Wie hast du's mit der Religion?

TheCore

Moderator
AW: Wie hast du's mit der Religion?

Die Idee des säkularen Staates ist es, dass uns die Religionen nicht behelligen - auch nicht der Islam. Von Monika Maron
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-77435320.html

Die Grundthese des Artikels wird an keiner Stelle durch die Herstellung eines glaubwürdigen Tatsachenbezugs unterstützt. Schon dem Einleitungssatz mangelt es dafür an Scharfsinn. Was versteht Frau Maron unter "behelligen"? Menschen fühlen sich regelmäßig durch andere behelligt, sowohl aufgrund deren Rechtsausübung als auch aufgrund rechtswidrigen Verhaltens. Ist wenigstens in diesem Licht (oder schon nach geschichtlicher Allgemeinbildung) die Idee des säkularen Staates nicht mit etwas mehr Inhalt zu füllen als mit der Floskel "Trennung von Staat und Religion", unter der hier jeder etwas anderes versteht?

Und wenn wir fragen, steht das Grundgesetz, das die Religionsfreiheit garantiert, ausnahmslos über der Religionsfreiheit, lautet die Antwort ebenso: ja.
Wenn hinter dem Satz ein rationaler Gedanke steckt, hätte man ihn anders formulieren müssen. Er vergleicht Äpfel mit Birnen. Zwanghaft einen Sinn darin suchend, könnte man festhalten, dass der Großteil des Grundgesetzes normativ unter dem Grundrechtekatalog und damit unter der Religionsfreiheit anzusiedeln ist.

Diese Fragen können wir, die deutsche Gesellschaft, beantworten.

Aber ob der Islam zu Deutschland gehört, können weder Christen, Atheisten oder Agnostiker, sondern nur die Muslime selbst entscheiden.

Die islamischen Verbände und Organisationen, aber auch die einzelnen Muslime müssen sich fragen, ob ihr Islam - den Islam gibt es ja nicht - imstande und bereit ist, sich diesen nicht verhandelbaren, zu Deutschland unbedingt gehörigen Voraussetzungen anzupassen.

Nichts gegen ihre Verehrung des Grundgesetzes, aber durch ihre Ausgangsperspektive "Wir - und die Moslems" verkennt die Autorin, dass gerade dieses Grundgesetz vorsieht, Voraussetzungen in ihren Details im gesellschaftlichen Konsens zu entwickeln, der heute von Muslimen mitgeprägt wird. Gegenstände, die Muslime betreffen, sind danach ebenso zu verhandeln, wie die Fragen, ob Kruzifixe in Schulen hängen und die Gleichstellung der Geschlechter eine Frauenquote erfordert. Einer (auch verfassungsrechtlich) noch so gut begründbaren Haltung in Einzelfragen kann nicht zusätzliches Gewicht verliehen werden, indem man willkürlich den "Bestandsschutz" der verfassungsmäßigen Ordnung für sie beansprucht. Dazwischen liegen Welten.

Dann verzichtet er freiwillig auf Sonderrechte, auf Prozesse um Gebetsräume in Schulen und Universitäten, die Befreiung von bestimmten religionsunverträglichen Arbeiten wie die Berührung von Bierflaschen, dann werden Imame und Funktionäre ihre Gläubigen davon überzeugen, dass ihre Religion sie weder berechtigt, deutsche Gesetze zu brechen, noch die vereinbarten Regeln des Zusammenlebens in diesem Land zu missachten.

