Bintje
Well-Known Member
Einsammeln ... er hat sie wohl beide nicht verprellen wollen. Und damit beide verprellt.
Zumal er selber ja vorsichtig eher Pro-Brexit war. Die EU hat gegenwärtig eine verpflichtende neoliberale Agenda. Die Hoffnung war, raus aus der EU jetzt vielleicht nicht gerade den Sozialismus einführen zu können, aber so in die Richtung.
Es gibt nicht ganz Wenige, die ihn deswegen für einen Lexiteer halten, einen Befürworter des Brexits aus dem linken Spektrum. Genau das Bild hat er abgegeben und deshalb auch Remainer vor den Kopf gestoßen, die sich von Labour eine deutliche Pro-EU-Haltung erhofften.
Dieser Beitrag im Observer dürfte David Lammys Bewerbungsrede um den Labour-Vorsitz sein. Er übt vernichtende Kritik an Jeremy Corbyn und stellt dem "ethnischen Nationalismus" Boris Johnson einen "Bürger-Nationalismus" entgegen, der sich nicht auf biologische Abstammung, Hautfarbe oder Religion, sondern auf gemeinsame Werte stütze.
Lammy kündigte an, er werde über Weihnachten entscheiden, ob er kandidiere.
Hoffentlich tut er das. Das könnte noch interessant werden.
Geradezu tröstlich fand ich auch den gestern in der SZ erschienenen Gastbeitrag von Timothy Garton-Ash, auf Europäische Studien spezialisierter Historiker an der Universität Oxford. Lesenswert! Zitat:
"Der Kampf gegen den Brexit ist verloren. Der für ein europäisches England hat gerade erst begonnen. Als wir Remainer zu Hunderttausenden mit improvisierten Plakaten und europäischen Flaggen durch die Straßen Londons zogen, kämpften wir nicht nur um die britische Mitgliedschaft in einer Reihe europäischer Institutionen. Wir kämpften auch für eine bestimmte Idee von Großbritannien, und darin enthalten, England: offen, tolerant, international, staatsbürgerlich und zivilisiert, mit einem Bewusstsein für die sozialen Grundfesten individueller Freiheit, nicht nur für ihre rohen wirtschaftlichen Ausdrucksformen.
Diese Werte verbinden uns mit Millionen anderer Europäer. In diesem Sinne zogen wir ebenso sehr für ein europäisches England durch die Straßen. Und dafür können wir uns auch weiterhin einsetzen."
https://www.sueddeutsche.de/politik...2xbPP-NkOnBf-5Ylj1ajJa2Z8iGEH9RERX5wDTXLagZuE
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