#MeTwo erzählt vom Alltagsrassismus

eruvaer

Well-Known Member
Wahrscheinlich wollt ihr es nicht hören, aber es gibt ja auch Diskriminierung umgekehrt.
Wo beschwere ich mich nun wenn ich, wie mir passiert, in einem arabischen Geschäft angesehen werde als hätte ich Gift in der Hand und Pocken im Gesicht. Also richtig böse. Einmal bin ich dann trotzdem noch hinein gegangen um etwas zu kaufen, die gleichen bösen Blicke. Ich lasse es nun. In den anderen arabischen oder türkischen Läden werde ich normal bedient/behandelt.
Dachte du meinst jetzt positive Diskriminierung..
Afrikaner laufen so schnell wie Gazellen
Kanadier sind unendlich freundlich
Japaner sind intelligent und weise
Usw

Dass jeder überall ein Rassist sein kann und davon betroffen sein kann, sollte klar sein?
 

sommersonne

Well-Known Member
Ist auch klar. Nur bekommt die eine Seite eine Plattform für ihre berechtigten Beschwerden. Die andere Seite bisher nicht und es wird auch nirgends erwähnt das es auch andersherum sein kann.
 

eruvaer

Well-Known Member
Ist auch klar. Nur bekommt die eine Seite eine Plattform für ihre berechtigten Beschwerden. Die andere Seite bisher nicht und es wird auch nirgends erwähnt das es auch andersherum sein kann.
Wo steht das dass das anders herum nicht so gedacht ist!?
Hab noch nicht von der Einschränkung gehört, dass das nur jeweils für Minderheiten mit Migrationshintergrund gilt?

*edit:
Das wäre ja als hätten bei #metoo nur heterosexuelle Frauen mitmachen dürfen oder wenn das zuhause passiert ist man raus :confused:
 

eruvaer

Well-Known Member
Meine besten Freundinnen in der Schulzeit:
Die eine Iranerin mit Asyl und zwei Eltern mit der festen Absicht mit ihr wieder in den Iran zu gehen sobald der Bruder studieren könnte. Medizin.
Die andere halb deutsch, halb Thai - optisch aber eine exakte Kopie der thailändischen Mutter, wuchs bei der grantigen bösen rassistischen Grossmutter auf.

Letztere äusserte sich irgendwann sehr wütend und negativ über die Bewohner des Asylantennheims. Wegen den dürfe sie nicht alleine raus und die sollen hingegen wo sie herkommen sind. Ah ja?

Ich musste erstmal über sie lachen (sie ist wirklich bodenlos naiv, kann konnte der jedes Märchen erzählen egal wie abgwegig - die tat es geglaubt. Bspw habe ich ihr mal erzählt Kinderschokolade sei für Erwachsene ungesund und in grossen Mengen ausser tödlich, weil sie wissen wollte warum die so heisst. Daraufhin fing sie an ihrer Oma (die war wirklich grausam ader das Jugendamt tat nichts) Kinderschokolade abzugeben. Ewig später hat sie mich gefragt wie viel Schokolade ein Erwachsener denn auf einmal essen müsse um krank zu werden... SO naiv.)

Die Iranerin guckte natürlich völlig schockiert "denkst du über mich auch so!?"
Natürlich nicht!
Wir haben ihr dann erklärt, dass sie auch nur ein Ausländer wie die Leute über die ihre Oma herzieht und, dass ihre beste Freundin auch nur ein Asylant ist und ich die einzige in der Gruppe bin die sich negativ über Ausländer äusseren dürfte, dann aber eben auch ein A.loch wäre. Und es ohnehin keinen Sinn macht, denn sobald ich das Land verlasse wäre ich das fremde Subjekt das man hassen dürfte für etwas für das die Person überhaupt nichts kann.

Aber...
Rassismus ist einfach keine intelligente Entscheidung.
Wie man es auch dreht und wendet, es ist immer eine wütende undifferenzierte Äusserung von jemandem, dem nichts besseres einfiel, als einer gesamten "Rasse" die Schuld für etwas zu geben, das ihn persönlich stört. Oft stehen Ursache der Wut und geäusserter Hassgrund nicht einmal in direktem Zusammenhang.

Klassiker:
Derjenige ist arbeitslos.
Beschuldigt Geflohene ihm die Jobs weh zu nehmen obwohl die nicht einmal arbeiten dürfen.

Deswegen wird auch völlig willkürlich in alle Richtungen drauf los rassist während man sich an irgendeine eingebildete Rassenordnung hält wo man sich selbst natürlich immer ganz weit oben sieht. Egal wo man ist.
 

Bintje

Well-Known Member
Ist auch klar. Nur bekommt die eine Seite eine Plattform für ihre berechtigten Beschwerden. Die andere Seite bisher nicht und es wird auch nirgends erwähnt das es auch andersherum sein kann.

