, nur der Koran. Das Leben des Mohammed, nicht einmal die Tatsache, daß er gelebt hat, ist nicht Gegenstand muslimischen Glaubens. Nur schlägt das der Praxis des Islams fundamental ins Gesicht. (Ja, ich weiß. Der zweite Glaubensartikel lautet „Und Mohammed ist sein Prophet“. Es ist erwiesen, daß das mal verstanden werden konnte als „Jesus ist der Gepriesene“.)

Wie weit man damit kommt, wird man sehen. Da muß man mal in Ruhe so 100, 150 Jahre abwarten, wie die Diskussion weiter geht. Man hat das ja auch mit Jesus versucht, seine historische Existenz überhaupt abzustreiten, aber dann kann man nicht erklären, warum schon für 50 n.Chr. historisch verbürgt ist, also von Nichtchristen belegt, daß es christliche Gemeinden, Sekten gibt, die sich auf einen Crestos berufen. Ich bin schon gespannt, wie sie den Bruch zwischen Schiiten und Sunniten erklären wollen, wenn Mohammed nie gelebt habe, denn es ging ja angeblich in dem Streit um seine Nachfolge. Aber ich bin verblüfft, wie weit diese Leute überhaupt schon gekommen sind.


Nur gehört so etwas nach meiner Meinung noch lange nicht in die Schulen, in den Religionsunterricht. Das sollen erst mal esoterische Fachzirkel an den Universitäten diskutieren. Deswegen haben sie meines Erachtens Khorchides Vorgänger in Münster zu Recht abgeschossen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Mendelssohn

Well-Known Member
So einfach ist das nicht. :) Dir ist klar, daß Du hier in ein Wespennest stichst?
Inwiefern? Was hat der Glaube an die christliche oder islamische Botschaft mit der Historizität der Ereignisse und der geschilderten Personen zu tun? Der Auftrag, Gutes zu tun, bedarf keiner empirischen Verifikation. Religion beschäftigt sich mit Glaubensfragen. Steht der Glaube in Frage, wird logisch (Theologie), aber doch nicht historisch gestritten.
Sowas passiert höchstens in fundamentalistischen Kreisen, die die Welterschaffung durch Gott datieren, also zu einem historischen Faktum erheben. Allesamt Kreise, die nicht auf der theoretischen Höhe der gegenwärtigen Theologie stehen.
 

Alubehütet

Well-Known Member
@Mendelssohn Mit Wespennest meinte ich z.B. den Streit um Khorchides Vorgänger in Münster. Die historische Existenz des Propheten zu bestreiten ist allerdings gegenwärtig ein verdammt heißes Eisen, nicht erst für Fundamentalisten. Da ist im Moment Krieg, auch unter nichtmuslimischen Islamwissenschaftlern.
 

eruvaer

Well-Known Member
Brüder Jesu, an einer Stelle auch Schwestern, werden im Neuen Testament wiederholt erwähnt. Vier von ihnen sind namentlich bekannt, darunter auch ein

Hätte ich jetzt nicht gewußt. :) Der ist allerdings nicht zu verwechseln mit dem Judas, dem Jünger, der Jesus verraten hat.
Achsooooo schon macht das alles viel mehr Sinn!
Das kommt davon wenn man solche ollen Schmöker ohne professionelle Anleitung liest oder wenigstens Autorenkommenare am Rande :D
Ewige Verwirrung. X)
Will gar nicht wissen was ich noch alles falsch verstanden hab :)
 

eruvaer

Well-Known Member
Mal am Rande: wie sieht es mit Islam Unterricht an deutschen Schulen aus?

@eruvaer Am Ethik Unterricht (der in NRW Praktische Philosophie heißt) nahmen sämtliche Schüler und Schülerinnen teil, die nicht am konfessionellen Religionsunterricht teilnahmen. Der Islam-Unterricht wurde eingerichtet, damit auch islamische Schülerinnen und Schüler eine Wahlmöglichkeit haben, also zwischen Religions- und Ethikunterricht sich entscheiden können.
Jo ich weiß und?
Katholische und evangelische Religion streichen, alle in den neuen Reliunterricht, der sich nunmehr mit Moral, deren Entstehung und Religionen, Sekten und anderen Auswüchsen, wie Vielehe, Matriarchat, Veganismus und Konsorten auseinandersetzt und allen ist gedient, ganz ohne dass sich irgendeine Religion vernachlässigt fühlen muss, den wenn nun ein Taoist in der Klasse ist, kann man auch auf diese etwas intensiver eingehen als dem Grundinhalt des Lehrplans. Und beten kann dann jeder wieder außerhalb des staatlichen Schulunterrichts.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Ich bin ja gegen Religionsunterricht in Schulen. Stattdessen sollte man dem Kind den Namen Ethik, Philosophie oder ähnliches geben und hier auch jedes Jahr die populären Religionen intensiv mit ihrem Glauben besprochen werden.
Ich bin unbedingt deiner Meinung :)

Es muß Religionskunde verbindlich für alle geben. Es kann nicht angehen, daß Leute an die Uni kommen, Germanistik studieren wollen, auf Thomas Manns „Josef und seine Brüder“ stoßen, und nicht wissen, wer Josef ist. Die wichtigsten griechischen Helden- und Göttersagen würde ich auch unbedingt mit aufnehmen. Indoktrination wiederum – keinen anderen Auftrag hat „Reli“ heute – hat an den Schulen nichts zu suchen, höchstens im Fach „Staatsbürgerkunde“.
 
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