Das Grundproblem besteht mE darin, dass Mist immer nur noch größeren Mist hervorbringt. Erdogans Aufstieg und der Umstand, dass er trotz seiner immer größer werdenden Verfehlungen vom Wahlvolk noch nie richtig abgestraft wurde, ist tatsächlich eine Reaktion und Folge des Mists, der in den Jahrzehnten zuvor in der türkischen Republik verzapft wurde. Aber bei diesem Mist ging es nicht um westliche und östliche Werte oder Konzepte, sondern vor allem um Arroganz und Dummheit und Selbstgefälligkeit und diese Eigenschaften sind bekanntermaßen über alle Lager hinweg gleichverteilt. Es kommt nur darauf an, ob dieser Teil des Lagers gerade das Sagen hat oder nicht.
Im Westen haben wir momentan eine ganz ähnliche Situation mit dem Mist, der nur noch größeren Mist hervorbringt. Hier haben seit einigen Jahrzehnten die Neoliberalen das Zepter in der Hand: eine Gesellschaftsordnung ohne jegliche Vision, die allein auf Konkurrenzdenken, Profitstreben und Konsum gegründet ist- so ein Mist! Und was erleben wir momentan gerade: dass demokratische und soziale Errungenschaften der bürgerlichen Gesellschaft immer mehr über Bord geworfen werden und faschistoide Haltungen wieder hoffähig geworden sind. Und das ganze hat nichts mit Ost oder West zu tun, sondern vorrangig mit arroganten selbstgefälligen Arschlöchern, denen es überlassen wird, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen abzustecken.
Solange die meisten das gutheißen oder zumindest dabei mitmachen, ist es nun einmal legitim, bis der ganze Prozess irgendwann gegen die Wand gefahren wird, dadurch diese Mist-Spirale zum Erliegen kommt und die übrig gebliebenen einen Neuanfang machen können.