Wie wichtig ist der türkischen Gesellschaft freie Meinungsäußerung?

Almancali

Well-Known Member
Die AKP hat auf dem Land einiges für die Leute getan. Dies ist unbestritten. Also wird AKP gewählt.
Was durchaus legitim und sicherlich von Vielen unbestritten ist. Die AKP ist eine legetime Partei in einem sekulären Staat. Die AKP ist insich uneins über den gemeinsam zu beschreitenden Weg.

Die Menschen können es sich nicht leisten ihr reales Leben gegen etwas theoretisch zu tauschen.
Ihr reales Leben ändert sich gerade grundlegend. Die bezahlten Annehmlichkeiten auf dem Land bezahlen diese Menschen nun mit ihrer Freiheit (und das deren Kinder). Soweit um die Ecken denkt dort vermutlich niemand.

Edit: Noch etwas. Den Wohlstand in der Türkei hat man mit den vorherrschenden Staatsinstrumenten geschaffen. Da muss man sich fragen, ob man die gesamte Verfassung in die Tonne treten muss, um sie mit einer islamischen Verfassung auszutauschen. Wir ändern in der BRD ja auch nicht gleich die gesamte Verfassung und Grundrechte, nur weil irgendwo paar Hamburger Bonzen sich wegen paar Flüchtlingsheimen aufregen. Ich sehe in diesem Zusammenhang die Verhältnismäßigkeit nicht erfüllt. Wohlstand und Industrialisierung eines Landes sollte nicht die Änderung der Verfassung begründen bzw. begünstigen. Wir schmeissen mal eben alles weg, was Atatürk begründet und die Türkei die letzten 100 Jahre ausgemacht hat. ... Dann auch noch zeitgleich über Nationalstolz zu schreiben ... Der Nationalstolz - so mein Verständnis - begründet sich auf dem Fundament der Verfassung. Wer tritt eigentlich was mit Füßen ?
 
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Mendelssohn

Well-Known Member
Die AKP hat auf dem Land einiges für die Leute getan. Dies ist unbestritten.
Also wird AKP gewählt. Die CHP hingegen hat viel versprochen und nicht geliefert.
Das haben die Menschen nicht vergessen.
Die Menschen können es sich nicht leisten ihr reales Leben gegen etwas theoretisch zu tauschen.
Mal eine Frage: Glaubst du nicht, daß die Leute auf dem Land mehr von denjenigen profitieren, die in der Stadt gute Arbeit haben und ihre Familie nicht im Stich lassen als von den Wohltaten der AKP-Regierung, die kurz vor den Wahlen eine Ladung Waschmaschinen oder sonstwas für bedürftige Familien auf dem Marktplatz werbewirksam verteilt? Und das Konzept: "jedem Dorf seine eigene Koranschule" ist veraltet und wird die Türkei nicht nach vorn bringen.
 

Strassenhund

Well-Known Member
Mal eine Frage: Glaubst du nicht, daß die Leute auf dem Land mehr von denjenigen profitieren, die in der Stadt gute Arbeit haben und ihre Familie nicht im Stich lassen als von den Wohltaten der AKP-Regierung, die kurz vor den Wahlen eine Ladung Waschmaschinen oder sonstwas für bedürftige Familien auf dem Marktplatz werbewirksam verteilt? Und das Konzept: "jedem Dorf seine eigene Koranschule" ist veraltet und wird die Türkei nicht nach vorn bringen.

Es geht nicht darum, was ich glaube. Ich versuche lediglich das Phänomen Erdogan oder AKP mit meinen bescheidenen Mitteln zu beschreiben. Wenn man jedoch nur ein wenig ausschert, und die handelsübliche Meinung nicht bedient, kommt sehr schnell Empörung auf. Und dann fallen Ausdrücke, wie unverhandelbar...

Ich bin kein Türke, sondern Gast. Als Gast habe ich Augen und Ohren, die vieles wahrnehmen. Ich versuche stets den Mensch von seiner politischen Meinung zu trennen, denn ich weiß, dass die Standpunkte meist aus den persönlichen Umständen geformt werden.

Und ich genieße den Luxus keiner eigenen Meinung folgen zu müssen.

Wenn ich nun noch den Erdogan Thread zerpflücke und mir ansehe, wie starr diskutiert wird, frage ich mich, wozu diese Diskussion überhaupt gut sein soll.

Im Gegensatz zu den meisten Foristen oder politisch-korrekt Denkenden würde mich freuen, wenn Spiritualität in die Politik einziehen würde. Im Islam steckt viel davon, aber auch in anderen Religionen. Die sog. freien Medien hingegen bestehen auf strikte Trennung; kein Wunder, sind die meisten Journalisten (verständlicherweise) aus dem atheistischen Lager.

Ich weiß, dass ich Deine eigentliche Frage nicht beantwortet habe. Sorry.
 

eruvaer

Well-Known Member
Im Gegensatz zu den meisten Foristen oder politisch-korrekt Denkenden würde mich freuen, wenn Spiritualität in die Politik einziehen würde. Im Islam steckt viel davon, aber auch in anderen Religionen. Die sog. freien Medien hingegen bestehen auf strikte Trennung;
Spiritulität schön und gut, aber wie soll man irgendeine der populären Religionen bittschön als Grundlage für einen Rechtsstaat nehmen, in dem keiner in Angst und Schrecken leben muss.
Politik und Recht müssen möglichst präziese formuliert und wörtlich befolgt werden.
Tut man ebendies mit irgendeiner der populären Religionen, ist man schnell von einhändigen Blinden umgeben, sind Frauen in Harems unterjocht und...nein ich mag mir das wirklich nicht mal vorstellen :confused:

nix gegen Religion als schwammig formuliertes auslegbares Grundprinzip, das Halt im persönlichen Leben gibt - aber es sollte doch besser weiterhin privates Hobby sein.
 

Bender

Well-Known Member
Der nicht, aber dafür die ganze jüdische Gemeinde, USA eingeschlossen!

Wenn du einen Vergleich wolltest, gibt es noch andere Beispiele.
Der Umgang mit Whistleblowern zum Beispiel.
Wenn man bedenkt, dass einige Whistleblower in Gefängnissen einsitzen, um ihr Leben fürchten oder im Exil leben müssen und kein Asyl gewährt bekommen, so ist der Vergleich mit der Türkei doch nicht soweit hergeholt.
Auch in aktuellen Fällen, wie dem Aufdecker der Panama-Papers oder wie jüngst auch die Lux-Leaks, die keine Sau interessieren, weil diese im Erdowahn untergehen.
Aber das war auch nicht das Thema, es ging ja eigentlich um die Türkei, wobei man doch so schön Satire betreiben und somit auch rassistische Äusserungen von sich geben kann, alles im Sinne der Presse- und Meinungsfreiheit.
Aber zum Thema zurück; das in der Türkei etwas falsch läuft, brauche ich nicht extra betonen.
Und wer denkt, unter dem Militär wäre alles besser, scheint die jüngere Geschichte bzw. auch aktuelle Geschehnisse nicht wirklich zu kennen.
 
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