Mal über Erdoğan plaudern

Alubehütet

Well-Known Member
Le monde diplomatique hat einen sehr langen, sehr vernichtenden, sehr gründlichen und sehr sachlichen Erdogan-Verriß. Selbst wenn ich Erdogan-Fan wäre, würde ich mir den durch den Kopf gehen lassen. Für uns hier wenig Neues, aber sehr komprimiert.

Ein frommes Volk steht auf gegen eine entfremdete Elite, von der es jahrzehntelang beherrscht wurde, und zwar mit Hilfe des Militärs, einer permanenten, säkularen Gehirnwäsche und einer Verfassung, die nur den Interessen dieser Elite diente. Laut Erdoğan wurden alle bisherigen Verfassungen vom Westen in die Türkei „exportiert“, sind also „nicht auf diesem Boden gewachsen“. Weshalb sie auch nicht „die Werte der Nation“ repräsentieren. Aus demselben Grund können die bestehenden Gesetze auch keine absolute Gültigkeit beanspruchen.

Was die Gewaltenteilung betrifft, so dient sie nach Erdoğans Lesart nur dazu, die Rechte und den Handlungsspielraum der vom Volk gewählten Regierung zu beschneiden. Dagegen kann es echte Demokratie nur geben, wenn ein vom Volk direkt gewählter Präsident die Werte der Nation verkörpert, wenn seine Herrschaft den Willen des Volkes vollkommen repräsentiert und er genau deswegen seine Macht mit niemandem teilen muss. Erst unter einer solchen Regierungsform findet die Türkei zu ihrer natürlichen Stärke und kann erneut zur Führungsmacht der (sunnitischen) Muslime aufsteigen.

Das erklärt, so Erdoğan, warum das missgünstige Ausland – primär der Westen – ihn unbedingt zu Fall bringen will.


Insgesamt sei Erdogan dabei aber auf jedem, wirklich jedem Gebiet gescheitert, und vor allem wirtschaftlich kann es nur noch bergab gehen.

Und zwar hier
 

Zerd

Well-Known Member
Das Grundproblem besteht mE darin, dass Mist immer nur noch größeren Mist hervorbringt. Erdogans Aufstieg und der Umstand, dass er trotz seiner immer größer werdenden Verfehlungen vom Wahlvolk noch nie richtig abgestraft wurde, ist tatsächlich eine Reaktion und Folge des Mists, der in den Jahrzehnten zuvor in der türkischen Republik verzapft wurde. Aber bei diesem Mist ging es nicht um westliche und östliche Werte oder Konzepte, sondern vor allem um Arroganz und Dummheit und Selbstgefälligkeit und diese Eigenschaften sind bekanntermaßen über alle Lager hinweg gleichverteilt. Es kommt nur darauf an, ob dieser Teil des Lagers gerade das Sagen hat oder nicht.

Im Westen haben wir momentan eine ganz ähnliche Situation mit dem Mist, der nur noch größeren Mist hervorbringt. Hier haben seit einigen Jahrzehnten die Neoliberalen das Zepter in der Hand: eine Gesellschaftsordnung ohne jegliche Vision, die allein auf Konkurrenzdenken, Profitstreben und Konsum gegründet ist- so ein Mist! Und was erleben wir momentan gerade: dass demokratische und soziale Errungenschaften der bürgerlichen Gesellschaft immer mehr über Bord geworfen werden und faschistoide Haltungen wieder hoffähig geworden sind. Und das ganze hat nichts mit Ost oder West zu tun, sondern vorrangig mit arroganten selbstgefälligen Arschlöchern, denen es überlassen wird, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen abzustecken.

