Es bräuchte eine Frau, die Gesicht zeigt und etwa ausführlich bei Tilo Jung auspackt, das brächte Einiges ins Rollen.
Was ich mir gestern mal bei Spotify angehört hab: "Boys Club - Macht + Missbrauch bei Axel Springer".
Die 1. Folge fand ich nicht so dolle, in der 2. erzählten betroffene Frauen anonym mit nachgesprochenen Stimmen, wie sie es fanden, bei Springer. Bei der "Bild". Wie sie überaus willig und motiviert da reinrutschten und welche Faszination das auf sie ausübte. Unerfahrene Berufsanfängerinnen, die sich anfangs enorm geschmeichelt und bestätigt fühlten, weil das System nun einmal sie zu bestätigen schien.
Ein Strudel, ein Sumpf aus Flügen in der Businessclass, glamourösen Weihnachtsfeiern und sonstigem Schnickschnack, womit Springer seine austauschbaren Galeerenwerker bei Laune hält. Wenn die sich bewähren. Also taten sie alles dafür. Für ein Leben im 16. Stock im Springer-Hochhaus. Sonst gab's offenbar keins.
Ja, vielleicht packen mal welche unter Klarnamen aus. Zwar glaube ich nicht daran, aber es wäre verdienstvoll. Auch wenn ihre Erzählungen das allgemeine Bild der ganzen Berufsgruppe in den Augen von Außenstehenden dann womöglich wieder mal so prägen und verzerren, dass auch integre Medienmenschen in Erklärzwänge geraten. Aber das ist ja sowieso so, Klischees bestimmen oft das Image mit einer Mischung aus Neid und Bösartigkeit:
Lügenpresse. Wer Karriere macht, hat sich
garantiert nur hochgeschlafen und so weiter. Auch wenn viele vor allem ganz unglamourös über die Äcker der Republik latschen, um jeden Stein umzudrehen, ansonsten Feuerwehrfeste und Gemeindevertretersitzungen betexten und von Flügen in der Businessclass auf Verlagskosten höchstens träumen, wenn sie ausnahmsweise mal Zeit haben dafür. Also praktisch nie.