Es fehlt ein konkreter Hinweis auf die angeblich begehrten Sonderrechte des Islam, die anders als Geschlechtertrennung und Speisepläne in Schulen in ihrer demokratischen Disposition neu oder wesentlich wären. Weder erkenne ich eine Tendenz des Gesetzgebers, solche aufzugreifen, noch wurden Prozesse um muslimische Religionsfragen je nach Sonderrechten beurteilt, noch kann man es als Integrationsvoraussetzung definieren, auf die Klärung seiner persönlichen Freiheiten in einem Prozess "freiwillig zu verzichten". Die Differenzierung zwischen Gesetzen und den "vereinbarten Regeln des Zusammenlebens" hat zwar auch ihre juristischen Vorbilder, verrät aber jedes Mal den hohen Grad an Subjektivität einer Ausführung. Wenn ich eine sachliche Betrachtung versuche, komme ich immer noch zu dem Schluss, dass in dem in Deutschland zulässigen Maß an religiöser Beeinflussung und Durchdringung des öffentlichen Sektors die christlichen Konfessionen gefolgt vom Judentum den Islam weit überflügeln. Das Gewicht dieses Einflusses ist an den Wertungen von beispielsweise Staatskirchen- und Rundfunkstaatsverträgen aus meiner Sicht besser zu beurteilen als nach der medialen Dauerbestrahlung.

Wollen wir, dass der Islam die Stellung der Religionen in Deutschland verändert?

Verändert der Islam die Stellung der Religionen in Deutschland oder ist das nur eine Behauptung aus der Argumentationsnot desjenigen heraus, der - gewöhnt an die christlich-jüdische Kulturtradition - mit zunehmender Präsenz des Islam feststellt, dass Deutschland ihm einfach nicht säkular genug, besser gesagt, nicht laizistisch ist?

Aber ist es nicht unser Recht, vom Islam nichts zu verstehen und nur zu erwarten, dass wir von ihm nicht mehr behelligt werden als von allen anderen Religionen?

Sich intellektuell von den Entwicklungen unserer Zeit abzuschneiden, ist ein gut gepflegtes Grundrecht. Den Gegenstand der Ignoranz aber einer qualifizierten journalistischen Betrachtung zu unterziehen, ist wohl ein unmögliches Unterfangen.
 

Tuerksan

New Member
AW: Wie hast du's mit der Religion?

Wenn sie dabei in Glaubenskonflikte
geraten, müssen sie ihren Gott und den Koran befragen,
welche Möglichkeiten sich bieten, mit der Gesellschaft,
zu der sie gehören wollen, Übereinstimmung und Frieden zu
finden.

hoert sich an,als muessten ALLLE Muslime jetzt morgens sich eine Gewissenfrage stellen.Ich haette gerne einen Spiegel(upps Ironie)den ich Befragen koennte.Spieglein Spieglein an der Wand........
 

Mutter Courage

Gesperrt
AW: Wie hast du's mit der Religion?

Wenn sie dabei in Glaubenskonflikte
geraten, müssen sie ihren Gott und den Koran befragen,
welche Möglichkeiten sich bieten, mit der Gesellschaft,
zu der sie gehören wollen, Übereinstimmung und Frieden zu
finden.

hoert sich an,als muessten ALLLE Muslime jetzt morgens sich eine Gewissenfrage stellen.Ich haette gerne einen Spiegel(upps Ironie)den ich Befragen koennte.Spieglein Spieglein an der Wand........

Warum sollst du in Glaubenskonflikte geraten? Dieser Thread hat doch nur das Thema, dass Staat und Religion voneinander getrennt sein sollen/müssen. Jeder darf seinen Glauben behalten.
 

Mutter Courage

Gesperrt
AW: Wie hast du's mit der Religion?

Die Grundthese des Artikels wird an keiner Stelle durch die Herstellung eines glaubwürdigen Tatsachenbezugs unterstützt. Schon dem Einleitungssatz mangelt es dafür an Scharfsinn. Was versteht Frau Maron unter "behelligen"? Menschen fühlen sich regelmäßig durch andere behelligt, sowohl aufgrund deren Rechtsausübung als auch aufgrund rechtswidrigen Verhaltens. Ist wenigstens in diesem Licht (oder schon nach geschichtlicher Allgemeinbildung) die Idee des säkularen Staates nicht mit etwas mehr Inhalt zu füllen als mit der Floskel "Trennung von Staat und Religion", unter der hier jeder etwas anderes versteht?


Wenn hinter dem Satz ein rationaler Gedanke steckt, hätte man ihn anders formulieren müssen. Er vergleicht Äpfel mit Birnen. Zwanghaft einen Sinn darin suchend, könnte man festhalten, dass der Großteil des Grundgesetzes normativ unter dem Grundrechtekatalog und damit unter der Religionsfreiheit anzusiedeln ist.