Solange die meisten das gutheißen oder zumindest dabei mitmachen, ist es nun einmal legitim, bis der ganze Prozess irgendwann gegen die Wand gefahren wird, dadurch diese Mist-Spirale zum Erliegen kommt und die übrig gebliebenen einen Neuanfang machen können.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Solange die meisten das gutheißen oder zumindest dabei mitmachen, ist es nun einmal legitim, bis der ganze Prozess irgendwann gegen die Wand gefahren wird, dadurch diese Mist-Spirale zum Erliegen kommt und die übrig gebliebenen einen Neuanfang machen können.
Mitmachen erzeugt keine Legitimität. Mehrheiten erzeugen keine Legitimität. Oder wäre der Völkermord an den Juden (und Armeniern) und die Apartheitspolitik in den USA, Südafrika usw. legitim gewesen, weil der Zeitgeist nationalistisch und die Mehrheit der Wähler rassistisch eingestellt war?
Legitimität lässt sich nicht durch Mehrheitsbeschluss erzeugen, nur durch Überprüfung der jeweiligen Gesetzgebung mit den Grund- bzw. den Menschenrechten. Das gilt auch für die türkische Regierung.
 

Barispasa

Active Member
Das Problem mit Ditib ist, dass sie eine Spionagebehörde und Propaganda-Anstalt des Erdogan-Regimes ist. Die Muslimbrüder-Runde finde im Vergleich dazu putzig.

Diese argumentlose Verteufelung der Ditib.
Gibt es auch Beweise in Form von Fakten hierzu, als einen Bild Artikel ohne Quellen und konkreten Fall ?
Also ich war Regelmäßig bei der Ditib in der Moschee zum Besuch und kenne viele der Hocas (Imame). Das sind alte religiöse Opas die mich gefragt haben, ob ich ihnen ihr I Phone erklären kann. Und das sollen Spione der Türkei sein ?

Mein Opa war selbst vorsitzender bei der Ditib und aktuell ist das ein bekannter meiner Familie der auch ein alter Opa ist. Die Türkei schreibt uns absolut nichts vor, stellt uns lediglich Diyanet Kalender, die Ausbildung der Imame zur Verfügung. Da ist nichts undurchsichtig. Jeder kann und mit dem Vorsitzenden im Büro sprechen oder zu unseren Gebeten kommen, wie es die Regionale Zeitung bei uns gemacht hatte.

Komisch das man die Ditib wegen irgendwelchen phantasierten Verbindungen zur Türkei verteufelt, während man den Zentralrat der Juden der sich offen als Sprachrohr und in Vertretung Israels erklärt, in Deutschland völlig akzeptiert ist.
 

Barispasa

Active Member
Insofern erstaunt es mich um so mehr, warum Israel die YPG unterstützen sollte, die Erdogan als syrischen Militärarm der PKK definiert.

Tut Israel eben aber, deshalb kann man von diesem Staat nicht dafür sprechen, dass er sich für die Juden einsetzt, sondern für die Zionisten. Orthodoxe Juden, die Israel aus ihrer religiösen Überzeugung ablehnen, werden systematisch von Israel diskriminiert. Israel betreibt massiv Lobbyarbeit für die PKK. Das war auch an meiner Uniso da hat der Dachverband der israelischen Gesellschaft mit der PKK Nahen YXK Veranstaltungen organisiert.

Es gibt große Solidaritätsbekundungen aus Israel für die YPG. Die nächste türkische Operation gegen die YPG wollte Israel verhindern. Die PKK als Terrororganisation anzuerkennen ,aber die YPG nicht macht keinen Sinn.

Die USA ist auch der verbittete Feind des Kommunismus, unterstützt aber die marxistische YPG. In Syrien wird ein falsches Spiel gespielt.
 

EnRetard

Well-Known Member
Komisch das man die Ditib wegen irgendwelchen phantasierten Verbindungen zur Türkei verteufelt
phantasiert? Hahahahahahahahahaha.
(...) Der Vorsitzende Kazim Türkmen sei Botschaftsrat, Vize Ahmet Dilek Religionsattaché, Generalsekretär Abdurrahman Atasoy ein Imam der Diyanet.
https://www.welt.de/regionales/nrw/...m-Verband-Versucht-Ditib-eine-Kehrtwende.html

während man den Zentralrat der Juden der sich offen als Sprachrohr und in Vertretung Israels erklärt, in Deutschland völlig akzeptiert ist.
Meine Güte, bist du billig.
 
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