Einschlägige Lektüre und Plattformen wie PI und so weiter für vermeintlich benachteiligte Inländer gibt's doch schon seit mehr als einem Jahrzehnt? o_O Von abgedrehten FB-Gruppen wie "Deutschland mon amour" etc. ganz zu schweigen... was meinst du, was da zelebriert wird.


Wo denn? Ernsthafte Frage. Geh mal bei #MeTwo lesen, viel Spaß. Beinahe auf jeden Tweet, der diskriminierende bis eindeutig rassistische Erfahrungen schildert, folgen mildestenfalls relativierende Antworten. Viele Antworten sind hämisch, höhnisch oder drehen den Spieß einfach um. Teils mit eindeutigem Ziel.
Diesen Link hatte ich, glaube ich, weiter oben schon mal gepostet (oder nicht?), aber das lässt sich auch leicht beobachten, wenn man da mitliest:
https://derstandard.at/2000084302733/Rechtsextremisten-versuchen-MeTwo-zu-vereinnahmen

Merkwürdig. Kaum ergreifen Menschen das Wort, die nicht zur Mehrheitsgesellschaft zählen und beschreiben ihre Erfahrungen mit eben dieser Gesellschaft, werden ihre Schilderungen in Zweifel gezogen und abgewertet.
Scheint unheimlich schwierig zu sein, das einfach mal auszuhalten. Aus Sicht etlicher "Kartoffeln" (darf ich wohl schreiben, bin ja laut Nick selbst eine) handelt es sich anscheinend um eine Art Kulturkampf. Es geht offenbar um die Deutungshoheit und darum, anderen ihr eigenes Erleben abzusprechen.
 

eruvaer

Well-Known Member
[...] wie PI und so weiter für vermeintlich benachteiligte Inländer
[...]
Wo denn? Ernsthafte Frage. Geh mal bei #MeTwo lesen, viel Spaß. Beinahe auf jeden Tweet, der diskriminierende bis eindeutig rassistische Erfahrungen schildert, folgen mildestenfalls relativierende Antworten. Viele Antworten sind hämisch, höhnisch oder drehen den Spieß einfach um. Teils mit eindeutigem Ziel.
Ja?
@sommersonne liest glaube ich nicht gerne PInews und passt auch sonst nicht in deine Gruppe der "vermeintlich benachteiligten".
Klar ist ihre Erfahrung im Supermarkt wo sie sich komisch angeguckt fühlt nicht so krass wie die eines anderen der keinen job bekommt weil er den falschen Namen oder die falsche Farbe hat oder der dafür gleich verprügelt wird, aber die Motivation des Rassismus steht doch bei allen drei Fällen.

Es mag sein, dass das nur ein Missverständnis ist und sich die Leute im Supermarkt nur wundern, dass sich eine deutsche Frau dorthin verirrt. Das wissen wir beide nicht und sollten @sommersonne daher Glauben schenken.
Und das nicht abtun nur weil sie Deutsche in Deutschland ist.

Ich wurde in Braunschweig mal von einer Gruppe deutscher Nazis (gross, blass, Glatze, eindeutig tätowiert, Männer) verfolgt die sich sehr aggressiv, drohend und abfällig über mich dreckigen Ausländer äusserten. Auch in den Schlecker folgten sie mir durch die Gänge bis ich es irgendwann schaffte sie abzuhängen.
Ist das dann kein ernstzunehmender Rassismus weil ich gar nicht bin was die dachten?
Etwas sehr ähnliches passierte mir mit zwei Nazi-Polen in meiner Heimatstadt. Die hatten polnischen Akzent! Ist es trotzdem egal weil ich ja nicht wie sie glaubten türkisch bin und ich gar nicht wirklich gemeint war!? :confused:
In den Niederlanden hatte ich eine Diskussion mit einem niederländischen Nazi der von Freunden begleitet war und mich wütend angriff, dass ich den Niederländern den Platz wegnehmen würde und gefälligst alle Ausländer das Land verlassen sollen. Die würden nur die Drogenprobleme im Land verschärfen. Er war betrunken und ich wurde dann da von meinem Mitbewohner raus geholt.
Ist das jetzt kein Rassismus und egal, weil ich zur Mehrheit, zur Herrenrasse gehöre? :confused:
Oder weil es für mich nicht zum Alltag gehört? Würden sich alle so wenig gesellschaftlichen Situationen aussetzen wie ich würde es auch weniger Rassismus gegen sie geben ;)

Oder wie ein Autobahnschild hier sagt:
"Gib Dränglern keine Chance, fahre rechts!"
Also:
"Gib Rassismus keine Chance, bleib zuhause!" ;)
 
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