Nichts gegen ihre Verehrung des Grundgesetzes, aber durch ihre Ausgangsperspektive "Wir - und die Moslems" verkennt die Autorin, dass gerade dieses Grundgesetz vorsieht, Voraussetzungen in ihren Details im gesellschaftlichen Konsens zu entwickeln, der heute von Muslimen mitgeprägt wird. Gegenstände, die Muslime betreffen, sind danach ebenso zu verhandeln, wie die Fragen, ob Kruzifixe in Schulen hängen und die Gleichstellung der Geschlechter eine Frauenquote erfordert. Einer (auch verfassungsrechtlich) noch so gut begründbaren Haltung in Einzelfragen kann nicht zusätzliches Gewicht verliehen werden, indem man willkürlich den "Bestandsschutz" der verfassungsmäßigen Ordnung für sie beansprucht. Dazwischen liegen Welten.



Es fehlt ein konkreter Hinweis auf die angeblich begehrten Sonderrechte des Islam, die anders als Geschlechtertrennung und Speisepläne in Schulen in ihrer demokratischen Disposition neu oder wesentlich wären. Weder erkenne ich eine Tendenz des Gesetzgebers, solche aufzugreifen, noch wurden Prozesse um muslimische Religionsfragen je nach Sonderrechten beurteilt, noch kann man es als Integrationsvoraussetzung definieren, auf die Klärung seiner persönlichen Freiheiten in einem Prozess "freiwillig zu verzichten". Die Differenzierung zwischen Gesetzen und den "vereinbarten Regeln des Zusammenlebens" hat zwar auch ihre juristischen Vorbilder, verrät aber jedes Mal den hohen Grad an Subjektivität einer Ausführung. Wenn ich eine sachliche Betrachtung versuche, komme ich immer noch zu dem Schluss, dass in dem in Deutschland zulässigen Maß an religiöser Beeinflussung und Durchdringung des öffentlichen Sektors die christlichen Konfessionen gefolgt vom Judentum den Islam weit überflügeln. Das Gewicht dieses Einflusses ist an den Wertungen von beispielsweise Staatskirchen- und Rundfunkstaatsverträgen aus meiner Sicht besser zu beurteilen als nach der medialen Dauerbestrahlung.



Verändert der Islam die Stellung der Religionen in Deutschland oder ist das nur eine Behauptung aus der Argumentationsnot desjenigen heraus, der - gewöhnt an die christlich-jüdische Kulturtradition - mit zunehmender Präsenz des Islam feststellt, dass Deutschland ihm einfach nicht säkular genug, besser gesagt, nicht laizistisch ist?



Sich intellektuell von den Entwicklungen unserer Zeit abzuschneiden, ist ein gut gepflegtes Grundrecht. Den Gegenstand der Ignoranz aber einer qualifizierten journalistischen Betrachtung zu unterziehen, ist wohl ein unmögliches Unterfangen.

Danke, Herr Kern, jetzt wissen wir ganz genau Bescheid, was der Artikel von Frau Maron beinhaltet.
Aber wie hältst du es mit der Religion? Dazu hast du dich noch nicht geäußert. Wäre für mich viel interessanter und bestimmt nicht so eine schwäääääre Kost am frühen Morgen. popcorn :wink:
 

focali

New Member
AW: Wie hast du's mit der Religion?

Wahrscheinlich hast du den Beitrag nicht gelesen, aber dafür, das du nichts schreiben willst, gleich 3 Beiträge hintereinander ist etwas inkonsequent. Ich bin dir auch nicht böse, wenn du nicht mitmachst, andere scheint das Thema ja schon zu interessieren und da es sogar Mitforisten gibt, die die Katastrophe in Japan für gottgewollt halten, kann wohl etwas Aufklärung nicht schaden.

Wenn du dich selber für einen Idioten hältst, weil du an Gott glaubst, werde ich dir nicht widersprechen, das mache ich ja sonst schon oft genug :evil:


Von wem soll es sonst gewollt sein wenn nicht von Gott?
 
Top